Methadon in Krebstherapie: Onkologen warnen

In der Onkologie der Landeskliniken häufen sich Patientenanfragen nach Methadon als Krebstherapie. Onkologische Fachgesellschaften sehen den Einsatz allerdings kritisch und warnen vor einer zu hohen Erwartungshaltung.

Nach Berichten in deutschen Medien, wonach Tumore nach der Behandlung mit Methadon verschwunden sein sollen, sind Ärzte in der Onkologie in den Landeskliniken zigmal am Tag mit Patientenanfragen zu Methadon befasst. Onkologie-Experten in Salzburg sehen den Einsatz allerdings kritisch.

Methadon ist ein Opiat, stark schmerzstillend und bekannt aus der Heroin-Ersatztherapie. Seit kurzem wird es auch als großer Hoffnungsträger in der Krebstherapie gepriesen. Laut einer Studie aus Ulm (Bayern) mit 27 Patienten soll Methadon zusätzlich zur Krebstherapie die Heilungs- und Überlebenschancen beträchtlich verbessern. Vor allem bei Patienten mit Gehirntumor, dem gefürchteten Glioblastom.

Onkologen dämpfen Erwartungen: keine Heilungen bekannt

Experten bezeichnen die Wirkung von Methadon als nicht völlig ausgeschlossen, aber auch nicht nachgewiesen. „Es gibt keine kontrollierten Daten darüber, dass Patienten mit Krebserkrankungen tatsächlich durch Methadon geheilt worden wären. Die wenigen berichteten Fälle, wo Patienten Methadon bekommen haben, beziehen sich alle auf Patienten, die gleichzeitig eine Chemotherapie oder eine Chemo- und Strahlentherapie bekommen haben. Heilungen sind in keiner Weise berichtet“, sagte Richard Greil, Primar der Onkologie an den Landeskliniken.

Methadon in Krebstherapie

ORF

Onkologische Fachgesellschaften sehen den Einsatz von Methadon kritisch und warnen vor einer zu hohen Erwartungshaltung

Laut Greil könnten die Heilerfolge in 27 Fällen aus der Ulmer Studie ein Zufall sein. Wissenschaftliche Studien zum Einsatz von Methadon fehlen, bislang seien es lediglich Laborexperimente. „Man muss sich auch vor Augen halten, dass Methadon kein einfach zu handhabendes Präparat ist, bei dem in einer Vergleichsstudie von fast 36.000 Patienten mit Methadon versus anderen Opioiden eine fast 50-prozentig gesteigerte Sterblichkeitsrate beobachtet worden ist“, sagte Onkologie-Primar Richard Greil.

SALK: Mathadon wird in Krebstherapie nicht eingesetzt

Die Mediziner in der SALK befassen sich zwar mit der Frage der Methadon-Therapie, setzen das Medikament aber wegen der umstrittenen Nebenwirkungen nicht ein. „Wir sehen die Neben- und Zuwirkungsrate dieses Medikaments als nicht sinnvoll. Wir sind oft konfrontiert mit Hoffnungen, die Patienten in Präparate haben, zum Beispiel in alternativmedizinische Präparate und wir müssen unsere Patienten immer wieder über die Sachverhalte infomieren“, sagte Greil. Einen sicheren Nachweis, dass Methadon Krebspatienten hilft, könnten unabhängige Studien liefern, doch die gibt es derzeit nicht.

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Methadon in Krebstherapie?
Onkologische Fachgesellschaften sehen den Einsatz von Methadon in der Krebstherapie kritisch und warnen vor einer zu hohen Erwartungshaltung.