Felssturz zerstört Kletterrouten

Bei dem großen Felssturz auf dem Hohen Brett bei Golling (Tennengau) sind keine Menschen verletzt worden. Es wurden aber drei Kletterrouten zerstört. 50.000 Kubikmeter Gestein stürzten über bis zu 400 Höhenmeter ins Tal.

Großer Bergsturz auf dem Hohen Brett

Land Salzburg / Gerald Valentin

Abbruchstelle in ca. 1.800 Metern Seehöhe

Drei von dem Tennengauer Extrembergsteiger und Alpinpolizisten Hans Wallinger aus Abtenau privat eingerichtete Kletterrouten auf dem Hohen Brett (2.340 m) hat der große Felssturz am frühen Montagmorgen komplett zerstört. Das wurde erst am Dienstagvormittag bekannt.

Die Linienführungen und alle Standplätze der Touren in der riesigen Südwand samt eingebohrten Sicherungshaken existieren nicht mehr. Die landschaftlich eindrucksvollen Routen wurden wegen des langen Zustiegsweges und der hohen Anforderungen nicht sehr oft begangen, waren bei Kennern und Könnern jedoch beliebt.

Druck von Schmelzwasser als Auslöser

Gerald Valentin, Geologe des Landes Salzburg sowie staatlich geprüfter Berg- und Skiführer, sieht trotz des spektakulären Geschehens keinen Grund für besondere Vorkehrungen oder Wegsperren weiter unten. Weil keine direkte Gefahr für Wanderer, Mountainbiker oder Almleute bestehe.

Der Fachmann kennt nach einer genauen Inspektion bei Hubschrauberflügen mit dem Polizeipiloten Alfred Pritz auch die Ursache des Felssturzes: "Es handelt sich um ein Ereignis in einer Größenordnung, die bei uns in Salzburg nur etwa alle zehn Jahre vorkommt. Es gab heuer in den Nördlichen Kalkalpen extrem viel Schnee. Wegen der langen Wärmephase im April hat sich in Spalten sehr viel Schmelzwasser angesammelt. Dessen Druck ist die Ursache, dass hier die Felsen abgebrochen sind.“

Bildergalerie:

Explosionsartiges Bersten

Relativ dünne, senkrechte Risse und Spalten tief im Fels können mehrere hundert Meter hoch sein.

Kletterin in Aktion.

Gerald Lehner

Der Wandteil brach, als keine Kletterer unterwegs waren

Wenn sie sich über Wochen - von höheren Bereichen des sehr durchlässigen Kalkgebirges her - mit Schmelzwasser füllen, dann entstehen Wasserdrücke bis zu 25 bar - je nach Höhe der Wassersäulen. Das kann an ihrem unteren Ende riesige Kräfte erzeugen, und irgendwann bricht der Fels. „Es geschieht dann fast explosionsartig mit gewaltigem Getöse“, sagt Geologe Valentin.

Am frühen Montagmorgen ging es los

Die Abbruchstelle liegt in unmittelbarer Nähe der Staatsgrenze auf österreichischer Seite des Hohen Bretts (2.340 Meter). Der Berg ist ein Nebengipfel des Hohen Göll (2.522 Meter). Über beide Gipfel und den benachbarten Pass - das Torrener Joch - verläuft die Staatsgrenze zwischen dem Salzburger Tennengau und dem Berchtesgadener Land in Bayern. Der Felssturz soll Montagfrüh um ca. 5.30 Uhr geschehen sein. Verletzt wurde niemand.

Gerald Valentin Landesgeologe staatlich geprüfter Bergführer Skiführer

Land Salzburg

Geologe Valentin

Es wurden keine Gebäude oder Almwege beschädigt, wenngleich einige Trümmer nicht besonders weit von Almböden entfernt in einem Graben landeten. Die Massen teilten sich nach dem Aufprall auf einem steilen Bergrücken unter der Wand in zwei Stränge und blieben bis zu 400 Höhenmeter tiefer liegen.

Genaue Erkundung aus der Luft

„Für den beliebten Wander- und Mountainbike-Weg vom Bluntautal in Golling zum Stahlhaus direkt auf der Staatsgrenze besteht keine Gefahr“, sagt Geologe Gerald Valentin. Er inspizierte Montag die Abbruchstelle aus der Luft – mit Hubschrauberpilot Alfred Pritz von der Salzburger Flugeinsatzstelle des Innenministeriums, dem Gollinger Bürgermeister Anton Kaufmann (ÖVP) und dem Experten Hubert Kronreif von der Bezirkshauptmannschaft Hallein (Tennengau).

Gerald Lehner, salzburg.ORF.at

Links: