Mutmaßlicher IS-Terrorhelfer: Prozess vertagt

Ein marokkanischer Asylwerber, der die Massenmörder vom November 2015 in Paris unterstützt haben soll, steht in Salzburg vor Gericht. Laut Anklage reiste er - getarnt als syrischer Flüchtling - nach Österreich. Der Prozess wurde Montag vertagt.

Im Gegensatz zu vier Komplizen ist der Verdächtige kurz vor einer Razzia der Polizei in Salzburg-Liefering im Dezember 2015 verschwunden. Die Anschläge auf das Bataclan-Kulturzentrum und andere Lokale in Paris hatten am 13. November 2015 stattgefunden - mit insgesamt 130 Toten und 350 Verletzten. In Belgien wurde der nun als mutmaßlicher Helfer angeklagte Mann sechs Monate später geschnappt und wieder nach Salzburg ausgeliefert. Wie andere Verdächtige wurde er über ein Mobiltelefon ausgeforscht.

Prozess gegen mutmaßlichen Terrorhelfer von Paris

ORF

Eingang zum Gericht von schwer bewaffneten Anti-Terror-Polizisten gesichert, auch im Gebäude gibt es Dutzende Beamte

Passwort: „Jihad“ - als Erinnerung an Oma

Hauptindiz ist das Handy des Angeklagten. Das Passwort für das Mobiltelefon des 27-jährigen Marokkaners lautet „Jihad“ (Anm.: Heiliger Krieg). Warum?, wollte der vorsitzende Richter des Schöffensenates wissen. „Als Erinnerung an meine Großmutter“, antwortete der 27-Jährige. Ob die Frau etwas mit dem Dschihad zu tun habe, fragte der Richter. Nein, er wisse es nicht, sagte der Angeklagte.

Warum habe er sein Handy nach der Polizeiaktion nicht zurückverlangt habe, wenn er doch nur seinen Bruder in Belgien besuchen wollte und außer dem Handy nichts bei sich hatte, fragte der Vorsitzende. Das Handy sei ihm nicht so wichtig gewesen, antwortete der Angeklagte.

Verteidiger: „Handy war unbeaufsichtigt“

Sein Mandant sei kein Mitglied einer terroristischen Organisation, sagt dessen Pflichtverteidiger Wolfgang Blaschitz. „Er ist Marrokaner, wollte zu seinem Bruder nach Belgien und war offensichtlich für ganz kurze Zeit am falschen Ort. Er hat sein Telefon angesteckt, um es aufzuladen. In diesem Flüchtlingsheim, was da passiert ist, ob da jemand Nummern darufgeladen hat, das weiß man nicht“, sagt Blaschitz.

Vier Festnahmen nach Razzia in Flüchtlingscamp

Der Marrokaner soll sich im Dezember 2015 mit weiteren Terrorunterstützern im Flüchtlingslager der ASFINAG getroffen haben. Eine Razzia im Flüchtlingscamp bei der ehemaligen Autobahnmeisterei in Liefering brachte damals vier Festnahmen - zwei verhinderte Paris-Attentäter, die für den Zeitplan der Terroristen zu lange in Griechenland festsaßen und zwei Logistiker des IS-Netzwerkes. Insgesamt wurden zwei Algerier, ein Marokkaner und ein Pakistani festgenommen. Dabei wurde auch das Handy des Angeklagten gefunden. Er selbst wurde im Sommer 2016 in Belgien festgenommen.

Zwei an Frankreich ausgeliefert

Zwei der - bei der Salzburger Razzia festgenommenen - Männer wurden schon vor längerer Zeit an Frankreich ausgeliefert, zwei weitere kürzlich in Salzburg zu sechs beziehungsweise sechseinhalb Jahren Haft verurteilt. Der Prozess beim Landesgericht soll demnächst fortgesetzt werden. Er wurde vertagt. Das Gericht will zwei weitere Zeugen einvernehmen. Dafür se ein Rechtshilfeersuchen notwendig, sagte ein Gerichtssprecher.

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Erste Einvernahme durch den Richter

Ein Fernsehteam hat den Auftakt dieses Strafprozesses am Montag beobachtet.

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