Erste gehörlose Gebärdensprachdolmetscher

An der Universität Salzburg haben am Mittwoch die ersten zwölf gehörlosen Gebärdensprachdolmetscher ihre Ausbildung mit Zertifikat abgeschlossen. Damit können sie erstmals in Österreich in ihrer Muttersprache arbeiten.

Für Laien ist es eine Gebärdensprache, tatsächlich werden weltweit aber unterschiedliche Gebärdensprachen verwendet - etwa die amerikanische Gebärdensprache, die internationale Gebärde und die österreichische Gebärdensprache. Und ähnlich wie in der Lautsprache braucht es dafür dann Dolmetscher und Übersetzer.

Wichtig etwa bei Gerichtsverfahren

Den Anwendungsfall beschreibt Gebärdensprachdolmetscher Andreas Schodterer so: „Es ist jemand aus dem Ausland, braucht eine Gerichtsverhandlung in Österreich, ist gehörlos, spricht aber nicht die österreichische Gebärdensprache. In dieser Situation ist ein tauber Dolmetscher geladen, der aus dieser ausländischen Gebärdensprache in die österreichische Gebärdensprache übersetzt - und dann einen Dolmetscher, der aus der österreichischen Gebärdensprache ins Deutsche übersetzt.“

Zertifikat wird an Gehörlose Gebärdendolmetscherin verliehen

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Am Mittwoch wurden die Zertifikate an Gebärdendolmetscherinnen und -dolmetscher verliehen

„Wichtige Zusatzausbildung“

Zwölf Absolventinnen und Absolventen hat der Logo-Lehrgang. Es ist das erste Mal, dass gehörlose Menschen die Möglichkeit für eine akademische Ausbildung in diesem Bereich bekommen haben: „Für mich ist es allgemein im Leben wichtig, etwas zu lernen“, so Anna Cerncic aus Niederösterreich, eine der Absolventinnen. „Zweitens ist es eine Zusatzausbildung zu meinem eigentlichen Beruf als Lehrerin. Ich mache darin auch öfters Übersetzungen - und diese Ausbildung hat mir in meinem Beruf als Lehrerin geholfen.“

Gehörlose Gebärdendolmetscherin beim Sprechen in Gebärdensprache

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Anna Cerncic ist eine der zwölf Absolventinnen

„Das bedeutet: Ich kann als tauber Mensch meine Gebärdensprache zeigen“, ist die Absolventin Claudia Schweinzer aus Wien überzeugt. „Das ist meine Muttersprache. Das passt dann sehr gut für meine Zuschauer, die selber auch gehörlos sind, weil wir uns dann in der gleichen Sprache unterhalten, und ich nicht in eine Fremdsprache dolmetsche.“

Zu wenige Gebärdensprachdolmetscher in Österreich

Die Nachfrage nach Gebärdensprachdolmetschern und Übersetzern ist groß. Und Österreich hat im europäischen Vergleich Nachholbedarf: „In Finnland gibt es 400 Dolmetscher für viel weniger Einwohner. Hier in Österreich gibt es nicht genügend Dolmetscher“, weiß Reinhard Grobbauer vom Österreichischen Gehörlosenbund. „Deshalb ist die Situation in Österreich für Gehörlose schwierig.“

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Erste gehörlose Gebärdendolmetscher

An der Universität Salzburg haben jetzt erstmals Gehörlose die Ausbildung als Gebärdendolmetscher absolviert.

„Für die Lehrgangsteilnehmer ist es eine tolle Sache, weil sie damit einen anerkannten akademischen Abschluss haben“, sagt Lehrgangsleiter Dietmar Roehm. „Der hat natürlich deutlich mehr Gewicht und ist sichtbarer als ein normaler Lehrgangsabschluss.“ Die Lehrgangskosten der Teilnehmer wurden vom Sozial- und Wissenschaftsministerium übernommen. Der nächste Lehrgang ist bereits in Planung und soll 2019 taube und hörende Menschen gemeinsam ausbilden.