Skitouren im Frühling: Tipps gegen Unfälle

Für Alpinisten ist der Winter noch länger nicht zu Ende, die Schneelage weit oben sei noch immer perfekt, sagen Enthusiasten. Was sollten Skibergsteiger im Frühling zu ihrer Sicherheit beachten? Wir haben einige Tipps zusammengestellt.

Rauriser Sonnblick Hohe Tauern Skitouren

ORF/Gerald Lehner

Aufbruch am frühen Morgen ist im Frühling lebenswichtig

Es gehe in größeren Seehöhen noch perfekt zum Skifahren, sagen Bergsteiger und Tourengeher. Auch die jüngste, sehr warme und recht lange Phase mit Südföhn in den Tälern hat den Schneemassen im Hochgebirge nicht sehr viel anhaben können.

„Der Frühling hat seinen besonderen Reiz“, sagt Gerd Frühwirth aus Elixhausen (Flachgau), ein sehr erfahrener Skitourengeher: „Man startet in den Hohen Tauern im Tal, meistens ist es noch finster. Und dann kommt man mit dem Tagesanbruch immer weiter hinauf in die hochalpine Umgebung. Dort blüht noch überhaupt nichts. Und am späten Vormittag oder zu Mittag fährt man von einer arktischen Umgebung zurück in blühende Almwiesen. Diese Gegensätze machen in Wirklichkeit den Zauber aus.“

„Nie zu spät zur Tour starten!“

Frühwirth will heuer noch bis in den Frühsommer auf Tourenski unterwegs sein. Er findet es erstaunlich, dass so viele Leute bei Föhnwetter um diese Zeit des Jahres schon vom Sommer reden: „Das ist der Blick aus der Stadt. Dort warten die meisten schon länger darauf, dass sie wieder mit dem Rad fahren können. Für Skibergsteiger ist das Allerwichtigste, dass sie am Morgen besonders früh auf dem Weg sind. Man sollte den richtigen Zeitpunkt am späteren Vormittag erwischen, um auf gutem Firn ins Tal zu fahren. Später wird es gefährlich, wenn die Schneedecke durch die immer stärkere Sonneneinstrahlung zu weich wird. Sie verliert die Stabilität, und es kann Nassschnee- und Grundlawinen geben.“

Wenn es gefährlich wird, „dann sollte man möglichst schon beim Wirt sitzen“, so Frühwirth. Fazit: Spätestens um 6.00 oder 7.00 Uhr im Tal aufbrechen – für hohe Gletscherberge noch deutlich früher. Das rät auch Günther Karnutsch, Verbandspräsident der staatlich geprüften Berg- und Skiführer in Salzburg.

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Nicht unvorbereitet ins Hochgebirge

Wichtig seien eine gute Tourenplanung und das Studium der Wetterdaten sowie der amtlichen Berichte über die Lawinengefahr, betont Karnutsch: „Vereinfacht dargestellt: In der Nacht vor der Frühlingstour sollte der Himmel klar sein, damit die Tageswärme in den Weltraum abstrahlen kann. Dadurch gefriert die feuchte und instabile Schneedecke über Nacht wieder durch. Am Morgen ist sie dann sehr kompakt und fest. Erst im Tagesverlauf wird sie wieder aufgeweicht. Und hier sollte man dann den günstigsten Zeitpunkt nutzen, um den besten Firn für die Abfahrt genießen zu können. Den lieben ja alle.“

Harscheisen wichtig, dazu Notausrüstung

Auf Skitouren im Frühling sollten Bergsteiger auch Harscheisen und für schwierigere, am Morgen noch hart gefrorene Passagen auch leichte Steigeisen und einen leichten Eispickel dabeihaben - neben der normalen Notausrüstung. Dazu gehören Verschütteten-Suchgerät, Lawinenschaufel, Stabsonde, Mobiltelefon und Rucksackapotheke.

Bergführer Karnutsch rät, nicht dort zu gehen, wo mittlerweile sehr viele Leute unterwegs seien. Bei großem Andrang sei das Risiko für alle deutlich größer: „Wenn es Unfälle mit Lawinen oder andere Zwischenfälle gibt, können zahlreiche Menschen zum Handkuss kommen. Es sollten auf steileren Hängen nicht Dutzende Leute gleichzeitig und ohne Sicherheitsabstände unterwegs sein – egal ob im Aufstieg oder bei der Abfahrt.“

„Massenbetrieb, Modeberge meiden“

Die Lage werde insgesamt für alle gefährlicher, je mehr Menschen sich an hochalpinen Orten gleichzeitig tummeln, sagt Karnutsch: „Bei hunderten Skitourengehern an einem Vormittag, die zum Beispiel auf dem Hocharn bei Rauris immer wieder zu beobachten sind, kann man das eigene Risiko kaum noch effektiv kontrollieren – auch wenn man will. Wer dem Trubel ausweichen will, könnte besonders an Wochenenden die Modeberge meiden, die in vielerlei Internet-Tipps und Büchern publiziert sind. Einige Ziele sind auch deshalb so begehrt, weil die Startpunkte mit Autos oder Seilbahnzubringern leicht zu erreichen sind.“

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„Alternativen erfordern bessere Vorbereitung“

Für alternative und einsamere Ziele brauche man Erfahrung, gute Kondition, mehr Zeit und Muse, erzählt der Salzburger Bergführer: „Man muss dafür oft auch längere Zustiegswege finden, einkalkulieren und insgesamt besser planen, bis man die Tourenski anschnallen kann.“ Der Lohn sei jedoch ein größerer Genuss: „Vielleicht kommt noch so manches nette Gespräch mit paar wenigen Individualisten dazu, die man auf solchen Touren trifft.“ Und wer sein persönliches Paradies gefunden habe, solle es vielleicht nicht gleich mit genauesten Ortsangaben oder GPS-Tracks im Internet publizieren, so Karnutsch.

Bei der Abfahrt könne man sich in kleineren Gruppen auch gegenseitig besser sichern und beobachten - und im Notfall effektiv helfen: „Im Massenbetrieb kommt dagegen die alte Tradition der spontanen Bergkameradschaft mittlerweile seltener vor“, ergänzt der Verbandspräsident der Salzburger Berg- und Skiführer.

Gerald Lehner, salzburg.ORF.at

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