Unbedingte Haftstrafen für Profi-Drogenhändler

Viereinhalb und zweieinhalb Jahre unbedingte Haft - das sind die Urteile gegen zwei mutmaßliche Drogenhändler aus Albanien bei einem Prozess in Salzburg. Die Männer sollen 63 Kilo Cannabis an verdeckte Polizei-Ermittler verkauft haben.

Die Urteile wurden Dienstagnachmittag vom Gericht verkündet. Sie sind nicht rechtskräftig. Vor zwei Wochen war der erste Prozess-Versuch geplatzt, weil der Albanisch-Dolmetscher fehlte, und der kurzfristig engagierte Ersatz nicht gut genug war, um die Aussagen der zwei Cousins für ein Gerichtsprotokoll wiederzugeben.

Drogenübergabe in Linz

Sowohl bei dem ersten Prozessversuch als auch am Dienstag gaben die beiden Cousins zu, die 63 Kilogramm Cannabis an den verdeckten Ermittler der Polizei verkauft zu haben. Übergabeort war ein Einkaufszentrum bei Linz. Sie sollen laut Anklage auch angeboten haben, weitere 100 Kilo zu besorgen. Das sagte Montagvormittag ein Vertrauensmann der Polizei aus, der als eine Art Spitzel für die Ermittler arbeitet.

Angeklagte bei Gerichtsverhandlung (mit Polizisten)

ORF

Die beiden Cousins gaben zu, die 65 Kilogramm geliefert zu haben

Der Vertrauensmann wurde per Videoschaltung aus dem Bundeskriminalamt in Wien befragt. Er trat unvermummt vor die Kamera, nur seinen Namen nannte er nicht. Er sagte, die zwei Cousins hätten von sich aus angeboten, zusätzlich zu den 63 Kilo Cannabis weitere 100 Kilo liefern zu können. Er habe das nicht verlangt, sie nicht gedrängt. Generell war die Erinnerung der Polizei-Vertrauensmannes an die Geschehnisse vergangenen Sommer aber vage. Der Mann war selbst schon wegen Drogenhandels verurteilt worden, arbeitete aber auch für die Ermittler.

Verteidiger kritisiert Polizei-Vertrauensmann

Der Vertrauensmann ist für Verteidiger Kurt Jelinek „äußerst zwielichtig“. Den Anwalt stört, „dass hier eine höchst fragwürdige Person im Spiel ist, die offenbar eine Vertrauensperson der Wiener Polizei war. Der ist selbst verhaftet und dann blitzschnell wieder enthaftet worden. Und jetzt ist der auf einmal mit uns in Kontakt getreten“ - möglicherweise, um die zwei angeklagten Albaner zu noch größerem Drogenhandel zu provozieren.

Das wäre verboten: Per Gesetz dürfen Unbescholtene wie die zwei Cousins nicht zu strafbaren Handlungen angestiftet werden.

Angeklagte: „Gedrängt, noch mehr zu besorgen“

Die zwei Albaner hatten eine andere Version der Geschichte. Sie sagten bei dem Prozess, dass sie gedrängt worden seien, zusätzlich große Mengen Cannabis zu besorgen. Die tatsächlich gelieferten 63 Kilo seien aus Italien gekommen, in einem Auto, das sie in Oberösterreich übernomen hätten. Rund 160.000 Euro waren als Kaufpreis vereinbart. Sie selbst hätten 6.500 Euro bekommen. 65 Kilo Cannabis können aber - je nach Qualität - im Straßenverkauf etwa 650.000 Euro bringen.

Die beiden Cousins im Alter von 23 und 29 Jahren waren monatelang von Ermittlern aus Salzburg, Oberösterreich und Wien beobachtet worden. Als mögliche Höchststrafe drohten den beiden bis zu 15 Jahre Haft.

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Unbedingte Haftstrafen verhängt

ORF-Redakteur Jörg Eisenberger hat den Prozess für diesen TV-Bericht beobachtet.

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