Sieben Eingeschlossene aus Höhle befreit

Freitagabend sind sieben eingeschlossene Besucher aus der Lamprechtshöhle bei St. Martin bei Lofer (Pinzgau) gerettet worden. Die Touristen waren am Nachmittag vom Wasser überrascht worden, das ihnen den Rückweg versperrt hatte.

Fünf Erwachsene und zwei Kinder - drei und sechs Jahre alt - waren Freitagnachmittag stundenlang in der Höhle eingeschlossen. Sie wurden zwischen 18.50 und 19.20 Uhr nach und nach aus der Höhle geholt. Nachdem im Eingangsbereich das Wasser stark zurückgegangen war, konnten Helfer der Höhlenrettung die Eingeschlossenen ins Freie bringen, so Rotkreuz-Bezirksrettungskommandant Anton Voithofer. Die Kinder wurden durch das Wasser beim Ausgang getragen, die Erwachsenen passierten das zu diesem Zeitpunkt nur mehr knapp knietiefe Wasser selbst.

Die Urlauber - fünf Deutsche und zwei Niederländer - waren leicht unterkühlt und nass, aber nicht verletzt. Sie wurden von einem Arzt untersucht, von den Helfern gewärmt und vom Kriseninterventionsteam betreut. Auch ein Hund wurde wohlbehalten aus der Höhle befreit.

Siebenjähriger Bub „wurde herausgeschwemmt“

Die Touristen waren am Nachmittag in der Höhle eingeschlossen worden, weil ein Teilstück kurz nach dem Eingang überschwemmt worden war. Wegen des starken Regens stieg das Wasser plötzlich stark an. Es sei nicht mehr möglich gewesen, herauszukommen, sagte Gernot Salzmann von der Salzburger Höhlenrettung.

Der Alarm wurde um 15.22 Uhr ausgelöst. Schon davor habe die Betreiberin der Gastronomie beim Höhleneingang keine Besucher mehr hineingelassen, erzählte Voithofer. Zahlreiche Besucher konnten die Höhle noch verlassen - nur die sieben letzten Touristen nicht. Das Wasser stieg so schnell, dass es zu dramatischen Szenen kam: „Ein Bub - sieben Jahre alt - ist herausgeschwemmt worden. Der weiß auch nicht, wie das zugegangen ist“, so Voithofer. „Das Kind wird jetzt von uns betreut.“ Seine Familie - die stundenlang in der Höhle ausharren musste - hatte aber keine Informationen über seinen Verbleib.

Unmittelbare Gefahr für Leib und Leben der Eingeschlossenen bestand nicht, so das Rote Kreuz. In der Höhle befindet sich genau für solche Fälle ein Notlager mit Decken, ein bisschen Proviant und einem Nottelefon.

Lamprechtshöhle

hoehlenfuehrungen.at

Sieben Personen konnten wegen einer Überschwemmung nicht aus der Lamprechtshöhle

Einsatzkräfte konnten nur abwarten

In der Lamprechtshöhle geht es direkt nach dem Eingang in den Berg zunächst nach unten und erst danach wieder nach oben. Dieser tiefere Bereich stand wegen des starken Regens unter Wasser - „wie ein Siphon“. Ein Auspumpen sei wegen der großen Wassermengen zwecklos, so die Einsatzkräfte.

Die Eingeschlossenen mussten warten, bis das Wasser wieder sank. Kurz nach 17.00 Uhr, als der Wasserpegel schon etwas zurückgegangen war, war ein Höhlenrettungsteam durch den überschwemmten Zugang in die Höhle eingestiegen.

Einige ähnliche Fälle in letzten Jahren

In der Lamprechtshöhle gab es schon öfter ähnliche Vorfälle, zuletzt vor drei Jahren, am 28. August 2013. Damals saßen 26 Gäste stundenlang in der Höhle fest - mehr dazu in Flut in Höhle: Eingeschlossene gerettet (salzburg.ORF.at; 28.8.2013).

Auch am 29. Juni 2002 wurde ein Ausflug in das Innere des Naturdenkmals zu einem ungewollten Abenteuer: Auch damals wurden Gäste vom Wasser eingeschlossen. Eine 62-Jährige stürzte beim Versuch, trotz Überflutung des Weges den Ausgang zu erreichen. Sie zog sich einen Bruch zu. Am 5. September 1998 wurden 16 Personen - darunter sechs Kinder - eingeschlossen. Am 4. Jänner 1991 wurde eine gut ausgerüstete Höhlenforscherexpedition vom Wasser in der Höhle festgesetzt. Damals brachte eine 17-köpfige Rettungsmannschaft mit zwei Tauchern die drei Männer und eine Frau in Sicherheit.

Eine der größten Höhlen Europas

Die Lamprechtshöhle ist mit ihrer bisher erforschten Länge von 51 Kilometern - unter den Gipfeln, Graten, Hochkaren und Plateaus der Leoganger und Loferer Steinberge - eine der längsten Höhlen Europas.

Der Höhenunterschied vom Eingang im Saalachtal bis in die bisher erforschten, höchsten und weitesten Bereiche beträgt 1.632 Meter. Diese Angaben betreffen jedoch nicht den Bereich, der von Touristen bzw. Besuchern begangen werden kann. Der Besucherpfad führt rund 700 Meter in den Berg, mit einem Höhenunterschied von 70 Metern.