Unwetter-Chaos: Großes Aufräumen

Nach den schweren Unwettern im Glemmtal (Pinzgau) hat sich die Lage weiter entspannt. Mit Baggern, Schubraupen, Muldenkippern und Lkw wird mit Hochdruck gearbeitet. Man braucht Platz, bevor weitere Unwetter für neues Schwemmmaterial sorgen könnten.

„Die Schutzbereiche und Sicherungsbauten an den Bächen waren zum Bersten voll. Mittlerweile sind die Retentionsräume zu zwei Drittel wieder frei“, sagt Gebhard Neumayr von der Wildbach- und Lawinenverbauung: „Wir haben Glück, dass es für den Katastrophenfall eine Vorsorgefläche in Hinterglemm gibt, wo wir das Geschiebe vor Ort deponieren können.“

Das erspare lange Transportwege und beschleunige die Arbeiten massiv. Derzeit seien rund 50 Großgeräte im Dauereinsatz, um rund 15 Wildbachsperren leer zu räumen. In den vergangenen eineinhalb Tagen seien dabei mehr als 40.000 Kubikmeter Schwemmmaterial abtransportiert worden.

Dieses Element ist nicht mehr verfügbar

Aktueller TV-Bericht von Samstagabend in „Salzburg heute“: Großer Aufräumtag im Glemmtal bei Saalbach und Hoffnung auf weniger Regen

Sanierung der unverbauten Bereiche dauert noch

Die bestehenden Schutzbauwerke im Glemmtal hätten sich bei den Unwettern klar bewährt, so Neumayr: „Überall dort wo es Wildbachsperren gab, hatten wir keine Schäden, überall wo nicht, große Schäden.“ Die Aufräumarbeiten in den unverbauten Bereichen dürften hingegen noch Wochen dauern.

Kommen weitere Fluten?

Sorge bereitete den Einsatzkräften am Samstag das Wetter, denn neuerlicher Starkregen könnte die Situation wieder verschärfen. Die rund 250 Bewohner und Urlauber, die bis Freitagnachmittag bei Hinterglemm im Talschluss von der Außenwelt abgeschnitten waren, konnten und können zu bestimmten Zeiten das Tal verlassen. Am Samstag wurde die Straße am Morgen und gegen Mittag zwei mal für gut eine halbe Stunde geöffnet, auch am Abend wird die Sperre noch einmal aufgehoben. Durch den starken Regen war Donnerstagabend ein Fahrstreifen der Straße auf einer Länge von rund 50 Metern weggespült worden.

Nach dem Unwetter: Aufräumen im Glemmtal

Seit Freitagfrüh sind mehr als ein Dutzend schwere Baumaschinen im Einsatz, um nach dem Unwetter die vermurte Glemmtalstraße (Pinzgau) zu räumen und die Zufahrt nach Hinterglemm zeitweise wiederherzustellen. Neuerlicher Regen könnte die Situation aber wieder verschärfen.

Bürgermeister spricht von Katastrophengebiet

Nach einem Lokalaugenschein am Freitag per Hubschrauber über Saalbach-Hinterglemm sprach Bürgermeister Alois Hasenauer (ÖVP) von einem Katastrophengebiet: „Es wird sicher noch einige Tage dauern, bis wir das Offensichtliche beseitigt haben und sicher noch einige Wochen bis wir bei uns im Gemeindegebiet wieder Normalität haben.“

Bagger bei Aufräumarbeiten im Glemmtal

ORF / Peter-Paul Hahnl

Schweres Gerät im Aufräumeinsatz

Aktueller Wetterbericht bereitet Sorge

120 freiwillige Feuerwehrleute aus Saalbach-Hinterglemm, Maishofen, Bruck, Piesendorf, Taxenbach, Uttendorf und Saalfelden halfen bisher bei den Aufräumarbeiten zusammen. Die Lage hat sich inzwischen deutlich entspannt, Sorge bereitet aber vor allem das Wetter: „Sollte es massiver zu regnen beginnen, wäre wieder höchste Gefahr. Die Hänge sind angerissen, Murenbrecher und Schutzbauten der Wildbäche sind zum Bersten voll. Der Schutz den die Wildbachverbauten gestern geleistet haben, wäre heute somit nicht gegeben“, sagt Fritzenwanger.

Bagger bei Sicherungsarbeiten

Land Salzburg/Melanie Hutter

Baggerfahrer sichert schwer beschädigte Landesstraße

Hinterglemm zeitweise wieder erreichbar

Auch der Zivilschutzalarm ist offiziell wieder aufgehoben. Von Seilbahnbaustellen in der Umgebung wurden etwa 15 Bagger, 15 Lastwagen sowie Muldenkipper abgezogen, um die Unwetterschäden möglichst rasch zu beseitigen.

Beschädigte Landesstraße

Land Salzburg/Melanie Hutter

Mehrere weggespülte Straßenabschnitte müssen repariert werden

Nach Unwetter: Eingeschlossene befreit

Rund 250 Menschen waren von der Außenwelt abgeschnitten, konnten aber mittlerweile befreit werden.

Schutzbauten randvoll mit Geröll und Baumstämmen

An eine Räumung der Schutzbauwerke der Wildbachverbauung in den Seitentälern und vielen kleineren Gräben ist noch nicht zu denken: „Auch diese Rückhaltebecken sind bis oben mit Geröll angefüllt. Sollte jetzt weiterer Starkregen dazukommen, kann es sehr gefährlich werden. Die Straße ins Glemmtal und die Versorgung der 300 Einwohner und Gäste in Hinterglemm haben jetzt Priorität“, sagt Feuerwehrkommandant Eberharter.

Bildergalerie - kurz nach dem Unwetter

Hochbetrieb bei Pannenhelfern

Mehr als 30 Notrufe aus dem Pinzgau sind allein beim Pannendienst des ÖAMTC eingelangt. Viele Autofahrer wurden von den Wassermassen überrascht, Autos auf Parkplätzen überschwemmt oder verschüttet. Das Ausmaß der Schäden zeigte sich am Freitagvormittag. Der Abschleppdienst war im Dauereinsatz, um defekte Fahrzeuge aus den Schlammmassen zu bergen. Bis Freitagmittag absolvierten die ÖAMTC-Pannenhelfer im Pinzgau mehr als 100 Einsätze.

Pannenhelfer im Einsatz

ÖAMTC

Pannenhelfer im Dauereinsatz

Rotes Kreuz: Bisher keine Verletzten

Das Rote Kreuz hat im Glemmtal weiterhin 25 Sanitäter in Bereitschaft, sagt Rot-Kreuz-Kommandant Anton Voithofer. In der Nacht auf Freitag musste im von der Außenwelt abgeschnittenen Talschluss ein Patient mit einem Herzanfall versorgt und ins Krankenhaus nach Zell am See gebracht werden. Ansonsten musste das Rote Kreuz bisher keine Verletzten versorgen, sondern nur planmäßige Krankentransporte abzuwickeln.

Peter-Paul Hahnl; Peter Obermüller, Ö3 in Salzburg

Link: