Seltene Nutztiere: Idealismus bei Zucht nötig

Die Zucht von seltenen Nutztierarten wie etwa Turopolje-Schweine oder Plobe-Ziegen braucht vor allem eines: Bauern mit Idealismus und Sinn für Tradition. Denn Haltung und Aufzucht sind aufwendiger und manchmal teurer.

Es sind selten gewordene Nutztierrassen, die nur noch von wenigen Landwirten in Österreich gezüchtet werden. Einer dieser Bauern ist Thomas Strubreiter mit seinem Arche-Hof in Scheffau (Tennengau). Er hat sich der Aufzucht seltener Rassen wie der Plobe-Ziege verschrieben. Diese Tiere brauchen auf Grund ihres lebhaften Charakters viel Platz, Auslauf und Liebe: „Das ist die ‚blaue Ziege‘ - blau, plob - das alttirolerische Wort. Das ist eine eher kleinere Gebirgsziegenrasse“, schildert Strubreiter. „Die sind sehr aktiv. Die Rangordnung wird praktisch minütlich überprüft. Aber umgekehrt sind sie sehr wetterhart, sehr genügsam und ideal auch für das höchste Gebirge geschaffen.“

Archebauer Thomas Strubreiter mit Plobe Ziegen

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Thomas Strubreiter hält auf seinem Hof in Scheffau unter anderem Plobe-Ziegen

Gegenbewegung gegen Spezialisierung

Thomas Strubreiter ist auch noch der Obmann von Arche Austria - einem Verein, der sich dem Erhalt der österreichischen Rassenvielfalt und der genetischen Vielfalt in der Landwirtschaft verschrieben hat. „Bei mir ist es doch ein bisschen Idealismus“, schildert Strubreiter seine Motivation. „Unsere Vorfahren haben Jahrhunderte mit denen und von denen gelebt. Und ich glaube, sie haben es sich verdient, dass sie uns noch einen langen Weg begleiten können. Sie sind einfach selten geworden, weil sich die Zucht auf ein paar wenige Rassen spezialisiert hat - und unsere sind einfach in Vergessenheit geraten. Wir sind dazu da, dass wir das wieder ändern.“

Die Tiere des Arche-Hof in Scheffau sind reine Zuchttiere. Sie werden lebend verkauft - zur weiteren Zucht, damit sich die Rasse in Österreich wieder verbreiten kann.

Langsame Mast für Turopolje-Schweine

Ein weiterer Hof, der sich seltenen Nutztierrassen verschrieben hat, ist das Oedt Gut in Nußdorf am Haunsberg (Flachgau). Dort hält die Familie von Johanna Klimmer Greiner Steinschafe, Schwäbisch-Hällische Landschweine und Turopolje-Schweine. Das sind allesamt fast vergessene Nutztierrassen. „Ein normales Mastschwein wird - schätze ich einmal - zwischen drei und vier Monate alt werden. Unsere Schweine werden zwischen zehn und zwölf Monate alt. Wir mästen sie sehr langsam“, sagt Johanna Klimmer.

Biobäuerin Johanna Klimmer mit Turopolje Schwein

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Auch Johanna Klimmer hat sich seltenen Tierrassen wie Turopolje-Schweinen verschrieben

Das Oedgut der Klimmers ist ein sogenannter geschlossener Betrieb: Tiere werden hier gezüchtet, gemästet und dann an den Metzger verkauft. Die seltenen Tierrassen sind beim Verkauf kein wirklicher Vorteil, weiß Johanna Klimmer: „Vom Preis her rentiert sich’s wahrscheinlich nicht. Die Qualität ist nicht vergleichbar mit dem Fleisch von Turbo-Mastschweinen. Es ist aber nicht der materielle Wert, der hier zählt, sondern eher die Qualität.“

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Züchter seltener Nutztierrassen

Bauern, die selten gewordene Nutztiere züchten, sind selbst eine „eigene Rasse“. Denn für diese Arbeit ist eine große Portion Idealismus nötig.

Höhere Preise nicht die Motivation

Das Bio-Fleisch der Turopolje-Schweine bringt im Vertrieb zwischen 15 und 23 Euro pro Kilo - beinahe gleich viel wie ein normales Bioschwein im Supermarkt. Dabei haben diese Biobauern viel höhere Kosten, durch die längere Aufzucht. Die Motivation ist hier also nicht das Geld, sondern dass seltene Tierrassen erhalten bleiben.

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