Drogenhandel: Adelige finanzierte eigene Kokainsucht

Wegen Drogenhandels ist Mittwoch eine deutsche Adelige in Salzburg vor Gericht gestanden. Sie hat mit ihrer Ex-Lebensgefährtin fast acht Kilo Cannabis produziert und verkauft, um ihre Kokainsucht zu finanzieren. Beide bekamen Haftstrafen - teilbedingt und bedingt.

Die beiden Frauen wurden von dem Salzburger Schöffensenat heute schuldig gesprochen. Die Adelige erhielt eine Freiheitsstrafe von elf Monaten, davon einen Monat unbedingt. Ihre Ex-Freundin bekam sechs Monate auf Bewährung. Das Urteil ist rechtskräftig.

Das Gericht verringerte die angelastete Menge an Marihuana auf 7,8 Kilo. Dadurch reduzierte sich der Strafrahmen auf bis zu drei Jahre Haft. Die Adelige muss zudem 10.000 Euro aus dem Verkauf des Suchtgifts an die Republik Österreich zahlen. Der Zweitangeklagten wurden sechs Kilo Marihuana vorgeworfen. Sie muss der Republik 2.000 Euro überweisen.

Eigene Kokainsucht mit Verkauf finanziert

Die beiden bisher unbescholtenen Frauen zeigten sich Montagvormittag vor dem Vorsitzenden des Schöffensenates, Richter Christian Hochhauser, zum Teil geständig. Die Idee zum Anbau von Cannabispflanzen in einer Zeltplantage im Keller des eigenen Hauses von September 2012 bis Juni 2016 kam von der Erstangeklagten, die aus einer deutschen Adelsfamilie stammt. Sie habe 2012 als Unternehmerin finanzielle Probleme gehabt, schilderte die 32-Jährige. Mit dem Verkauf des Ernteertrags beziehungsweise mit dem Tausch von Stecklingen habe sie ihre eigene Kokainsucht finanziert und das Marihuana auch selbst geraucht, um nach der aufputschenden Wirkung von Kokain wieder „herunterzukommen“.

Neun Fahrten zu deutschen Kunden

Ihre Ex-Lebensgefährtin habe aber keinen wesentlichen Beitrag zur Aufzucht geleistet. „Das meiste habe ich selber gemacht“, sagte die Erstangeklagte. In insgesamt neun Fahrten sei Marihuana auch nach Deutschland gebracht und an einen Abnehmer übergeben worden. Die in der - von der Staatsanwaltschaft Wien - stammenden Anklage genannte Gesamtproduktionsmenge von 31,8 Kilo Marihuana bezeichnete der Verteidiger der Adeligen, der Wiener Rechtsanwalt Arthur Machac, als viel zu hoch. Es seien nur rund sieben bis acht Kilo produziert und rund sechs Kilo weitergegeben worden, sagte der Anwalt.

Zweifel an günstiger Preisgestaltung

Dass tausend Stecklinge gekauft wurden, stimme zwar, doch die Hälfte der Jungpflanzen sei nicht aufgekommen, es seien rund 500 in Blüte gesetzt worden, erläuterte Machac. Die Angaben der Adeligen, sie habe ein Gramm Marihuana um 6,50 Euro verkauft, zog Staatsanwältin Sandra Lemmermayer allerdings in Zweifel: „Dass sie das so billig hergegeben haben, ist für mich nicht nachvollziehbar.“ Der handelsübliche Preis liegt um einige Euro höher. Der Straßenverkaufswert von 30 Kilo Cannabis beträgt je nach Qualität bis zu 300.000 Euro.

„Aus Liebe zur Freundin gehandelt“

Der Verteidiger der ebenfalls teilgeständigen Ex-Lebensgefährtin bezeichnete die vorgeworfenen Mengenangaben an Suchtgift als „völlig überzogen“. Seine Mandantin habe zudem aus Liebe zu ihrer damaligen Freundin gehandelt. „Sie hatte keinen Vermögensvorteil“, betonte Rechtsanwalt Kurt Jelinek. Dass sie bei der Ernte „ab und zu“ mitgeholfen habe, „war eine dumme Entscheidung“, sagte die Frau selbst. Laut Anklage hat auch sie Drogen konsumiert und war auch am Suchtgifthandel beteiligt.

„Kalter Entzug als Lebensrettung“

Die beschuldigte Adelige gab noch zu bedenken, dass sie das Kokain „umgebracht hätte“, wenn sie nicht einen kalten Entzug in der Untersuchungshaft in Wien-Josefstadt durchgemacht hätte. Sie absolviere seit dem Vorjahr eine Drogentherapie und sei jetzt clean. Ihren derzeitigen Schuldenstand bezifferte sie mit einer halben Million Euro, die Ex-Freundin den ihren mit 200.000 Euro.