Mozarts „Scheishäusel“-Brief angekauft

Die Stiftung Mozarteum Salzburg hat kürzlich einen 1791 verfassten Brief Mozarts an seinen Freund Anton Stoll gekauft. Es sei „eine der wertvollsten Neuerwerbungen der letzten zehn Jahre“ - datiert mit „Scheishäusel den 12. Juli“.

Der Komponist, Musiker, Reisende, Poet, Gebrauchslyriker, gebürtige Salzburger und Wiener Freimaurer Wolfgang Amadeus Mozart schrieb diesen Brief im Sommer 1791 - knapp ein halbes Jahr vor seinem Tod am 5. Dezember. Das vom Absender versiegelte Schreiben war an seinen Kollegen und guten Freund Anton Stoll (1747 bis 1805) in Baden bei Wien gerichtet. Dort war Stoll bei der Suche nach einem passenden Quartier für Mozarts Frau Constanze behilflich.

Mozart Scheishäuselbrief angekauft Stiftung Mozarteum

APA / Internationale Stiftung Mozarteum

„Scheishäusel den 12. Juli“ - so datierte das Salzburger Genie in Wien den Freundesbrief. An einem stillen Örtchen bzw. auf seinen Knien dürfte er ihn kaum geschrieben haben. Die Schrift ist zu harmonisch und zu wenig zittrig.

Brief war auch in Besitz von Brahms

Das Schreiben gehört zu den wenigen Privatbriefen, die von Mozart erhalten sind. Es befand sich seit der Mitte des 19. Jahrhunderts durchweg in Privatbesitz – prominentester Vorbesitzer war Johannes Brahms – und konnte im 20. Jahrhundert nur anhand von Fotografien studiert werden. Der Brief ist laut Experten ein Musterbeispiel für den Humor Mozarts. Die Anrede wächst sich zu einem vierzeiligen Gedicht aus, auf der Rückseite schreibt Mozart im Namen seines Assistenten Franz Xaver Süßmayr, um seiner Bitte nach Übersendung von Musikalien durch derb-drollige Drohungen Gewicht zu verleihen. Mozart versucht dabei, die Schrift Süßmayrs nachzumachen.

Bildergalerie:

Eigentümerfamilie verzichtete auf Auktion

„Was für ein besonderer Moment und was für ein Glück, dass sich die Eigentümerfamilie dieses besonderen Mozartbriefes direkt an die Stiftung Mozarteum gewandt hat“, sagt Johannes Honsig-Erlenburg.

Er ist Präsident der Stiftung Mozarteum: „Danke, dass sie uns damit vor dem ′Auktionsmatch′, bei dem eine gemeinnützige Institution wie die Stiftung Mozarteum schon lange nicht mehr mithalten kann, bewahrt hat.“

Sechsstelliger Euro-Betrag

Der Ankauf um einen sechsstelligen Euro-Betrag wurde komplett von der österreichisch-deutschen Unternehmerin Maria-Elisabeth Schaeffler-Thumann finanziert. Honsig-Erlenburg: „So können wir Mozarts frivolen Spaß weltweit einer breiten Öffentlichkeit zugänglich machen.“

Auch neu erworbener Brief schon im Netz

Die Bibliotheca Mozartiana der Stiftung verwahrt den größten Teil der Korrespondenz der Familie Mozart, darunter allein fast 200 Originalbriefe Wolfgang Amadeus Mozarts. Die Sammlung, zu der auch zahlreiche Musikautographen Mozarts gehören, geht in ihrem Kern auf Geschenke und Vermächtnisse von Mozarts Witwe Constanze sowie seiner Söhne Carl Thomas und Franz Xaver Wolfgang Mozart zurück. Alle Briefe Mozarts aus der Sammlung sind bereits online verfügbar. Seit Dienstag gilt das auch für den neu erworbenen Brief. Zuletzt konnte die Stiftung 2001 einen Originalbrief Mozarts erwerben.

APA & Gerald Lehner, salzburg.ORF.at

Mozart

Barbara Kraft

Wie er wirklich aussah, das weiß niemand. Dieses idealisierte und später kommerziell vielfach genutzte Portrait entstand 1819, 28 Jahre nach seinem Tod

Abschrift zum Nachlesen

Die Stiftung Mozarteum hat Dienstag neben Fotos des Briefes auch eine Transkription des Inhaltes veröffentlicht:

"Wolfgang Amadé Mozart an Anton Stoll in Baden bei Wien, Wien, 12. Juli 1791

liebster Stoll! bester knoll! grösster Schroll! bist Sternvoll! – gelt, das Moll thut dir Wohl?

Ich habe eine bitte an Sie, und die ist, Sie möchten die güte haben mir gleich mit dem ersten Wagen morgen die Messe von mir ex B, welche wir verflossenen Sonntag gemacht haben, sammt dem Graduale ex B vom Michael Haydn Pax vobis – so wir auch gemacht haben, herein schicken – versteht sich, nicht die Partitur, sondern die Stimmen – weil ich gebeten worden bin in einer kirche eine Messe zu dirigiren; – glauben sie nur nicht daß es so eine Ausflucht seye die Messe wieder zu haben – wenn ich sie nicht gerne in ihren Händen wüsste, würde ich sie ihnen nie gegeben haben. – im gegentheile mache ich mir ein vergnügen, wenn ich ihnen eine Gefälligkeit erweisen kann. – ich verlasse mich ganz auf Sie, denn ich habe mein Wort gegeben.

Wienn den 12t Jull. 1791.
Mozart"

Seite 2 (mit verstellter Handschrift):

"Bester Herr v Schroll!
Setzen Sie uns nicht an sonst sitzen wir in dreck: meine herzlich zärtliche Handschrift giebt Zeuge ab, der Wahrheit, was Sie Hr: v Mozart ersuchte, folglich – die Meß und das graduale v Mich Haydn oder keine Nachricht von seiner opera. Wir werden Ihnen selbes alsogleich zurücksenden. Apropo erweisen Sie mir eine gefalligkeit meiner lieben Theres einen Handkuß auszurichten, wo nicht – ewige Feindschaft – davon muß Ihre Handschrift Zeuge sein, so wie die meinige gegenwärtig. Alsdann sollen Sie richtig die Michl Haydnsche Meß bekommen um welche ich meinem Vater schon geschrieben habe. Also ein Mann hält sein Wort!

Ich bin Ihr ächter Freund

Scheishäusel den 12 Juli
Franz Siessmayer
Scheisdreck."

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