Jubel für Currentzis Beethoven-Zyklus

Der Dirigent Teodor Currentzis dürfte das Festspielpublikum mit Beethoven weiter zum Jubeln hinreißen. Das lässt sich nach dem Konzert am Mittwoch sagen. Currentzis führt heuer alle Symphonien auf. Er begann mit der legendären Neunten.

Das außerordentliche Ereignis kündigte sich schon vor dem Eingang an. Es gab besonders viele Fans, die noch versuchten, an Eintrittskarten zu kommen. Teodor Currentzis stürzte sich dann im vollen Saal mitreißend in die Musik. Mit dem ganzen Körper gab der als „Klassikrebell“ international sehr bekannte und beliebte Künstler die Emotionen weiter, hielt den Klang stets ganz schlank, ohne das geringste Vibrato. Besondere Umsicht galt den Bläsern. Es sind alte Instrumente, die auch ungewöhnliche Klänge ermöglichen.

Teodor Currentzis am Dirigentenpult bei Konzert

Salzburger Festspiele / Marco Borelli

Teodor Currentzis begeisterte mit Beethovens Neunter Symphonie das Publikum

Die Stimmen waren fein austariert, jede Instrumentallinie blieb hörbar. Alles verwebte sich zu einer flirrenden Klangfläche. Die Struktur schien sich für wenige Takte aufzulösen, bis sich die Stimmen wieder ins gewohnte Metrum ordneten. Beethovens Neunte Symphonie wirkte hier wie neu erfunden - aufgespannt zwischen fast unhörbarem Pianissimo und mächtig dröhnendem Forte.

Exponate der Sonderausstellung "Haydn und Beethoven"

ORF

Ludwig van Beethoven (rechts) und Joseph Haydn auf einem Gemälde im Burgenland

Dirigent verweist auf Teamwork

Schließlich stimmten das Solistenquartett, der Chor von Music Aeterna und der Bachchor gemeinsam die bekannte Ode an die Freude an, Beethovens Vision von Freundschaft und einer besseren Welt. Das Publikum war begeistert.

Und Teodor Currentzis ging gleich hinüber zu den Mitgliedern des Orchesters und zu den Chören. Dieser Erfolg gehörte allen.

Von Sibirien an die Salzach

Von 2004 bis 2010 war Currentzis Chefdirigent am Nowosibirsker Opern- und Ballettheater in Nowosibirsk, dem größten Opernhaus in Sibirien. Dort gründete er das MusicAeterna Ensemble und den Neuen Sibirischen Sänger-Kammerchor.

2006 leitete er Konzerte mit dem Sänger Alexey Kudrya in Moskau und Nowosibirsk anlässlich des 250. Geburtstages von Wolfgang Amadeus Mozart. Currentzis ist seit Februar 2011 der Musikdirektor des Opern- und Ballettheaters in Perm. Im Film „Dau“ von Ilja Chraschanowski von 2011, der das Leben des russisch-jüdischen Physik-Nobelpreisträgers Lew Landau schildert, übernahm Currentzis die Hauptrolle.

Sophie Rois erkrankt

Auf der Pernerinsel hatten die Festspiele am Feiertag weniger Glück. Sophie Rois wurde krank und musste ihre Mitwirkung bei „Hunger“ absagen. Die Aufführung fand allerdings statt, dank der Flexibilität des Ensembles.

Eva Halus, ORF Radio Salzburg

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