Stolpersteine erinnern an Justizmorde

Beim Salzburger Landesgericht sind Donnerstag neun Stolpersteine zur Erinnerung an Opfer des Hitlerregimes verlegt worden. Hier verurteilte die NS-Justiz mehr als 100 Gegner zum Tod. Die Täter wurden nie zur Verantwortung gezogen.

Das Landesgericht beim Rudolfsplatz soll nach der Sanierung ein Ort der Begegnung werden. Seit Donnerstag begegnet man dort auch der Vergangenheit. Neun Stolpersteine erinnern vor dem Haupteingang an Opfer der Nazis, die hier zum Tod verurteilt wurden, sagt Thomas Randisek vom Personenkomitee Stolpersteine: „Wir wollen dokumentieren, dass es hier besonders viele Opfer gab. Unsere Fachleute haben die Schicksale erforscht und dokumentiert. Jetzt ist eigentlich das Gericht dran, sich auch an dieser Erinnerung zu beteiligen.“

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Asche eines Verurteilten verschwunden

Die mehr als hundert Todesurteile von Salzburg wurden auf dem Schießplatz in Grödig-Glanegg (Flachgau) und auf einer Guillotine in München vollstreckt.

Einer der Verurteilten war Franz Seywald, der sich nach dem Urteil im Sommer 1944 in einer Gefängniszelle erhängte. Er war der Großvater des Salzburger Galeristen Thomas Seywald: „Es gibt für ihn keinen Ort der Erinnerung. Die Nazis haben dann behauptet, er sei verbrannt und die Asche in alle Winde verstreut worden. Wahrscheinlich haben sie sie ins Klo gekippt – einfach, um der Familie nicht die Möglichkeit zu geben, sich zu erinnern wie es auf jedem Friedhof möglich wäre. Ich werde sicher hin und wieder hierher kommen und an ihn denken.“

Franz Seywald studierte in Wien und wurde 1920 Mitglied einer katholischen Studentenverbindung und 1933 Mitglied der Vaterländischen Front im katholischen Ständestaat. Der Jurist fungierte von 1931 bis zum „Anschluss“ Österreichs (1938) als Bezirkshauptmann in St. Johann (Pongau). Seywald wurde am 22. Juli 1944 mit Karl Biack vom nationalsozialistischen „Volksgerichtshof“ in Salzburg wegen „Gemeinschaftsabhörens ausländischer Sender und Weiterverbreitung von Feindnachrichten“ zum Tod verurteilt. Am 24. Juli 1944 fanden ihn Bewacher in der Haftanstalt Salzburg erhängt auf.

Stolpersteine auch vor dem Bezirksgericht

Zu den Stätten der staatlichen Morde zählte damals auch das heutige Bezirksgericht. Es war damals eine Polizeistation. Auch hier wurden sechs Erinnerungssteine verlegt, schildert der Historiker Gert Kerschbaumer: „Wir konnten bis jetzt keine Steine verlegen für Menschen, die nicht in der Stadt Salzburg gewohnt haben. Und das ist jetzt hier beim Polizeigefängnis möglich, wo heute das Bezirksgericht ist. Da sind damals tausende eingesperrt und deportiert worden.“

Die Idee der Stolpersteine geht auf den Kölner Künstler Gunther Demnig zurück. Zehntausende der kleinen Würfel gegen das Vergessen hat er in ganz Europa schon verlegt: „Es sind etwa 63.500 in 21 Ländern Europas, ganz genau kann ich es nicht sagen.“

In Salzburg erinnern mittlerweile insgesamt 391 Stolpersteine an die Opfer der Nationalsozialisten.

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Erinnerung an Mordopfer der Justiz

ORF-Redakteurin Katharina Garzuly hat sich die Verlegung der neuen weiteren Stolpersteine angesehen.

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