Leerstehende Wohnungen sollen auf den Markt

Die Stadt Salzburg will mit einer Aktion einen Teil der rund 3.500 leerstehenden privaten Wohnungen auf den Mietmarkt bringen, indem sie den Eigentümern viele Scherereien und Risiken beim Vermieten abnimmt.

In der Stadt Salzburg stehen nach einer Erhebung des Salzburger Instituts für Raumordnung (SIR) rund 3.500 Wohnungen leer. Bei einem Teil ist der Grund dafür, dass die Eigentümer Unannehmlichkeiten durch eine Vermietung befürchten. Die Miete nicht zu erhalten oder am Ende des Mietverhältnisses eine völlig desolate Wohnung zurückzubekommen, schrecke sie. Und genau hier setze die Aktion „Miet:Garantie“ der Stadt Salzburg an, betonte Bürgermeister Heinz Schaden (SPÖ): „Wir übernehmen die Risiken und Scherereien und erhoffen uns, so Wohnungen zu mobilisieren, die sonst nicht vermietet werden.“

„Vermieter bekommt Sicherheit“

Die Stadt führt die Aktion gemeinsam mit der Wohnbaugesellschaft GSWB durch - und für einen Teil der Wohnungseigentümer sei sie sicher attraktiv, sagt GSWB-Direktor Christian Wintersteller: „Der Vermieter macht zwar bei der Miethöhe Abstriche, er bekommt aber die Sicherheit, dass er verlässlich die Miete erhält und bei der Rückgabe kein Risiko von Beschädigungen hat.“

Konkret werden bei der Aktion Mieten in der Höhe von 80 Prozent des ortsüblichen Preises (je nach Lage acht bis zwölf Euro pro Quadratmeter im Monat) vorgeschrieben. Den Großteil der Einnahmen erhält der Vermieter, mit zehn Prozent sollen Mietausfälle kompensiert oder die Reparatur allfälliger Beschädigungen finanziert werden.

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Leere Wohnungen auf den Markt

3.500 Wohnungen stehen in der Stadt Salzburg leer. Ein Teil davon soll jetzt für Wohnungssuchende mobilisiert werden.

Städtisches Wohnungsamt und GSWB Anlaufstellen

Anlaufstelle für Interessierte ist das städtische Wohnungsamt, vermietet werden die Wohnungen direkt von der GSWB im Auftrag der Eigentümer. Es gibt keine Nebenkosten. Stadt und GSWB können nötigenfalls eine termingerechte Räumung organisieren. Die Wohnung muss mindestens Kategorie B sein - also in einem brauchbaren Zustand sein und Küche oder Kochnische, ein WC und eine zeitgemäße Badegelegenheit haben.

Mit der Aktion will die Stadt Mieter aus dem Mittelstand erreichen, die zu viel verdienen, um eine geförderte Mietwohnung oder Gemeindewohnung zu erhalten, sich aber eine Unterkunft in der Stadt auf dem freien Markt nicht mehr leisten können, sagte Vizebürgermeisterin Anja Hagenauer (SPÖ). Die Einkommensgrenze beträgt 2.990 Euro netto im Monat plus zehn Prozent.

Erstes Ziel: 100 Wohnungen vermieten

Ziel ist es laut Schaden, mit dem Modell zumindest 100 jetzt leerstehenden Wohnungen vermieten zu können: „Diese zu bauen, wäre teuer“, so Hagenauer. In Zahlen heißt das: Bei einer Durchschnittsgröße von 80 Quadratmetern und den in Salzburg üblichen Baukosten von rund 3.500 Euro pro Quadratmeter wären dafür 28 Millionen Euro Baukosten notwendig. „Und wenn wir scheitern, dann haben wir es zumindest probiert“, so Hagenauer. Das Modell ist zunächst auf sechs Jahre befristet, nach vier Jahren wird evaluiert.

NEOS: Aktion ist „reines Ablenkungsmanöver“

Kritik an den Plänen der Stadt kommt vom NEOS: Bei einem ähnlichen Modell in Dornbirn (Vorarlberg) seien bis Sommer „exakt vier Wohnungen“ vermietet worden, sagt der NEOS-Stadt-Klubobmann Sebastian Huber. Die Aktion sei ein „reines Ablenkungsmanöver“, so Huber: „Nur ein modernes Mietrecht kann Eigentümer veranlassen, leerstehende Wohnungen auch zu vermieten. Das österreichische Mietrecht aber ist von den Bedürfnissen des Marktes zu weit entfernt, um die Interessen von Mietern und Vermietern zusammenzuführen.“