Prozess gegen IS-Verdächtigen beendet

Am Landesgericht ist am Donnerstag ein 27-jähriger Marokkaner, der das Netzwerk der Paris-Attentäter unterstützt haben soll, zu sechs Jahren Haft verurteilt worden. Seit Juni lief der Prozess gegen den Verdächtigen.

Der 27-Jährige soll laut Anklage im Dezember 2015 in einer Flüchtlingsunterkunft in Salzburg mit weiteren IS-Verdächtigen Informationen für das Terrornetzwerk der Paris-Attentäter ausgetauscht haben. Bei den Anschlägen starben im November 2015 mehr als 100 Menschen. Bis zuletzt beteuerte der Angeklagte seine Unschuld.

Staatsanwalt: „Marokkaner war Scout für Terrorzelle“

Der Staatsanwalt warf dem 27-Jährigen vor, dass dieser in der Flüchtlingsunterkunft als Scout agiert hatte. Durch die Weitergabe von Informationen und durch den Austausch von Daten am Handy soll er die geplante Weiterreise von zwei weiteren IS-Verdächtigen unterstützt haben, damit sich die beiden der Terrorzelle von Frankreich anschließen können. Bei einer Razzia in der Flüchtlingsunterkunft im Dezember 2015 wurden die beiden Verdächtigen festgenommen. Der 27-jährige Marokkaner aber flüchtete und reiste nach Belgien weiter.

Passwort: „Dschihad“ - als Erinnerung an Oma

Hauptbelastung war das Handy des Angeklagten. Das Passwort für das Mobiltelefon des 27-jährigen Marokkaners lautete „Dschihad“ (Anm.: Heiliger Krieg). Warum?, wollte der vorsitzende Richter des Schöffensenates wissen. „Als Erinnerung an meine Großmutter“, antwortete der 27-Jährige in einer Verhandlung im Juni.

Komplizen tarnten sich als syrische Flüchtlinge

Der Beschuldigte wurde im Sommer 2016 in Belgien gefasst und nach Salzburg ausgeliefert. Der 27-Jährige soll laut Anklage Komplize des Algeriers Adel H. und des Pakistanis Muhammad U. gewesen sein, die im November 2015 als syrische Flüchtlinge getarnt nach Salzburg einreisten. In der Flüchtlingsunterkunft sollen sie auf den Marokkaner gewartet haben. Bei den Verhandlungen sagte der 27-Jährige, er habe die SIM-Karte nur aus Gefälligkeit angenommen und transportiert. Die zwei Beschuldigten sollen Kundschafter und Kuriere gewesen sein. Sie sollten Informationen über sichere Transitrouten sammeln und auf der SIM-Karte eines Mobiltelefons gespeicherte Informationen weitergegeben.

Videokonferenz: Mittäter kennen Marokkaner nicht

In einer Videokonferenz erklärten der Algerier und der Pakistani, die beide in Frankreich inhaftiert sind, sie würden den 27-jährigen Marokkaner nicht kennen. Der Verteidiger des Angeklagten forderte einen Freispruch seines Mandanten. Demnach sei sein Mandant zum Tatzeitpunk als Gelegenheitsarbeiter bei seiner Familie in Marokko gewesen und habe davon geträumt, mit anderen aus Marokko auszuwandern. Der 27-Jährige und sein Handy waren zur falschen Zeit am falschen Ort, sagte Verteidiger Wolfgang Blaschitz. Er meldete nach der Urteilsverkündung Nichtigkeitsbeschwerde und Strafberufung an. Das Urteil von sechs Jahren Haft ist noch nicht rechtskräftig.

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