Erste Selbstbedienungsschutzhütte in Betrieb

Seit Anfang August ist auf dem Tennengebirge bei Pfarrwerfen (Pongau) Österreichs erste Selbstbedienungsschutzhütte in Betrieb. Das Experiment beim Leopold-Happisch-Haus funktioniere bisher gut, sagen die Naturfreunde.

Es ist ein Experiment, das aus der Not heraus geboren wurde: Denn das Leopold-Happisch-Haus liegt abgeschieden in 1.925 Meter Seehöhe auf dem Plateau des Tennengebirges und ist erst nach mindestens vier bis fünf Stunden Fußmarsch erreichbar. Nur rund 500 Bergsteiger übernachteten in den vergangenen Jahren dort pro Saison. Das sei zu wenig für eine Bewirtschaftung durch einen Hüttenwirt, so die Naturfreunde als Eigentümer.

Deshalb wurde die Hütte mit Anfang August auf Selbstbedienungsbetrieb umgestellt: Es gibt einen Vorratsraum mit haltbaren Lebensmitteln wie Nudeln oder Dosengulasch, dazu Getränke, mit Sonnenstrom geheiztes Wasser, neue Sanitärräume und Betten. Die Hüttentür ist nie versperrt. Die Bergsteiger bedienen sich selbst und sind angehalten, die Hütte wieder ordentlich zu verlassen: „Wir stellen Lebensmittel zur Verfügung und wir stellen die Hütte zur Verfügung“, sagte Helmut Schwarzenberger, Landesgeschäftsführer der Naturfreunde. Vorbild war das Salecina-Haus in der Schweiz, das schon seit Jahren so funktioniert.

Das Leopold Happisch Haus der Naturfreunde im Tennengebirge bei Pfarrwerfen

ORF

Das Leopold-Happisch-Haus ist eine Schutzhütte der österreichischen Naturfreunde

„Läuft wider Erwarten sehr gut“

In den ersten Wochen seit der Wiedereröffnung Anfang August sei das neue Konzept gut gelaufen, ergänzt Schwarzenberger: „Es sind eigentlich nur sehr positive Rückmeldungen gekommen und es läuft wider Erwarten sogar besonders gut. Es gibt oben einen Abrechnungszettel. Dort trägt man ein, was man alles hatte, zählt das zusammen, und den Geldbetrag wirft man oben in einen Briefkasten hinein oder überweist uns das Geld einfach.“

Ob das funktionieren kann, bezweifelten im Vorfeld sowohl bei den Naturfreunden als auch im Ort Pfarrwerfen viele. Hier musste Schwarzenberger lange Überzeugungsarbeit leisten - mit dem Argument: „Die Leute sind nicht so schlecht, wie wir glauben.“ Und schließlich funktioniere es im Salecina-Haus an einer Passstraße mit 5.000 Übernachtungen pro Jahr auch. Ehrenamtliche Helfer der Naturfreunde kommen bis zum Saisonende Ende September regelmäßig zu der Schutzhütte, sehen nach dem Rechten und nehmen das eingeworfene Geld mit.

Gäste „organisieren sich selbstständig“

Der Naturfreunde-Geschäftsführer machte noch eine Erfahrung mit den bisherigen Selbstbedienungsgästen auf dem Leopold-Happisch-Haus: „Wir sind in der Hütte gesessen - die haben sich selbstständig organisiert. Einer hat gesagt: ‚Ich mache einen Kaffee.‘ Der andere hat gesagt: ‚Ich koche.‘ Das ist der Mehrwert draus: Dass nicht jeder an seinem Tisch sitzt und sich bewirten lässt. Sondern dort droben ist es so, dass die Leute durch die schräge Situation auch zusammenhelfen.“

Peter-Paul Hahnl, salzburg.ORF.at

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