Terrorprozess: Teilbedingte Haft für 18-Jährigen

Im Prozess wegen Beteiligung an einer terroristischen Vereinigung ist am Mittwoch ein 18-Jähriger aus Pakistan zu zwölf Monaten teilbedingter Haft verurteilt worden. Er soll Mitglied einer Taliban-Gruppe gewesen sein.

Zwölf Monate Haft - davon drei Monate unbedingt abzusitzen - lautete das Urteil des Schöffengerichts am Mittwoch. Das Gericht ging davon aus, dass der 18-Jährige freiwillig an einem Terrortrainingscamp teilgenommen hatte. Das Urteil ist noch nicht rechtskräftig, weil sich der 18-Jährige Bedenkzeit erbat. Er sitzt bereits seit drei Monaten in Untersuchungshaft - was auf die Strafe angerechnet wird, sobald sie rechtskräftig ist.

„Schusswaffentraining und Sprengstoffgürtel“

Laut Anklage soll sich der heute 18-jährige Asylwerber vor drei Jahren freiwillig der Vereinigung Tehrik-i-Taliban angeschlossen haben. Dort habe er eine Ausbildung an Schusswaffen bekommen und gelernt, wie man mit Sprengstoffwesten umgeht, die Selbstmordattentäter benutzen. Die Gruppe in der norwestpakistanischen Gebirgsregion Wasiristan habe zwar gegen die IS-Terrormiliz gekämpft, sei aber von der UNO als terroristische Vereinigung eingestuft, heißt es bei der Staatsanwaltschaft.

Terrorverdächtiger Pakistani wird von Bewaffneten in das Landesgericht geführt

ORF

Der 18-Jährige wurde unter großen Sicherheitsvorkehrungen ins Salzburger Landesgericht gebracht

Die Gruppe, die an der Grenze zu Afghanistan operiert, ist laut Terrorliste der UNO für Anschläge gegen den pakistanischen Staat, gegen Schiiten und Sufis verantwortlich. Sie kämpft außerdem für die Vertreibung der pakistanischen Armee aus Wasiristan. Viele Bewohner dort wollen einen eigenen Staat, andere fühlen sich Afghanistan zugehörig. Die Region gilt sozial wie religiös als streng konservativ bis fundamentalistisch. Frauen müssen sorgfältig abgeschirmt leben. Die pakistanische Armee legt gegen Aufständische in Wasiristan zum Teil große Härte an den Tag.

Angeklagter: Zu Training gezwungen

Doch der 18-Jährige bestritt die Vorwürfe: Die Angaben, wonach er freiwillig bei dem Training mitgemacht hätte, beruhten wohl auf Übersetzungsfehlern des Dolmetschers, meinte der Pakistaner. Er sei zur Teilnahme genötigt worden. Eines Morgens seien Männer in die Moschee gekommen, hätten ihn und drei weitere Burschen gefesselt und in ein Auto gesetzt. Er habe nicht gewusst, dass der Koranlehrer, der auch der Imam in der Moschee gewesen sei, mit diesen Personen kooperierte, die ihn verschleppt hätten.

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Terrorprozess: 18-Jähriger verurteilt

Am Mittwoch ist ein 18-Jähriger in einem Terrorprozess zu teilbedingter Haft verurteilt worden. Christine Hackenbuchner berichtet.

„Sie hatten Waffen in der Hand und wollten, dass ich mit ihnen zusammenarbeite. Doch ich wollte das nicht, weil ich der einzige Sohn meiner Eltern bin. Ich hatte große Angst“, schilderte der zierliche Angeklagte. Er habe versucht zu flüchten, sei aber erwischt und 15 Tage lang an einem Baum gefesselt worden. „Ich habe so gut wie nichts zu essen bekommen.“ Die folgenden rund zehn Tage habe er meistens Geschirr abgewaschen. „Ich habe sehr viel geweint, ich war sehr jung.“ Auch beim Prozess kamen ihm die Tränen.

18-Jähriger: 2016 Flucht vor Taliban nach Europa

Schließlich habe er das Camp nahe der Stadt Lahore verlassen dürfen und sei zu seinen Eltern nach Hause gefahren, erzählte der Pakistaner. Allerdings hätten ihn die Männer wieder zurückholen wollen. Doch er habe zunächst Zuflucht bei einem Onkel im Nachbardorf gefunden und sich dann in Islamabad, Lahore und Karatschi aufgehalten. Als er gemerkt habe, dass die Taliban ihn suchen, flüchtete er nach Europa. Die 6.000 Dollar für den Schlepper und umgerechnet 300 Euro Taschengeld hätten seine Eltern zur Verfügung gestellt.

Im Jahr 2016 kam der Bursch nach Österreich, wo er um Asyl ansuchte. Mittlerweile hat er einen negativen Bescheid in Händen: „Dagegen habe ich berufen.“ Vor seiner Verhaftung habe er Zeitungen verkauft, „auch hier im Gericht“, sagte der Beschuldigte.