Tag des Ehrenamtes: Probleme bei Einsatzkräften

In Salzburg engagieren sich noch immer viele als Ehrenamtler bei den freiwilligen Einsatzkräften. Es gebe aber eine Reihe von Problemen, heißt es bei Feuerwehren, Rotem Kreuz, Wasser- und Bergrettung.

Dienstag ist Tag des Ehrenamtes in Österreich. An Interesse und Engagement mangle es nicht, schwierig sei aber zunehmend, alle Freiwilligen auf Dauer zu halten. Und auch bei den Führungskräften werde die Situation schwieriger.

Mühlen der Justiz, Arbeitgeber etc.

Ein Grund sei die große Verantwortung gegenüber der Justiz und persönliche Haftungsfragen, die mit Funktionen verbunden sind.

Bei der Bergrettung gibt es zwar sehr viele Nachwuchsleute. Es wird aber zunehmend schwieriger, erfahrene Führungskräfte wie Einsatz- oder Ortstellenleiter zu halten bzw. zu finden und zu binden. Diese Leute tragen nämlich - Ehrenamt hin oder her - enorme Verantwortung auch im juristischen Sinn, sagt Maria Riedler, Sprecherin der Salzburger Bergrettung und Suchhundeführerin: „Da geht es immer wieder auch um schwierige Entscheidungen, Gefahren und die Sicherheit der eigenen Teams.“

Daneben spielt auch die zunehmende Bereitschaft von Unfallopfern oder anderen Beteiligten eine Rolle, vor Gericht zu gehen, wenn aus ihrer Sicht nicht alles perfekt gelaufen sein soll. Dazu kommen Debatten über Fehlalarme und Probleme mit Arbeitgebern in der freien Wirtschaft. Wenn Dienstgeber nicht mehr bereit sind, ihren Leuten für ehrenamtliche Einsätze und langwierige Suchaktionen freizugeben - wenn sich diese als sinnlos herausstellen bzw. potenzielle Unfallopfer längst in Sicherheit sind und das den Helfern nicht mitteilen.

Nachwuchsleute wandern oft ab

Landesfeuerwehrkommandant Leo Winter sagt, es gebe Nachwuchsprobleme, wenn die jungen Leute aus der Feuerwehrjugend in die regulären Teams übernommen werden sollen – meistens im Alter von 15 oder 16 Jahren: „Da wird es schwieriger, sie für das jeweilige Team in einer Gemeinde zu halten. Da gibt es oft einen Wechsel des Wohnortes oder der Schule. Das wird sich in Zukunft wahrscheinlich noch verstärken.“

Auch beim Roten Kreuz betont man, es werde schwieriger, die Einsatzkräfte auf Dauer zu halten, sagt Sprecherin Johanna Pfeifenberger.

Persönliche Haftung, Steuerpolitik

Wenn ehrenamtlich aktive Bergrettungsleute auf rein privaten Touren mit Freunden unterwegs sind, dann gelten sie bei Unfällen aus der Sicht der ermittelnden Behörden automatisch als Beschuldigte - wenn verletzte Begleiter weniger erfahren, alpinistisch schlechter oder gar nicht ausgebildet sind. Es drohen dabei auch Strafverfahren wegen fahrlässiger Körperverletzung oder Tötung etc.

Zudem hoffen ehrenamtliche Einsatzkräfte seit langem, dass der Nationalrat eines Tages auch moderate Steuererleichterungen für sie beschließen könnte, um die über Jahrzehnte oft teure Anschaffung von persönlicher Ausrüstung und andere private Investitionen für das Gemeinwohl auszugleichen.

SPÖ fordert Gegen-Finanzierung von Urlaubstagen

Walter Steidl, Salzburger SPÖ-Vorsitzender und Oppositionsführer im Landtag, schlägt vor, das Land Salzburg solle die vielen Ehrenamtlichen besser unterstützen. Wer Urlaubstage im Beruf für Aus- und Weiterbildungen im Ehrenamt aufwendet, sollte das wenigstens finanziell abgegolten bekommen, so Steidl: „Wer etwa eine Ausbildung zum Kommandanten bei der Feuerwehr macht, investiert über die Jahre im Schnitt 40 Urlaubstage. Diesen Urlaub sollte das Land Salzburg finanziell abgelten. Denn Zeit und Arbeit unserer Ehrenamtlichen sind ohnehin unbezahlbar.“

Aktuell gibt es in Salzburg ca. 10.000 Aktive bei Freiwilligen Feuerwehren, mehr als 4.000 beim Roten Kreuz, 2.000 bei der Wasserrettung und 1.400 bei der Bergrettung.

NEOS-Forderung im Stadtparlament abgelehnt

Die NEOS haben zu Jahresbeginn 2017 die Stadt Salzburg aufgefordert, die Ehrenamtlichen besser zu unterstützten - auch mit einer eigenen Plattform im Internet. Sie stellten dazu einen Antrag. Dass dieser von der politischen Mehrheit im Gemeinderat abgelehnt wurde, sei sehr bedauerlich, sagt NEOS-Klubobmann Sebastian Huber: „Verwiesen wurde auf Whatsapp und Google. Die Stadt Salzburg könnte eine Vorreiterrolle bei der Hilfe für das Ehrenamt einnehmen. Auf der Online-Plattform könnten Einsatzorganisationen und Vereine über ihre Anforderungen und Möglichkeiten bei freiwilliger Mitarbeit informieren und sich präsentieren.“

Parallel sollte die Stadtpolitik die Ehrenamtler mit Zuschüssen bei ihren Kosten für Weiterbildung unterstützen, ergänzt Huber.

Gerhard Jäger, Gerald Lehner - salzburg.ORF.at

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