Doppeltes Drama im Hagengebirge

Im Hagengebirge hat sich ein doppeltes Bergdrama ereignet, das für die beiden Männer glimpflich ausging. Nachdem ein Alpinist von einem Salzburger Hubschrauberteam gerettet worden war, geriet sein Begleiter neuerlich in Bergnot. Eine große Suchaktion folgte.

Die beiden Alpinisten aus Deutschland starteten am Dienstag von der Jennerbahn bei Berchtesgaden im grenznahen Oberbayern ins Land Salzburg zur Überquerung des Hagengebirges. Sie wollten bei der nicht bewirtschafteten Hochwieshütte übernachten und dann über den steilen Höllriegelsteig ins Bluntautal bei Golling (Tennengau) absteigen.

Den Ersten nach Absturz ausgeflogen

Der 73-Jährige stolperte auf österreichischem Gebiet im Steilgelände und verletzte sich beim folgenden Absturz leicht. Das Duo beschloss nun, gemeinsam zu biwakieren, sich zu erholen und erst am nächsten Tag abzusteigen. Mittwochfrüh verschlechterte sich der Zustand des Verunglückten. Via Mobiltelefon wurde Hilfe angefordert und der Mann vom Team eines Notarzthubschraubers ins Tal geflogen. Der andere Alpinist blieb auf eigenen Wunsch zurück und wollte weiter in Richtung Hochwieshütte.

Hagengebirge und Blühnbachtal

Gerald Lehner

Hagengebirge (Bildmitte), einer der einsamsten Winkel der Ostalpen. Hinten: Ausläufer des Hohen Göll mit Bluntautal. Vorne: Nordabstürze des Hochkönigmassivs. Flugbild aus ca. 7.000 Metern - aufgenommen über dem Mitterpinzgau

Schwere Erschöpfung, zweites Biwak

Wegen Wassermangels geriet er in einen schweren Erschöpfungszustand, erreichte aber noch die unbewirtschaftete Hütte und musste dort neuerlich biwakieren. Er entschloss sich am Donnerstagmorgen, den leichteren, jedoch mit ca. fünf Stunden viel längeren Fußmarsch über das gesamte Hochplateau in Richtung Tenneck im Gemeindegebiet von Werfen (Pongau) anzutreten. Weil sein Mobiltelefon keinen Strom mehr hatte, konnte der 64-Jährige seine Angehörigen über den geänderten Plan (Abstieg Bluntautal) nicht informieren. Diese alarmierten die Bergrettung, nachdem sie bis in die Nacht nichts von dem Mann gehört hatten.

Hochkönig Hagengebirge Pass Lueg

Gerald Lehner

Hagengebirge mit Pass Lueg (links) von Nordosten. Hinten. Hochkönigmassiv mit Schneekappe

Mühsame Suche auf riesiger Fläche

Donnerstagfrüh suchte die Besatzung eines Polizeihubschraubers aus Salzburg mehrere Auf- und Abstiegsrouten des Hagengebirges ab. Gleichzeitig stiegen Bergrettungsleute von verschiedenen Seiten auf das riesige und zum Teil sehr einsame Massiv mit seinen vielen Hochtälern und Plateaus. Donnerstagfrüh wurde der Vermisste gegen 10.00 Uhr beim Abstieg in Richtung Tenneck von Bergrettern aus Werfen gefunden. Der 64-Jährige war sehr erschöpft, unverletzt, und wurde von den Einsatzkräften ins Tal gebracht.

Änderungen von Routen gefährlich

Großflächige Suchaktionen im sommerlichen Hochgebirge sind für Einsatzkräfte oft viel zermürbender als Lawineneinsätze, die topografisch auch bei größeren Unglücken stark begrenzt sind. Wenn nicht bekannt ist, in welcher Region oder Ecke eines Massivs sich ein Wanderer oder Bergsteiger ungefähr befinden soll, dann kann eine rechtzeitige Rettung äußerst schwierig bis unmöglich werden. Die Bergrettung appelliert an Bergsportler, ihre Ziele und Tagespläne immer Angehörigen oder Quartiergebern mitzuteilen.

Gerald Lehner, salzburg.ORF.at

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