Weniger Tote durch bessere Blutgerinnung

In Salzburgs Unfallkrankenhaus arbeiten Experten an verbesserter Blutgerinnung. Diese ist bei schweren Verletzungen lebenswichtig. Besonders Ältere sind durch die Einnahme von Medikamenten gefährdet, die die Gerinnung vermindern.

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Schlechte Blutgerinnung ist oft Folge der Einnahme von bestimmten Medikamenten

Mit der neuen Methode für bessere Blutgerinnung könne die Sterblichkeitsrate deutlich gesenkt werden, sagen die Salzburger Fachleute. Bei einem Viertel der Patienten gibt es Störungen, wenn Blutungen dringend gestillt werden müssen. Wie jemand mit schlechter Gerinnung behandelt werden muss, das wird schon bei der Einlieferung von Schwerverletzten im Schockraum genau ermittelt.

Blutungen schwerer zu stillen

Ursachen für Störungen sind einerseits körpereigene Reaktionen beim Unfallschock - zunehmend aber auch gerinnungshemmende Medikamente vor allem bei älteren Patienten. Diese dienen oft dazu, die Gefahr von Schlaganfällen, Thrombosen oder Herzinfarkten zu verringern. Gefährlich können laut Fachleuten auch rezeptfreie Mittel gegen Kopfschmerzen und ähnliche Beschwerden werden. Diese Produkte bekannter Marken machen das Blut dünnflüssiger, beeinträchtigen die Gerinnung und können auch längerfristig die Blutchemie verändern. Sie werden zum Teil massenhaft verkauft und verwendet.

Höheres Risiko durch bestimmte Medikamente

Der Facharzt Herbert Schöchl vom Unfallkrankenhaus verweist auf eine neue Studie aus Salzburg: „Wir haben dabei auch die Daten von Patienten mit Brüchen beim Oberschenkelhals ausgewertet. Etwa 50 Prozent haben Gerinnungshemmer im Körper, was die Behandlung bei Unfällen sehr erschweren kann. Menschen, die solche Medikamente nehmen, haben ein deutliches Risiko, mehr zu bluten. Die Gerinnungshemmer sind ein Problem in der Erstversorgung.“

Gegenmittel verstärken Gerinnung

Die Diagnose einer Gerinnungsstörung dauert nur wenige Minuten. Mit einem entsprechenden Medikament kann der Gerinnungsfaktor erhöht und der Blutverlust reduziert werden. Dadurch braucht man auch weniger Blutkonserven, sagt Schöchl: „Wir wissen, dass es eine lineare Beziehung gibt – zwischen Ausmaß der Transfusion und der Sterblichkeit. Wenn Patienten viele Blutkonserven bekommen, dann haben sie auch ein höheres Risiko für Infektionen, weil ihr Immunsystem geschwächt wird.“

Deutlich weniger Tote

Die Auswirkungen der Studien und Therapien im Salzburger Unfallkrankenhaus sind auch im so genannten Traumaregister abzulesen. Hier sind Daten von 100.000 schwerverletzten Patienten verschiedener Unfallkliniken erfasst: „Wir haben das über die letzten fünf Jahre geschafft, dass wir immer unter der erwarteten Sterblichkeit lagen. Wir konnten durch unsere Arbeit erreichen, dass weniger Patienten verstarben, als es aus wissenschaftlicher Sicht zu erwarten war.“

Und zwar um 20 Prozent. Gelungen sei das durch die erfolgreiche Behandlung von Gerinnungsstörungen bei immer mehr Patienten, sagen die Salzburger Fachleute.

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Länger leben nach schweren Unfällen

ORF-Redakteurin Ulli Wolf hat sich im Unfallkrankenhaus erkundigt, wie man Gerinnungsstörungen erfolgreich bekämpft.