Schwieriger Kampf gegen Raser im Ortsgebiet

Der Kampf gegen Raser auf Durchzugsstraßen im Ortsgebiet fällt gerade Landgemeinden schwer. Denn sowohl optische Tricks als auch Radarboxen schrecken nur vorübergehend ab. Diese Erfahrungen machen die Orte.

Jüngstes Beispiel ist die Obertrumer Landesstraße (L 102), die durch Seeham (Flachgau) führt: Hier wurden extrabreite Bodenmarkierungen aufgebracht, die die Fahrbahn für die Autofahrer optisch enger machen und Raser so einbremsen sollen. Denn rund 7.000 Fahrzeuge fahren jeden Tag durch den Ort - mehr als die Hälfte davon teils deutlich schneller als die vorgeschriebenen 50 km/h. Der Spitzenwert lag bei Tempo 116, so die Gemeinde.

„Wenn dann irgendwo einer mit 80 oder 90 km/h daherbraust, dann hört man das“, schildert Anrainer Werner Dallinger. „Im Garten ist die Lebensqualität eher nicht mehr vorhanden - dort sitzen und sich in Ruhe unterhalten geht nicht.“

Extrabreite Bodenmarkierung auf Straße

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Extrabreite Markierungen sollen die Straße in Seeham optisch schmaler machen

Optischer Trick hilft nur vorübergehend

Die breiten Bodenmarkierungen wirkten aber nur vorübergehend, sagt der Seehamer Bürgermeister Peter Altendorfer (ÖVP): „Wie die Markierung aufgebracht worden ist, waren die Autofahrer wirklich ein bisschen verunsichert und sind langsamer gefahren. Aber mit der Zeit tritt bei den Leuten, die immer hier fahren, der Gewöhnungseffekt ein. Und jetzt ist das Ergebnis relativ dürftig, muss ich sagen.“

Die Gemeinde Seeham suchte daher beim Land an, entweder ein 30-km/-Tempolimit auf der Landesstraße durch das Seehamer Ortszentrum zu verhängen oder eine Radarbox aufzustellen.

Radarboxen meistens nicht eingeschaltet

Doch auch die Boxen sind kein Allheilmittel: Vier Radarkästen stehen bereits in und bei Weißbach bei Lofer (Pinzgau). Hier verläuft die stark befahrene Pinzgauer Bundesstraße (B311) durch den Ort. Die Radargeräte änderten hier aber bisher wenig, sagt Bürgermeister Michael Hohenwarter (ÖVP): „Wenn gemessen wird, ist es ganz gut. Aber meistens wird nicht gemessen. Und wenn sie nicht eingeschaltet sind, weiß innerhalb von ein paar Stunden scheinbar jeder darüber Bescheid.“

Radarkasten (Radarbox) mit Auto im Ortsgebiet

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Die Radarbox in Weißbach ist meist nicht eingeschaltet, klagt der Bürgermeister

Das nächste Problem sei, dass der Radarkasten direkt im Zentrum „nur eine Richtung geht“, sagt Hohenwarter. „Wir haben aber in beide Richtungen die 50-km/h-Beschränkung. Das wäre auch wichtig, wenn man einen Radarkasten hätte, der in beide Richtungen funktionieren würde.“ Jetzt weisen bei Weißbach zusätzlich eine neue Verkehrsinsel und gleich zwei Ortsschilder die Lenker auf das Tempolimit hin.

Begegnungszone hilft auch nur mit Polizei-Kontrolle

Die Gemeinde Thalgau (Flachgau) verfolgt seit ein paar Jahren einen ganz anderen Ansatz: Hier gilt im Ortszentrum eine Begegnungszone mit Tempo 30. Es gibt dort keine Bodenmarkierungen und keine Gehsteige mehr. Die Verkehrsteilnehmer sollen wieder mehr aufeinander achten, so das Motto - quasi „Sicherheit durch Unsicherheit“.

Begegnungszone im Ortsgebiet (Thalgau)

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Keine Gehsteige, keine Markierungen sollen in Thalgau für Sicherheit sorgen

Direkt im Zentrum habe sich die Durchschnittsgeschwindigkeit schon reduziert, betont Bürgermeister Martin Greisberger (ÖVP). Allerdings: Ganz von selber funktioniert das auch nicht: „Ein Gewöhnungseffekt tritt immer ein. Aber wir versuchen, vielleicht auch mit kleineren anderen Maßnahmen ein bisschen entgegenzuwirken - mit der Polizei.“ Denn Raserei im Ortsgebiet ist kein Kavaliersdelikt: Wer zu schnell fährt, riskiert Strafen bis zu 800 Euro. Ist man 40 km/h schneller als das angegebene Tempolimit, ist der Führerschein weg.

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