Lend, Schwarzach: 60 Jobs in Alu-Produktion weg

Die Industrieorte Lend (Pinzgau) und Schwarzach (Pongau) verlieren 60 Arbeitsplätze: Die tschechische MTX-Gruppe, die seit eineinhalb Jahren dort Aluminium-Gießerein betreibt, schließt mit Jahresende die Produktion.

Die Gemeinde Lend setzte in die Investoren der MTX-Gruppe große Hoffnungen. Das tschechische Unternehmen hatte die Aluminium-Gießerei übernommen und weitergeführt. Ende 2016 war die Aluminium Lend Gesellschaft von der SAG (Salzburger Aluminium Gruppe) in die Insolvenz geschickt worden. Jetzt sind die Hoffnungen zunichte gemacht.

“Mitarbeiter haben es von Kunden erfahren“

Am Dienstag wurden die rund 60 Mitarbeiter informiert, dass sie mit Ende des Jahres ihre Jobs verlieren, sagt die Bürgermeisterin von Lend, Michaela Höfelsauer (SPÖ): „Nach eineinhalb Jahren einfach Schluss zu machen und auch die Mitarbeiter nicht persönlich zu informieren, ist schon bedenklich. Die haben das über Kunden erfahren. Es sieht tatsächlich so aus, als ob die Firma gar nicht da bleiben wollte. Als ich das gehört habe, habe ich sofort versucht, die Geschäftsführer in Tschechien zu erreichen. Da meldet sich niemand, da ist kein Kontakt.“

Die Vorgangsweise der tschechischen Firma ist für die Bürgermeisterin „eine Frechheit“, Höfelsauer machte gegenüber dem ORF ihrem Ärger Luft: „Dem Betriebsrat einen Brief zu schicken, nicht selbst herzukommen, sich nicht selbst vor die Leute zu stellen, das Rückgrat nicht zu haben. Und dann zu sagen: Danke, mit 31.12. wird dieser Betrieb geschlossen. Kein Sozialplan, sondern einfach nach eineinhalb Jahren sagen: Das war’s, wo sich wirklich der ganze Ort für die Firma eingesetzt hat.“

Aufruf an Firmen, die Personal benötigen

Betroffen ist auch ein zweite Standort in Schwarzach (Pongau), wo die MTX-Gruppe große Alublöcke verarbeitet: „Es ist Gott sei Dank so, dass wir Arbeitsplätze zur Verfügung haben“, sagt der Schwarzacher Bürgermeister Andreas Haitzer (SPÖ). „Man merkt den wirtschaftlichen Boom. Aber letztendlich: In einem Spezialgebiet, in einer Spezialausbildung wie es in einem Aluminiumwerk ist, tu ich mir jetzt schwer zu sagen, welche Möglichkeiten jetzt da sind. Aber natürlich haben wir noch einige größere Betriebe in der Umgebung, wo man Arbeitsplätze finden kann. Aber 60 Arbeitsplätze sind 60 Schicksalsschläge - die muss man erst einmal innerhalb kürzester Zeit irgendwie sozial gut unterbringen.“

Die Gemeindepolitiker haben einen Aufruf gestartet, damit sich Firmen melden, die Mitarbeiter benötigen.

Geschäftsführer nicht erreichbar

Erst vor einem halben Jahr hatte die tschechische MTX-Gruppe noch von Millioneninvestitionen in Lend gesprochen und neue Betriebsflächen gesucht. Jetzt steht das Aus mit Jahresende bevor. Der zuständige Geschäftsführer war am Mittwoch für eine Stellungnahme nicht erreichbar. Die Mitarbeiter des Unternehmens haben die Anweisung, öffentlich nichts zu sagen.

Redaktionelle Anmerkung:
Am Tag der Publikation, 17. Oktober 2018, wurde dieser Artikel mit missverständlichen Symbolfotos illustriert, die zum einen das gesamte Firmengelände in Lend zeigten, bei dem auch Produktionsstätten abgebildet waren, die nicht mit der MTX-Gruppe in Verbindung zu bringen sind. Ebenso war ein Angestellter bei Schweißarbeiten abgebildet, die ebenfalls nicht zur Produktionslinie des tschechischen Unternehmens gehören.

Links:

• Lend: Investor droht mit Abwanderung (salzburg.ORF.at; 19.04.2018)
• Brand in Aluminiumwerk Lend(salzburg.ORF.at; 14.02.2018)
• Aluwerk-Konkurs: Hohe Quote für Gläubiger (salzburg.ORF.at; 11.10.2017)
• Aluwerk Lend: Tscheche rettet Jobs (salzburg.ORF.at; 08.03.2017)