Schutzhütten: Weniger Geld aus Deutschland?

Die Finanzierung von Schutzhütten des Deutschen Alpenvereins in Österreichs Bergen wird von deutschen Vereinsmitgliedern zunehmend kritisch gesehen. Denn gerade Jüngere wollten das Geld lieber in Kletterhallen investieren, sagen Insider.

Für Bergsteigen und Wandern in den Alpen würden sich sich immer weniger junge Mitglieder des Deutschen Alpenvereins interessieren - gerade in großen deutschen Städten weit entfernt von den Bergen. Und für ältere Vereinsmitglieder werde es immer schwieriger, die hohen Kosten für Instandhaltung, Modernisierung und Umweltschutz bei den Hütten vereinsintern zu rechtfertigen. Dieses Szenario wurde dem ORF von Funktionären aus mehreren großen Alpenvereinssektionen in Deutschland bestätigt.

Das Niedersachsenhaus des Deutschen Alpenvereins, Sektion Hannover, Schutzhütte in den Hohen Tauern auf der Scharte zwischen Kolm-Saigurn und Sportgastein

Magnuss, CC BY-SA 3.0

Das Niedersachsenhaus auf der 2.471 Metern hohen Riffelscharte zwischen Kolm-Saigurn (Pinzgau) und Sportgastein (Pongau) gehört der Sektion Hannover des Deutschen Alpenvereins

Doch gerade in den Hohen Tauern im Grenzgebiet von Salzburg und Kärnten gibt es eine ganze Reihe von Schutzhütten im Hochgebirge, die zum Teil vor mehr als 100 Jahren von deutschen Bergsteigervereinen errichtet und finanziert wurden: Das Hannoverhaus, das Niedersachsenhaus, die Hagener, Mindener, Osnabrücker oder Duisburger Hütte. Der Betrieb und die Erhaltung dieser Bausubstanz und der nötige Umweltschutz in der hochalpinen Umgebung des Nationalparks Hohe Tauern kosten viele Millionen Euro.

Alpenverein Hannover: Vielfältige Arbeit in den Alpen

Auf die Frage, wie die große Alpenvereinssektion Hannover mit ihren zwei Hütten bei Bad Gastein (Pongau), Rauris (Pinzgau) und Mallnitz (Kärnten) umgehe, sagte deren Vorsitzender Manfred Bütefisch aus ORF-Anfrage: Das sei ein internes Thema. Er könne die geschilderten Probleme nicht bestätigen, weil es in Hannover eine vielfältige Nachwuchsarbeit gebe. Dabei würden auch viele Kurse und Touren in den Alpen angeboten und betreut. Andererseits bestätigen auch Hannoveraner, dass es Diskussionen über Hütten gebe: „Wie überall“, wie ein Vereinsmitglied dem ORF sagte.

Insgesamt gehen im Deutschen Alpenverein die internen Debatten um Schutzhütten und ihre Kosten weiter. Die Entwicklung des heutigen Alpentourismus in Österreich und der Schweiz begann in vielen Tälern überhaupt erst mit den vielfältigen Investitionen der deutschen Bergsteigervereine seit Ende des 19. Jahrhunderts. Nur im damals schon gut industrialisierten Deutschland gab es die nötige finanzielle Kraft für den Bau von Häusern in teils extremen Hochlagen. Der Alpinismus ist ideengeschichtlich eine Kultur des städtischen Bürgertums bzw. der erholungsbedürftigen Arbeiterschaft.

Nun stehe diese gute Tradition und große Pionierleistung zunehmend in Frage, sagen Vereinsmitglieder des DAV und Fans der Schutzhütten. Immer mehr Jüngere würden das Geld lieber in städtische Kletterhallen investiert sehen.

Gerald Lehner, salzburg.ORF.at

Links: