Debatte um Privatschule: Sekte am Werk?

Die Debatte um die Weinbergschule auf dem Zachhiesenhof in Seekirchen wird hitziger. Die ORF-Reihe „Am Schauplatz“ hat gezeigt, dass in der Schule mit umstrittenen Methoden unterrichtet wird. Zeugen behaupten, eine Sekte sei am Werk.

Die Behörden prüfen nun den heiklen Fall. Die Bauernhof-Idylle könnte trügen. Eine etwa 50-köpfige „Gemeinschaft Werktätiger Christen“ lebt hier und betreibt die Weinbergschule.

Kinder unterdrückt?

Der Ex-Bewohner Andreas Tatschl berichtete jüngst im ORF-Fernsehen der Reihe „Am Schauplatz“, wie auf dem Hof Kinder unterdrückt würden: „Grad bei den Kleinsten in dem Sechsbettzimmer, der hat halt keine Rechte gehabt in Wahrheit. Mehr oder weniger werden die Kinder sich selbst überlassen.“

Zachhiesenhof in Seekirchen Streit um Unterrichtsmethoden

ORF

Zachhiesenhof in Seekirchen, wo die „Gemeinschaft Werktätiger Christen“ eine Schule betreibt

Justiz und Land Salzburg prüfen

Die Justiz untersucht nun die Angaben des Kritikers. Pflegschaftsverfahren laufen. Konkret will sich die Justiz zu den Ermittlungen noch nicht äußern, wie ihr Sprecher Peter Egger betont: „Ich garantiere, dass die Salzburger Justiz alle Fälle, wo eine Gefährdung des Kindeswohls im Raum steht, umfassend, sorgfältig und mit absoluter Priorität prüft.“

Schulinspektor beobachtete vier Tage

Das Land Salzburg bestätigte am Montag, dass ein Verfahren läuft. Das Bezirksgericht Neumarkt am Wallersee (Flachgau) hat den Landesbehörden in der Causa einen Maulkorb umgehängt.

Fast alles müsse geheim bleiben, was mit den Kindern zu tun hat, sagt Franz Wieser, Sprecher des Landes Salzburg: „Generell kann man sagen, wenn dem Land Salzburg Vorkommnisse gemeldet werden, dann wird es natürlich aktiv – wenn unsere Mitarbeiter wissen, jetzt muss für das Wohl der Kinder gehandelt werden.“

„Schetinin-Methode“ statt Montessori?

Zum Zachhiesenhof gehört die Weinbergschule. Sie hat Öffentlichkeitsrecht und darf staatlich anerkannte Zeugnisse ausstellen. Früher galt sie als Montessori-Schule. Doch die ORF-Dokumentation zeigte, wie hier mittlerweile mit der russischen Schetinin-Methode gearbeitet werde. Und diese ist umstritten.

Der zuständige Schulinspektor Peter Glas überprüft die Schule seit längerer Zeit regelmäßig. Er hat vor kurzem ein kritisches Gutachten an das Bildungsministerium geschickt: „Wir konnten feststellen, dass es an dieser Schule doch Mängel gibt. Die Erfüllung des Bildungsziels erscheint dadurch nicht erreichbar zu sein. Es werden nun Auflagen erteilt und weitere Überprüfungen vorgenommen, ob Änderungen eingetreten sind oder nicht.“

Hat Schulbehörde zu lange zugesehen?

Schulinspektor Glas vom Salzburger Landesschulrat weist das zurück: „Nein, es dauert außerdem seine Zeit, bis man Dinge sieht, die hinter der Fassade ablaufen. Es bedarf sehr ausführlicher Kontrollen. Ich habe mir zuletzt dort über vier Tage den Unterricht angesehen.“

Eltern weisen Kritik vehement zurück

Auch das Bildungsministerium will nun den Fall prüfen. Auf dem Zachhiesenhof wollte dem ORF bisher niemand ein Interview zur aktuellen Kritik geben. Elternvertreter verteidigen die Schule aber vehement, die ORF-Doku „Am Schauplatz“ sei „Skandaljournalismus“, heißt es. Eine Entscheidung über die Zukunft der Weinbergschule dürfte erst in Wochen oder Monaten fallen.

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Christliche Sekte als Schulbetreiberin?

ORF-Redakteur Tobias Pötzelsberger hat recherchiert, wie es mit der Weinbergschule in Seekirchen weitergehen könnte.