Sepp Schellhorn: Gegen „Hände falten, Goschen halten“

Sepp Schellhorn, Chef der Salzburger NEOS, war am Donnerstag unser dritter Gast im TV-Studio - bei Gesprächen vor der Salzburger Landtagswahl. Er will als Landesrat für mehr wirtschaftliche Freiheit, gute Jobs, Kultur und Sozialprojekte kämpfen.

Die Hamburger Wochenzeitung „Zeit“ brachte vor einigen Jahren ein Porträt über Schellhorn, der sich im Salzburger Bergland und in der Stadt neben seinen Aufgaben als Wirt, Haubenkoch und Hotelier als ehrenamtlicher Kulturarbeiter engagiert - auch auf den Spuren des Schriftstellers und Dichters Thomas Bernhard.

„Das Licht hinter den Dingen finden“

In der renommierten Zeitung hieß es damals, Schellhorn sei „aus Prinzip dagegen“. ORF-Redakteur Karl Kern fragt den Pongauer aus Goldegg, ob das das seine Person gut beschreibe. Der nickt und stimmt zu: „Es ist einfach mein Zugang, dass man alles kritisch sehen muss. So wurde ich aufgezogen von meinen Eltern. Wenn man zuerst immer ein bisschen dagegen ist, dann findet man leichter das Licht hinter den Dingen.“

Sepp Schellhorn NEOS

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Schellhorn im TV-Studio von „Salzburg heute“

„Bin grundsätzlich gegen Zwang“

Andererseits falle es ihm nicht schwer, auch für etwas zu sein: „Wenn es eine gute Idee ist, dann bin ich auf alle Fälle auch dafür.“ Schellhorn gilt als großer Verfechter des freien Unternehmertums, der Staat und seine nachgeordneten Organisationen sollten nach seiner Sicht möglichst zurückgedrängt werden. Umgekehrt gefragt: Wo sieht der Salzburger NEOS-Chef den Staat in wichtigen Rollen? Er verweist auf die Infrastruktur: „Dazu gehören Verkehr, Grundversorgung von Wasser und Strom. Der Staat ist aber auch extrem wichtig in der sozialen Frage, was Gesundheit und Pensionen betrifft. Aber ich bin einfach grundsätzlich gegen den Zwang.“

Auch für soziales Verständnis bekannt

Warum vertritt Schellhorn den harten Wirtschaftsliberalismus, und andererseits ist er für sein soziales Engagement ebenso bekannt? Das sei überhaupt kein Gegensatz, sagt der Pongauer, der auch in der Stadt Salzburg als Gastronom sehr aktiv ist: „Ich beschäftige insgesamt 110 Mitarbeiter. Da muss man sehr sozial sein und auch die soziale Kommunikation sehr gut pflegen. Ich versuche, mich auch in der Integration einzubringen. Insgesamt will ich der Gesellschaft etwas zurückgeben, was mir früher auch gegeben wurde. Der Unternehmer muss heute sozial sein, er muss auch angesichts des Fachkräftemangels darauf achten, dass es auch den Beschäftigten gutgeht. Das betrifft aber alle Menschen und nicht nur meine Mitarbeiter.“

„Wohnbauförderung war bisher eine Lotterie“

Ist Schellhorn beim Thema geplanter Stromautobahn für die Freileitung oder das Erdkabel? Beides sei möglich, sagt er: „Ich bin natürlich für das Erdkabel.“ 80er-Limit auf der Autobahn? Schellhorn will es künftig beibehalten, weil es die Lebensqualität hebe: „Und die drei Minuten mehr Fahrzeit stören nicht.“

Wohnbauförderung neu gestalten? Schellhorn verlangt, dass sie künftig neu aufgestellt wird: „Seit Kurzem wissen wir ja, das ist bisher eher eine Lotterie.“ Und insgesamt müsse der Wohnbau günstiger werden. Mehr Polizei in Stadt und Land? Er fühle sich sicher, und man brauche in Salzburg nicht mehr Polizei, sagt Schellhorn.

ÖVP wurde ihm zu fad

Die politische Heimat im Pongau war für Schellhorn ursprünglich die ÖVP. Warum ist er nicht bei dieser Partei geblieben? Der Befragte betont, sie sei ihm zu fad geworden: „Das alte Sprichwort ,Goschen halten, Hände falten’ traf damals auch für die ÖVP zu. Und ich wollte eigentlich die Dinge gestalten und verändern. Dafür bin ich in die Politik gegangen. Es ist sehr wichtig, wenn man die Chance zur Gestaltung bekommt, muss man sie nützen. Das habe ich bei der ÖVP nicht gesehen.“

Populär in Facebook & Co.

Warum arbeitet Schellhorn in der Wahlwerbung ganz gezielt mit Sozialen Medien im Internet? Er habe drei Kinder und sei ein „grader Michl“, und dazu zähle es auch, dass man sich zu solchen Dingen bekenne: „Andererseits hängt es natürlich auch vom Budget ab. Da habe ich meine Grenzen. Wir können nicht jeden Tag in den Zeitungen große Inserate schalten.“

Schellhorn hat mindestens drei Mandate im Landtag als Wahlziel für sein NEOS genannt. Er wolle selbst auf Dauer nur in die Salzburger Politik übersiedeln, wenn er nach dem 22. April neuer Landesrat werden könne. Als einfacher Abgeordneter will Schellhorn nicht in Salzburg bleiben, sondern weiter als NEOS-Nationalratsabgeordneter in Wien arbeiten - wie er es seit vier Jahren neben seinen Jobs tut.

Ist ihm der Landtag zu minder? Nein, sagt er: „Aber ich bin auch den Wählern verpflichtet, die mich in den Nationalrat gewählt haben. Das sind vor allem Touristiker, Unternehmer und Steuerzahler aus dem Westen.“ Es stelle sich die Frage, wo man mehr bewegen könne: „Und da muss man ehrlich sein, im Nationalrat kann man wesentlich mehr bewegen als im Landtag – auch für Salzburg.“

Mögliche Koalitionspartner?

NEOS könne mit allen arbeiten, nur nicht mit jenen, die im Kern europafeindlich seien, sagt Schellhorn: „Das betrifft immer wieder die Unsicherheitspartei FPÖ.“

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NEOS-Chef Sepp Schellhorn im Gespräch mit ORF-Redakteur Karl Kern