Saalfelden: Zukunft statt Jazzgeschichte im Blick

Das heurige Jazzfestival in Saalfelden (Pinzgau) verzichtet bewusst auf Stars - stattdessen seien die „großen Namen von morgen“ zu sehen, sagt Intendant Mario Steidl. Ausnahme ist nur Gitarrist Marc Ribot.

Zwischen Donnerstag und Sonntag sind in Saalfelden über 40 Konzerte angesetzt, 21 davon bei freiem Eintritt. Der Anteil von Musik aus der österreichischen Jazzszene ist dabei besonders hoch: So wird Ulrich Drechsler auf der Hauptbühne im Saalfeldener Kongresshaus am Freitag das erste Konzert spielen. Der deutsche Klarinettist studierte in Graz und gründete die akustische Clubmusikgruppe „Cafe Drechsler“ in Wien.

Ulrich Drechsler

Jazzfestival Saalfelden/Peter Rigaud

Ulrich Drechsler ist mit einem siebenköpfigen Ensemble in Saalfelden zu sehen

Drechlser tritt gemeinsam mit einem siebenköpfigen Emsemble auf, sagt Mario Steidl: „Ulrich Drechsler passt zu unserem Festivalkonzept der Stiloffenheit - er präsentiert ein Projekt mit drei Sängerinnen, das Ganze komplettiert mit fünf Instrumentalisten, sehr genreübergreifend.“

Bei Stars wird gespart, dafür mehr Programm

Rund 60 Österreicherinnen und Österreicher werden beim Festival zu hören sein. Auf die ganz großen Namen wird dabei verzichtet - genauso wie auf große Persönlichkeiten der Jazzgeschichte, sagt Intendant Mario Steidl: „Ich bin nicht mehr bereit, dass ich für ein Trio 40.000 Euro bezahle - nur, weil sie irgendwann einmal Jazzgeschichte geschrieben haben. Da sage ich: Ich spar mir lieber die Hälfte von dem Geld und setze das lieber ein für ein verjüngtes Programm, für zusätzliches Programm, wovon auch andere Leute profitieren.“

Konzert beim Jazzfestival Saalfelden (im Saalfelden Congress)

APA/MatthiasHeschl/Jazzfestival Saalfelden

Das Jazzfestival Saalfelden will die „großen Namen von morgen“ präsentieren

Es geht Steidl auch ganz darum, eher in die Zukunft als in die Vergangenheit zu schauen: „Wir sind auch der Ansicht, dass es diese große Verbeugung vor der Jazzgeschichte oder dieses Hochhalten der Tradition in dieser Form nicht mehr braucht oder dass unser Festival eigentlich dafür nicht da ist, sondern dass wir versuchen, die großen Namen von morgen schon heute zu präsentieren.“

Marc Ribot mit Partisanenliedern

Eine der wenigen Ausnahmen ist der amerikanische Komponist und Gitarrist Marc Ribot - er tritt am Freitag mit „Songs of Resistance“ im Saalfeldener Kongresshaus auf: „Für mich war das insofern wichtig - auch ein bisschen als politisches Statement einfach hinzustellen - da sind wirklich so Antifaschistenlieder, Partisanenlieder und solche Sachen, die da neu interpretiert werden“, sagt Steidl.

Marc Ribot mit akustischer Gitarre

Jazzfestival Saalfelden/Sandlin Gaither

Marc Ribot tritt Freitagabend mit „Songs of Resistance“ auf

Zusätzlich zu den großen Auftritten auf der Hauptbühne im Kongresshaus gibt es im Kunsthaus Nexus wieder kleinere Konzerte, musiziert wird auch wieder auf dem Saalfeldener Rathausplatz und einigen Almen. Mit neugierigem Publikum rechnen die Veranstalter rund um Mario Steidl fix: „Weil ich da was Neues finde, weil ich da Sachen höre, die ich vorher noch nicht live gesehen habe oder noch nicht einmal kenne.“

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