Fast schon kanadischer Pulverschnee

Skitourengeher, Freerider, Variantenfahrer und Pistenfans im Norden Salzburgs sind begeistert, weil dort am Wochenende sehr viel Pulverschnee gefallen ist – nahezu bei Windstille wie in Kanada. Das bedeutet, dass sich die Lawinengefahr stark in Grenzen hielt.

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Martin Promberger

Das vielerorts trübe Wochenende entwickelte sich für Kenner wie Gerd Frühwirth zur positiven Überraschung

Sonntag und Samstag nutzten zahlreiche Skibergsteiger und Variantenfahrer (Freerider) die idealen Bedingungen mit viel Neuschnee und Windstille in einigen Landesteilen. Im amtlichen Lage-Bericht des Lawinenwarndienstes ausdrücklich ausgenommen waren die Hohen Tauern und die Nördlichen Kalkalpen, wo es in größeren Seehöhen erhebliche Lawinengefahr gab.

Weniger Gefahr durch Windstille

Sehr günstig mit mäßiger bis geringer Lawinengefahr war dagegen die Lage in den unteren bis mittleren Seehöhen in der Mitte des Landes und im Norden - also in den Osterhornbergen, Teilen des Salzkammergutes und den inneralpinen Grasbergen zwischen Ennspongau, Zentralpongau, Mitter- und Oberpinzgau (dort nur auf der Nordseite des Salzachtales). Ähnliches wird aus Teilen des Tiroler Unterlandes, Oberösterreichs und der Obersteiermark gemeldet.

Bildergalerie vom Wochenende:

„Hoffentlich bleibt die Erdatmosphäre bei uns im Norden - abgesehen von den dicken Schneeschauern - noch einige Zeit so ruhig und ohne Wind“, schmunzelt der erfahrene Winterbergsteiger Gerd Frühwirth aus Elixhausen (Flachgau). Er hat einige der Fotos hier beigesteuert und war mit seinen langjährigen Skitourenkameraden Martin Promberger und Roland Steiner am Sonntag auf dem Weg.

Luv, Lee und Lawinen

Der Wind gilt - geophysikalisch und meteorologisch betrachtet - als Baumeister der Lawinen, der die Schneekristalle (aus dem „Luv“) über Kämme und Grate bläst. Die Flocken sinken dann dahinter im „Lee“ (Windschatten) ab und lagern sich als Schneebretter bzw. Triebschnee an. So entsteht die tödliche Gefahr, wenn das Gelände steil genug für Abgänge ist - ausgelöst von selbst durch Eigengewicht, Sonneneinstrahlung, Regen, Temperaturänderungen oder durch unvorsichtige Wintersportler.

Wichtiger Hinweis: Für kommende Touren in der neuen Woche sollte unbedingt der jeweils aktuelle Lage-Bericht zum Tag studiert werden (siehe Link ganz unten). Im Gebirge kann sich vieles schnell ändern.

„Einer der besten Tage seit Jahren“

„Der Sonntag war die ganz große Überraschung, die man zuerst nie erwartet hätte. In der Früh wollte man eigentlich gar nicht gehen, dafür länger schlafen, so trüb sah das alles aus. Wer sich dann doch aufraffte, wurde mit einem der besten Skitage der letzten Jahre belohnt“, erzählt Schnee-Gourmet Gerd Frühwirth, der seine Saison immer erst im Frühsommer auf den Dreitausendern der Tauern ausklingen lässt.

Es gab Samstag und Sonntag im Norden des Landes immer wieder dichte Schneeschauer, die aber auch von kürzeren sonnigen Phasen durchbrochen wurden. Die Sicht war zeitweise erstaunlich gut und reichte bis in die Täler.

„Canadian Powder“ in den Ostalpen

Die Konsistenz des frisch gefallen Pulverschnees erinnerte einige, die auch Erfahrungen in Übersee gesammelt haben, stark an den legendären „Canadian Powder“ - den „trockenen“ und rieselfreudigen Pulverschnee, der oft wochenlang vom Wind in Ruhe gelassen wird. Die Küstenberge im äußersten Westen Kanadas und Teile der Rocky Mountains sind international bekannt und beliebt für diesen Powder. Ob das kontinentale Winterklima Nordamerikas oder der Pazifische („Stille“) Ozean die Ursache ist, das bleibt die Frage - vermutlich beides im idealen Zusammenspiel zwischen eisiger Trockenheit und Luftfeuchtigkeit.

In Mitteleuropa bzw. in den Alpen ist dieser Pulverschnee selten, weil es bei uns – wegen der relativen Nähe zu dem aus Nordwest gepeitschten Atlantik bzw. der Nordsee - kaum starke Schneefälle gibt, die ohne Wind oder Sturm über die Bühne gehen.

Gerald Lehner, salzburg.ORF.at

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