Mönche als Korrespondenten in bewegter Zeit

Eine besondere Reise von zwei Salzburger Mönchen wird in einem neuen Buch genau durchleuchtet. Die beiden Patres des Klosters St. Peter waren Italien-Korrespondenten des selbständigen Fürstentums Salzburg in seinen letzten Jahren.

Albert Nagnzaun und Alois Stubhahn reisten von 1804 und 1806 - zur Zeit der napoleonischen Kriege - im offiziellen Salzburger Auftrag quer durch Italien. Die beiden waren 25 und 26 Jahre alt, als sie vom Benediktiner-Kloster St. Peter in der Salzburger Altstadt aus auf die Reise geschickt wurden. Beiden waren für höhere Ämter in Salzburg vorgesehen und sollten sich auf ihrer Zwei-Jahres-Tour quer durch die bedeutendsten Städte Italiens den letzten Schliff holen.

Albert Nagnzaun, Abt von St. Peter

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Albert Nagnzaun wurde später auch Abt von St. Peter

Das Bildungsprogramm zwischen 1804 und 1806 in Venedig, Bologna, Florenz, Neapel und natürlich Rom war umfangreich. Aber die beiden waren auch im offiziellen Auftrag der Salzburger Staatsführung unterwegs, schildert der heutige Erzabt von St. Peter, Korbinian Birnbacher: „Das war ein sehr teures Unternehmen - und der Abt (damals Dominikus Hagenauer - Anm.) hätte das von sich aus eigentlich nicht getan. Aber im Hintergrund steht der Premierminister der Kurfürsten (Ferdinand von Toskana), der seine persönlichen Verbindungen besonders nach Rom hatte - auch bis zum Papst hin - und der die Reise durchgesetzt hat.“

Alle zwei Wochen ein Bericht per Brief

Die beiden Mönche führten zwei Jahre lang ein sehr ausführliches Reisetagebuch. Zusätzlich hatten sie die Verpflichtung, sich alle zwei Wochen per Brief zu melden und Neuigkeiten mitzuteilen. Diese Briefe brauchten auch gut zwei Wochen, bis sie in Salzburg waren. Diese Korrespondenten-Berichte wurden von der damaligen Salzburger Gesellschaft sehr interessiert aufgenommen, schildert der Stiftsarchivar von St. Peter, Gerald Hirtner: „Darin wird sehr viel Neues berichtet - ob es die politische Lage oder Vorgänge im Vatikan betrifft. Das ist hier in Salzburg auf großes Interesse gestoßen.“

Briefe der Salzburger Mönche aus Italien mit historischer Italienkarte

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Die Briefe der beiden Mönche aus Italien wurden jetzt wissenschaftlich aufgearbeitet

Aber nicht nur politische und kirchliche Neuigkeiten übermittelten die beiden Mönche Albert Nagnzaun und Alois Stubhahn nach Salzburg. Sie kauften für die Universität auch seltene Bücher ein oder erwarben Noten und schickten sie nach Hause.

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Mönche als Korrespondenten

Zwei Mönche waren in den letzten Jahren des selbständigen Fürstentums Salzburg offizielle Italien-Korrespondenten. Ein Buch zeigt ihre Reise.

Vesuv-Ausbruch Auslöser für „Mineralienfieber“

Albert Nagnzaun steckte sich in Italien zusätzlich auch mit dem Mineralienfieber an: Denn er erlebte 1805 einen Ausbruch des Vesuv mit, stieg selbst zwei mal in den Krater und holte daraus Gesteinsproben. Seitdem war der spätere Abt von St. Peter ein begeisterter Gesteinsforscher und erweiterte die Mineraliensammlung des Klosters, sagt heutige Sammlungs-Kustos Norbert Urban: „Er ist selbst in die Berge gefahren und hat auch sehr viel aufgekauft.“

Mineraliensammlung der Erzabtei St. Peter

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Die Mineraliensammlung des Stifts profitierte indirekt sehr von der Italienreise

Buchhinweis

Korbinian Birnbacher (Hrsg.): Die letzte Grand Tour. Böhlau, 1034 Seiten, 90 Euro

Das neue Buch über die Reise der beiden Mönche ist durch das viele Material ein Wälzer: Auf 1.034 Seiten sind nicht nur die ungekürzten Originalberichte zu lesen, sondern es werden auch die Umstände der Zeit für den heutigen Leser genauer erklärt.

Peter-Paul Hahnl, salzburg.ORF.at