Fehlalarme: Sorge um Bergretter-Motivation

Immer mehr Fehleinsätze könnten der Motivation der ehrenamtlichen Bergretter schaden. Das fürchten die Leitungsteams der alpinen Einsatzkräfte. Jeder dritte Lawineneinsatz ist mittlerweile ein Fehlalarm.

Im Bundesland Salzburg gibt es 1.400 aktive Bergretter, die rund um die Uhr bereit sind, Menschen zu helfen, die in Not sind. Diese ehrenamtlichen Helfer verlassen dabei ihre Familien oder Arbeitsplätze - so geschehen auch am letzten Dienstag in Obertauern (Pongau). Dort traten Tourengeher eine Lawine los. Zunächst musste angenommen werden, dass es Verschüttete gibt - deshalb wurde ein Sucheinsatz mit rund 40 Helfern gestartet - mehr dazu in Lawineneinsatz bei Obertauern: Niemand verschüttet (salzburg.ORF.at; 28.11.2017).

Frust über „vermeidbare“ Einsätze

Dass in Obertauern niemand unter der Lawine war, bedeutete für die Helfer Erleichterung und Frustration zugleich, schildert Maria Riedler von der Bergrettung Bischofshofen (Pongau). Die Pressesprecherin der Bergrettung Salzburg und Suchhundeführerin war selbst bei dem Fehleinsatz beim Seekareck dabei.

Denn Frust komme schon auf, „wenn’s einfach so umsonst ist“, so Riedler. „Wenn wir wissen, dass da jetzt welche das ausgelöst haben und einfach weggefahren sind, dann ist das einfach was Vermeidbares. Man muss da wirklich aufpassen. Man denkt sich dann: Es wird eh wieder nix sein. Da ist dann die Gefahr, dass man vielleicht einmal nachlässig und nicht so schnell ist, dass man nicht so viele hat, die sich gleichzeitig melden.“ Deshalb appelliert die Bergrettung, auch Lawinen ohne Verletzte zu melden. Mehr dazu in Nach Lawine: Kritik an sorglosen Skifahrern (salzburg.ORF.at; 29.11.2017)

Motivation sinkt, „je öfter so etwas ist“

Bergretter helfen oft Gemeinde- und Landesgrenzen zusammen. Weil immer wieder Wintersportler von ihnen ausgelöste Lawinen nicht melden, laufen dann große, teure und langwierige Suchaktionen an - so wie zum Beispiel im Bereich der Taghaube in Mühlbach am Hochkönig (Pongau) mit 80 Freiwilligen aus drei Gemeinden.

Wenn das öfter vorkomme, könne es sein, dass die Arbeitgeber der ehrenamtlichen Helfer nicht mehr mitspielen, sagt der Mühlbacher Bergrettungschef Thomas Knöpfler: „Das Verständnis ist derzeit noch sehr groß dafür, dass man weg darf und weg kann. Aber wenn das immer mehr wird für nix, wo man eigentlich nachher hört: Es ist eh nix gewesen. Und umso öfter so etwas ist, umso schwieriger ist es, die Leute zu motivieren.“ So hoffen die Bergretter auf einen ereignisarmen Winter mit wenigen Lawinen. Dadurch würde sich auch die Zahl der Fehleinsätze reduzieren, so Knöpfler und Riedler übereinstimmend.

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