Tiroler Skistreit eigentlich Salzburger Thema

Eine heftige Debatte in Tirol betrifft geografisch ausschließlich das Land Salzburg. Das Skigebiet Resterhöhe im Pinzgau gehört „nur“ organisatorisch zum Skiverbund Kitzbühel in Tirol. Der frühe Start der Saison dort sorgt für Streit.

Skigebiet Resterhöhe Kitz Ski Mittersill Pass Thurn

KitzSki

Gipfelbereich auf der Resterhöhe bei Mittersill

Die Grünen in Tirol kritisieren seit Tagen, dass die Kitzbüheler Bergbahnen schon am 13. Oktober die Skisaison eröffnen. In Innsbruck und vielen Teilen des Landes wird nun heiß diskutiert, warum die weltbekannte Stadt Kitzbühel im Unterland so früh ihren Winter starte? Die einen sehen tolle Werbung, die anderen einen schweren Image-Schaden für ganz Tirol.

Tiroler Streit um Salzburger Piste

Sachlich betrachtet dreht sich der Streit aber um ein sehr kleines Skigebiet, das noch dazu komplett auf dem Gebiet der Salzburger Stadt Mittersill im benachbarten Pinzgau liegt. Und der Frühstart ins Skivergnügen ist dort nur möglich, weil mit speziellen Depots viel Naturschnee aus dem letzten Winter über den heißen Sommer „gerettet“ werden konnte. Die Pracht ist vor kurzem auf einer relativ steilen, nach Norden ausgerichteten Piste aufgebracht und ausgewalzt worden. Das bietet guten Schutz vor herbstlicher Sonne, die nun immer flacher und schwächer einstrahlt. Ähnlich wurde das schon im letzten Jahr gemacht.

Grüner sieht reale „Piefke Saga“

Der Hotelier und grüne Tiroler Landtagsabgeordnete Georg Kaltschmid kritisiert, dass die entsprechenden Medienbilder nun weltweit die bizarren Klischees bestätigen würden, die einst in der TV-Serie „Piefke Saga“ über Tirol und seine Tourismusindustrie skizziert worden seien. Wer in einem sehr warmen Herbst wie diesem mit künstlichen Hilfsmitteln die Wintersaison so starte, der werde international nicht mehr ernst genommen, so die Grünen.

Bildergalerie:

„Auf dem Hahnenkamm noch nicht möglich“

Bei dieser Debatte der Tiroler Landes- und Umweltpolitik wurde bisher öffentlich kaum oder nicht erwähnt, dass es um Salzburger Territorium geht. Das Skigebiet Resterhöhe gehört jedoch organisatorisch zur großen Aktiengesellschaft, die im benachbarten Tirol im berühmten Raum Kitzbühel die meisten Seilbahnen und Lifte betreibt.

Deren Vorstandssprecher Josef Burger bestätigte dem ORF Salzburg am Freitag auf Anfrage, dass ausschließlich auf dem kleinen Salzburger Teil seines Skigebietes so früh vor der eigentlichen Saison gewedelt, gecarvt und trainiert werden könne: „Auf unserem berühmten Tiroler Hahnenkamm zum Beispiel wäre das in dieser Form nie möglich – wegen der noch zu starken Sonneneinstrahlung im Herbst. Es gibt auf dem Hahnenkamm nur wenige Nordhänge.“

Wie konserviert man so viel Schnee?

Auf der Mittersiller Resterhöhe im grenznahen Salzburg dagegen sei ein sehr schöner und langer Nordhang vorhanden - noch dazu mit stolzen 700 Höhenmetern, freut sich Seilbahnmanager Burger: „Da haben die Sonne von Süden her und der Wind kaum Chancen mehr im Herbst, unsere schöne Piste wegzuschmelzen.“

Und wie konservieren Bergbahnen ihren Schnee über einen so heißen Sommer wie den vergangenen? Burger verweist auf eine Spezialmethode mit drei Schichten:

1. Die Schneemassen werden im Frühling auf Kunststoffplatten aus Hartschaum gelagert, die zum Boden hin gut isolieren.

2. Über die Haufen wird eine wasserdichte Silofolie gebreitet, wie sie auch in der Landwirtschaft verwendet wird.

3. Den Abschluss bildet als äußerste Schicht ein so genanntes „Gletschervlies“ – eine wasserspeichernde Kunststofffolie. Diese wird immer feucht gehalten, sei es durch den natürlichen Regen oder mit künstlicher Bewässerung. In der Sommerhitze verdunstet dieses Wasser und erzeugt die aus der Physik bekannte Verdunstungskälte, die wiederum den Schnee im Depot nach unten hin vergleichsweise gut kühlt.

Der Kitzbüheler Seilbahnmanager Burger betont, das sei ein umweltschonendes Verfahren. Die Resterhöhe eigne sich für diese Kombination perfekt: „Wir haben unsere Depots nordseitig direkt beim Skigebiet. Es sind keine längeren Lkw-Transporte nötig. Und es ist Naturschnee aus dem letzten Winter.“

Es gehe auch nicht um Massentourismus, denn auf der Resterhöhe seien nicht sehr viele Leute so früh in der Saison unterwegs: „Es ist aber ein perfektes Trainingsgebiet mit optimaler Hangneigung, wenn Rennläufer aller Disziplinen hier bei uns auf gutem Naturschnee trainieren wollen.“

Gerald Lehner, salzburg.ORF.at

Link: