Web: Notare fordern „Recht auf Vergessen“

Immer mehr fordern, dass es für das Internet und seine Konzerne strengere Regeln geben müsse – und für Geschädigte ein „Recht auf Vergessen“. In Salzburg haben 300 Notare aus 13 Ländern bei einer Fachtagung über das Thema diskutiert.

Wie kann man sich gegen üble Nachrede und Diffamierungen im Internet besser schützen oder zur Wehr setzen? Wenn jemand Nachteiliges über sich selbst zum Beispiel bei Google entfernen lassen will, muss er erst bei der Suchmaschine anfragen. Es folgen mühsame Prozeduren. Und bei einem Erfolg entfernt Google die nachteiligen Links nur aus seinen europäischen Suchergebnissen.

Laptop Internet Computer

ORF.at/Zita Klimek

Appell an gesamteuropäische Politik

Diese „Lösung“ des Löschens könne dann weltweit nur allzu leicht umgangen werden, sagte der italienisch-britische Experte Luciano Floridi bei der Fachtagung der Notare in Salzburg. Der Professor für Philosophie- und Informationsethik von der Universität in Oxford berät den Suchmaschinenriesen beim Erstellen von Löschkriterien, kritisiert aber auch das Monopol von Google für die Suche im Web. Allenfalls die gesamteuropäische Politik könne hier steuernd noch eingreifen und den Interessen der Konzerne etwas entgegensetzen.

„Wir müssen viel stärker aufpassen“

Zu viel Hoffnung hat der Datenschutzexperte allerdings nicht: „Bedenken sie immer, der Computer ist weniger ein Fenster zur Welt, sondern vielmehr eine große auf sie gerichtete Kamera. Das heißt, alles was sie auf der Tastatur machen, ist öffentlich sichtbar. Alles, wirklich alles, was sie an Handy, Tablet und Computer machen, ist öffentlich. Wir müssen in der digitalen Welt künftig vorsichtiger sein - wie bei der Ernährung. Auch hier gilt – ein bisschen weniger, dafür besser essen.“

Suchmaschine Google Eintraege Tierarzt

ORF

Immer mehr Rechtsstreitereien

Angesichts der vielen Probleme, Konflikte und Rechtsstreitereien in Zusammenhang mit dem Internet werde auch den Notaren künftig die Arbeit nicht ausgehen, sagt Michael Umfahrer, Präsident der Notariatsakademie: „Die Notare müssen in der klassischen Papierwelt die Identitäten feststellen. Sie stellen fest, dass derjenige, der ein Geschäft abschließt, auch tatsächlich derjenige ist. Das können wir in der digitalen Welt auch zur Verfügung stellen.“

Die Nachfrage bei Banken und Aufsichtsbehörden für Leistungen der Notare dürfte mit zunehmender Digitalisierung weiter wachsen, sagen Fachleute.