Geheimschrift-Tagebuch beschäftigt Nachwelt
1917 wurde Schwabl als unehelicher Sohn einer Pinzgauerin und eines russischen Kriegsgefangenen geboren. Als ihr Ehemann aus dem Krieg zurückkehrt und das ledige Kind sieht, verlässt er die Familie. Die Mutter verarmt und stirbt wenige Jahre später.
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1922 nimmt ein Sägewerksbesitzer im Glemmtal (Pinzgau) den fünfjährigen Waisen auf. In seinem Tagebuch beschreibt er später in einer selbst erdachten Geheimschrift sein hartes Leben als Holzknecht, das auch von Züchtigungen geprägt war: „An meinem Bestimmungsort angekommen, wurde mir im Unterdach, außerhalb der Dienstbotenkammern, ein Bretterverschlag mit meinem Bett zugewiesen. Ich hatte Angst vor diesen fremden Leuten. Es wurden die Ruten eingeweicht und das Hinterteil von mir damit ordentlich bekannt gemacht.“
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Tochter entschlüsselt die Geheimschrift des Vaters
Seine Tochter, Klara Gassner, hat Schwabl, als sie selbst noch Kind war, in seine Geheimschrift eingeweiht. Sie habe den Vater nie gefragt, warum er für sein Tagebuch eine Geheimschrift verwendet hat. Vielleicht wollte er so verhindern, dass seine Aufzeichnungen an die Quartiergeber von damals gelangen, vermutet Gassner.
Schwabl hat es schließlich geschafft, aus der Knechtschaft auszubrechen. Er heiratete und gründete eine Familie. Als er im zweiten Weltkrieg in Norwegen stationiert wurde, notiert er: „Nun war ich Sklave der Herren Staatsmänner, das verspürte ich. Es lag an ihnen, welchen Kurs mein Lebensschiff einschlagen wird. In den kommenden Monaten mussten wir am eigenen Leib verspüren, dass wir nichts anderes sind als Sklaven.“