Preisgekrönter Krampusfilm startet in Kinos

35 Kinos in Österreich zeigen ab morgen den international preisgekrönten Film „Gruß vom Krampus“ der Salzburger Regisseurin Gabriele Neudecker. Der Film dreht sich nicht nur um klassische Krampusse der Vorweihnachtszeit, sondern auch um die Salzburger Perchten.

Gabriele Neudecker Regisseurin aus Köstendörf

Pimp the Pony Productions

Regisseurin Gabriele Neudecker aus Köstendorf (Flachgau)

Die Welturaufführung von Neudeckers Film fand schon im April 2018 beim WorldFest-Houston im US-Bundesstaat Texas statt. Die Salzburger Regisseurin bekam dort zwei Awards. Das amerikanische Publikum - viele in Texas sind Nachfahren deutscher Einwanderer - zeigte sich begeistert von dem Salzburger Brauchtum und besonders von den großen Krampusläufen in österreichischen Städten.

„Gruß vom Krampus“ erhielt international noch andere Nominierungen bei Festivals - zum Beispiel beim renommierten Dada Saheb Phalke Film Festival in Indien.

Aufführungen, Orte, Termine

Ab Freitag - pünktlich vor Beginn der Krampus-Hochsaison - ist der Film nun in insgesamt 35 österreichischen Kinos zu sehen. Und das sind die Salzburger Spielstätten, die die Doku ab 9. November im Programm haben: Filmkulturzentrum „Das Kino“ in der Landeshauptstadt, Stadtkino Hallein, Dieselkinos in Bruck an der Glocknerstraße (Pinzgau) und St. Johann (Pongau).

Sammlung an Masken

ORF

Handgeschnitzte alpine Masken in traditionellen Formen, abseits des neueren, von Hollywood inspirierten Horrorkitsches

Außerdem gibt es Vorstellungen bei den Loferer Filmtagen am Freitag und eine große Flachgau-Premiere am 16. November im Festsaal in Neumarkt am Wallersee, Nachbarstadt der Heimatgemeinde der Regisseurin. Diese ist bei mehreren Aufführungen im Land Salzburg persönlich zu Gast. Am 1. Dezember wird „Gruß vom Krampus“ im Europark im Kino Oval gezeigt.

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„Krampus“ und „Perchten“

Er dreht sich nicht nur um die klassischen Krampusse der Vorweihnachtszeit, sondern auch um Salzburger Perchten, die historisch und kulturell aber nichts mit dem christlichen Brauchtum von Nikolaus oder Krampus zu tun haben. Perchtenläufe haben vorchristliche Wurzeln und finden wesentlich später im winterlichen Jahreslauf bzw. erst um den Jahreswechsel statt.

„Gerade die junge Generation belebt heute die wilden Geister rund um Krampus, Percht, Hex- und Habergoaß wieder. Das Krampus- und Perchtenbrauchtum als immer wiederkehrendes Winterritual erfüllt das Verlangen der modernen Menschen nach Veranstaltungen mit tieferem Sinn. Darin steckt sehr viel, was die Menschen motiviert und begeistert: Maskieren, Verkleiden, sich körperlich verausgaben. Man schlüpft in andere und stärkere Rollen, beschwört die Natur und eine metaphysische Ordnung der Dinge“, heißt es in einer Filmbeschreibung.

Assoziationen zu indianischem Brauchtum?

Gerade in Houston, Texas, passte das zu den vielschichtigen, christlichen und heidnischen Regionalkulturen der Nachkommen von Einwanderern und Ureinwohnern ganz gut. Dort haben viele Familien deutsche bzw. bayerische und auch ostalpine Wurzeln. Andererseits dauerten die Indianerkriege in Texas am längsten.

Die Comanchen im Südwesten der USA widersetzten sich weißen Siedlern und der US-Armee bis fast ans Ende des 19. Jahrhunderts - viel länger und viel erfolgreicher als die Sioux, Cheyenne und Kiowa weiter im Norden. Die wegen ihrer Brutalität und Rücksichtslosigkeit gegen weiße Frauen und Kinder auch sehr gefürchteten Comanchen zelebrierten vor Feldzügen und größeren Überfällen auf Siedlungen ihre uralten Fruchtbarkeits-, Sonnen- und Kriegstänze mit vielerlei Masken und Verkleidungen.

Musik von bekanntem Songwriter

Dominic Muhrer, Komponist und Salzburger Frontmann von „The Makemakes“, steuerte die Musik für „Gruß vom Krampus“ bei. Wegen des regulären Kinostarts konnte sich die kleine Köstendorfer Filmproduktionsfirma Pimp the Pony Productions von Gabriele Neudecker für die Endauswahl zur Vergabe des Österreichischen Filmpreises 2019 qualifizieren.

Nicht der erste internationale Erfolg

Regisseurin Neudecker hat für ihre Filme schon mehrfach Preise und Aufführungen bei prominenten Festivals eingeheimst. Zuletzt wurde „Deserteur!“ ein internationaler Erfolg. Darin geht es um Widerständler, die sich dem Dienst in Hitlers Deutscher Wehrmacht widersetzten und den Nationalsozialismus bekämpften.

"Deserteur!" - Film der Salzburger Regisseurin Gabriele Neudecker

"Deserteur!"

Filmszene aus Neudeckers „Deserteur!“

Vier junge Männer leben und leiden zwischen individueller Freiheit, traumatischen Erinnerungen und gesellschaftlicher Ausgrenzung im Hungerwinter 1946. Der Bauer, der Ministrant, der Koch und der Schweinemeister erzählen wahre Geschichten über Widerstand, Verweigerung und Desertion aus der Hitler-Armee. Der auf realen Schicksalen und hundert Interviews mit Zeitzeugen basierende Film greift ein letztes österreichisches Tabuthema auf. Erst 2009 wurden Deserteure in Österreich offiziell von Regierung und Nationalrat rehabilitiert. „Die gesellschaftliche Ächtung der Deserteure der Wehrmacht hält unvermindert an“, sagt Regisseurin Neudecker.

Gerald Lehner, salzburg.ORF.at

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