Heftige Debatte um Kauf von Studienplätzen

Dass die Republik Österreich auf drei Jahre jeweils 25 Studienplätze an der Paracelsus Medizinischen Privatuniversität in Salzburg kaufen will, um mehr Ärztenachwuchs auszubilden, hat eine heftige Debatte ausgelöst. Unirektoren und SPÖ üben Kritik.

Nach einem Bericht der Ö1-„Morgenjournals“ am Montag sollen insgesamt neun Millionen Euro von der Republik an die Privatuniversität (kurz PMU) fließen - für zusammen 75 Anfänger-Studienplätze in den Jahre 2018 bis 2020. Als Grund für den Zukauf wird im Wissenschaftsministerium der Ärztebedarf in der Region durch den Abfluss von Medizinern nach Bayern genannt.

Die Studienplätze in Salzburg sollen bis zum für 2028 geplanten Vollausbau der Medizin-Fakultät in Linz (OÖ) den Bedarf decken. Die Studenten absolvieren ihre gesamte Ausbildung dabei an der PMU. Diese bietet - vor allem durch die Nutzung von Ferienzeiten - eine kürzestmögliche Studiendauer von fünf Jahren an. Gleichzeitig verpflichtet sich die PMU vertraglich, dass ein bestimmter Prozentsatz der Studenten nach Ende der Ausbildung in Österreich bleibt. De facto kaufe das Ministerium damit nicht nur Studienplätze, sondern auch Absolventen.

Eingang der Paracelsus Medizinischen Privatuniversität PMU in Salzburg

Paracelsus Medizinische Privatuniversität/Wild+Team

Um den Ankauf von Studienplätzen an der Salzburger Privatuniversität ist ein heftiger Politstreit entbrannt

„Seltsame Konstruktion“, um Privatuni zu fördern

Aus Sicht der Unirektorenkonferenz (uniko) ist diese Maßnahme aber unnötig: Einerseits könnten die staatlichen Universitäten dies auch leisten, hieß es im „Morgenjournal“. Für den Rektor der Medizinuni Wien, Markus Müller, stellt sich überhaupt die Frage, ob es zusätzliche Ausbildungsplätze überhaupt braucht. Das Problem bestehe ja nicht in zu wenigen Medizin-Absolventen, sondern darin, dass diese Österreich verlassen. Müller hält das Vorgehen des Wissenschaftsministeriums für einen „seltsam konstruierten Weg, hier öffentliche Gelder einer privaten Universität zukommen zu lassen, um noch mehr Studienplätze zu schaffen“. Eigentümer der PMU ist ja eine gemeinnützige Privatstiftung.

Auch SPÖ-Wissenschaftssprecherin Andrea Kuntzl teilt die Kritik der Rektoren: Sie sieht in dem Vorhaben „eine mögliche Umgehungskonstruktion“, mit der das gesetzliche Verbot, Privatunis seitens des Bundes finanziell zu fördern, ausgehebelt werden solle. Zudem sei völlig unklar, wie die PMU garantieren wolle, dass ihre Absolventen tatsächlich in Österreich bleiben und hier beruflich tätig werden, fragt sich Kuntzl.

Kein Zwang fürAbsolventen, in Österreich zu bleiben

An der PMU sieht man das anders: „Die öffentlichen Universitäten haben eine Studienplatzbegrenzung, sie haben Kapazitäten voll. Aus diesem Grund hat man sich an uns gewandt, ob wir in der Lage sind, 25 Studierende mehr pro Jahr auszubilden“, betonte Rektor Herbert Resch im Ö1-„Mittagsjournal“.

Die Universität könne ihre Absolventen nicht zwingen, in Österreich zu arbeiten, so Resch. Aber: „Es hat sich schon in der letzten Zeit schon die Tendenz gezeigt, dass die Studierenden zunehmend in Österreich bleiben.“ Sollten die Absolventen nicht in Österreich tätig werden, „dann müssten wir eventuell zurückzahlen“. Das sei im Vertrag so vorgesehen. Davon geht der Rektor aber nicht aus.

Studenten bezahlen trotzdem 15.000 Euro Gebühr

Namentlich werde in dem Vertrag zwischen Ministerium und Privatuniversität aber nicht festgelegt, welcher Student auf einem vom Ministerium bezahlten Studienplatz sitzt und welcher nicht, so Resch. Die Studiengebühr müssen die Studierenden trotz der Förderung durch das Ministerium bezahlen - pro Jahr beinahe 15.000 Euro. Ein Studienplatz koste pro Jahr aber rund 40.000 Euro, betonte der PMU-Rektor. 25 Plätze für ein Studienjahr schlagen also mit einer Million Euro zu Buche.

Im Wissenschaftsministerium verweist man darauf, dass an den öffentlichen Unis die - auch räumlichen - Kapazitäten derzeit ausgeschöpft seien. Die Maßnahme sei außerdem befristet und die Möglichkeit dazu explizit im Privatuniversitätengesetz festgehalten.

25 Zusatzplätze reichen nicht, um Bedarf zu decken

Allerdings: Die zusätzlichen Ausbildungsplätze in Salzburg allein würden den Ärztebedarf jedenfalls nicht decken, betonte Meinhard Lukas, Rektor der Universität Linz: „Die 25 Plätze haben ja keinen sehr hohen Wirkungsgrad - selbst wenn alle in Österreich bleiben.“ Es brauche eine „gemeinsame Kraftanstrengung“ von Wissenschafts- und Gesundheitsressorts wie auch der Universitäten, um zu klären, was man tun könne, um mehr Absolventen in Österreich zu halten.

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