Sommertourismus: Sorge statt Jubelmeldungen

Der Sommer bleibt Sorgenkind der heimischen Touristiker. Wirtschaftsforscher und Hoteliers warnen vor ständigen Jubelmeldungen. Der Tourismus müsse realistischer und messbarer werden.

Der Sommer sei die Archillesferse im Tourismus - das bestätigte auch Petra Nocker-Schwarzenbacher, selbst Hotel-Betreiberin und Bundes-Tourismus-Obfrau in der Wirtschafskammer. Obwohl die Nächtigungszahlen jedes Jahr steigen, gehe die Schere zwischen Einkommen und Ausgaben immer weiter auseinander. Es sei das Problem: Zu wenig Preis für zu viel Leistung - das gelte insbesondere für die vielen Lockangebote, die im Sommer den Markt überschwemmen würden, so Nocker-Schwarzenbacher. „Wenn man dann liest, dass ein Vier-Sterne-Hotel um 169 Euro drei Nächte mit Halbpension anbietet, dann weiß man, dass da nichts mehr übrig bleibt.“

Petra Nocker-Schwarzenbacher

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Der Tourismus müsse realistischer und besser messbar gemacht werden, fordern Branchenvertreter wie Petra Nocker-Schwarzenbacher

Zahlen auf dem Papier schöner

Die Sommer-Erträge stünden schon lange in keiner Relation mehr zu den ständig steigenden Lohn- und Erhaltungskosten, ergänzte Nocker-Schwarzenbacher. Rekord-Nächtigungszahlen schauen zwar auf dem Papier gut aus, würden das Bild aber nur verfälschen und in einer Sackgasse enden. „Wir versuchen alle, längere Öffnungszeiten zusammen zu bringen, wir versuchen auch schlechtere Zeiten zu überbrücken - und das ist oft, weil man getrieben ist, die Jahreskosten irgendwie unter einen Hut zu bekommen.“

85 Prozent seien Familienbetriebe, Spitzenzeiten würden dann durch Familienmitglieder abgedeckt werden. „Da kommt man dann in die Situation, dass es eh ganz gut läuft, man hat viel Geschäft - aber es bleibt nichts mehr übrig. Dann ist da Frustration da und das wird sich irgendwann rächen“, so die Bundesobfrau der Tourismusbetriebe.

Wanderer steigen im Sommer in Sessellift ein

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Rekord-Nächtigungszahlen würden zwar immer wieder gerne von Politikern und Tourismuswerbern präsentiert, jedoch ein völlig verzerrtes Bild darstellen, so Branchenvertreter

Hoffnung auf Tourismus-Masterplan

Hoffnungen knüpft Petra Nocker-Schwarzenbacher an den von der Regierung geplanten Tourismus-Masterplan. Bis zum Frühjahr 2019 sollen Zukunfts-Strategien erarbeitet werden, wie der Tourismus in Österreich künftig messbarer, objektiver und konkurrenzfähiger gemacht werden kann.

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