Mount Everest: Riese der Widersprüche

Extremes Wetter hat vor einem Jahr seinen Solo-Gipfelerfolg auf dem Mount Everest verhindert. Nun erzählt der Salzburger Markus Amon von Auswüchsen des global organisierten Expeditionsgeschäfts auf dem höchsten Berg - bei Vorträgen in Salzburg und Kaprun (Pinzgau).

Salzburger Markus Amon gewinnt Everest-Marathon

Peter Lippert

Nicht der Everest, sondern sein „kleiner“ Nachbar Pumo Ri - mit Amon beim lockeren Training unweit des Basislagers

Donnerstagabend ist das Publikum der Stadt Salzburg dran.

Kurz bevor der Maishofener Amon und sein Tiroler Gefährte im Mai 2017 endgültig umkehren mussten, war bekanntgeworden, dass wenige hundert Meter unterhalb des 8.848 Meter hohen Gipfels die Leichen von vier kurz zuvor verstorbenen Bergsteigern lagen: „Man bekommt auf dem Berg relativ viel nicht mit. Dazu gehören auch improvisierte Rettungsaktionen anderer Teams. Von dem Drama mit den vier Toten haben wir erst später erfahren. Andernfalls hätten wir sicher versucht, irgendwie zu helfen. Die Tragödie war dann für die Entscheidung, ob wir unsere eigene Tour abbrechen oder nicht, kein Faktor. Man muss so weit oben auch auf sich selbst schauen, wenn man überleben will“, sagt Amon.

Mount Everest und Lhotse (rechts) und Nuptse (Vordergrund hinten) im Sonnenuntergang, aufgenommen von einem namenlosen 6.000 im Sherpaland Khumbu

Gerald Lehner

Everest, Nuptse und Lhotse, aufgenommen von einem namenlosen Sechstausender in Nepal aus

Materialschlachten für Reiche

Insgesamt gab es im Frühling 2017 mehr als zehn Tote auf dem höchsten Berg der Erde. Mehr als 700 Alpinisten aus aller Welt „belagerten“ den Riesen, die meisten als Teilnehmer und „Kunden“ von kommerziell geführten Expeditionen. Bei diesen werden technische Hilfsmittel, viele Hochträger und viel Sauerstoff aus Stahlflaschen eingesetzt, um sehr begüterte Menschen – darunter viele Laien und Anfänger aus den USA – gegen hohe Bezahlung auf den Gipfel zu bringen.

Auch faire Teams profitieren logistisch

Amon und sein Tiroler Gefährte verzichteten dagegen auf die Hilfe einheimischer Sherpas und Logistikagenturen. Sie verwendeten auch keinen Flaschensauerstoff. Trotz dieser fairen Annäherung an den Berg blieb es nicht aus, den „künstlichen“ Massen tagtäglich zu begegnen – in den Hochlagern und auch dazwischen.

Markus Amon auf dem Manaslu Himalaya Gipfel

Amon - Selbstportrait

Himalaya-Mann aus Salzburg, hier vor einigen Jahren auf dem Manaslu

„Ich bin schon etwas erschrocken, was auf diesem Berg insgesamt abläuft. Als Kleinstteam profitierten wir allerdings indirekt von dem ganzen Zirkus. Das muss man einfach zugeben. Die ganze Route ist gut versichert, die Seile gut verlegt, und die Spur wird praktisch rund um die Uhr von einheimischen Helfern begangen“, so Amon.

Wohin führt der Kommerz?

Der Pinzgauer Bergführer und Bergretter Amon verdient sich sein Geld als leitender Flugretter und Ausbilder beim Christophorus-Flugrettungsverein in Innsbruck. Sein Vortrag bietet ein Sittenbild des modernen Höhenbergsteigens - mit seinen vielen Sonnen- und vielleicht noch mehr Schattenseiten. Die aktuelle Lage auf dem Mount Everest dürfte nicht nur Eingeweihte und Fachleute interessieren. Hat sich der „Kampf“ der Kommerziellen noch verschärft auf Kosten jener, die fair unterwegs sein wollen?

Ob das Treiben vieler Expeditionsveranstalter und ihrer Klienten eine tiefe Krise des Alpinismus markiert? Diese Frage können, dürfen oder müssen sich Zuseher und Zuhörer wohl auch selbst beantworten. Dieser spannende Abend ist eine Gelegenheit dazu.

Termine

Markus Amon referiert am Donnerstagabend mit Multimediatechnik in der Stadt Salzburg. Ort: Saal der Salzburger Nachrichten, Karolingerstraße 40, unweit des Flughafens. Beginn: 19.30 Uhr.

Am 19. April ist Kaprun an der Reihe - auf der Burg, ebenfalls ab 19.30 Uhr.

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