Betrugsermittlungen nach Ticketbüro-Insolvenz

Die Insolvenz eines Salzburger Ticketbüros hat zu Ermittlungen gegen den Geschäftsführer der Firma wegen Betrugsverdachtes geführt. Es muss geklärt werden, warum Festspielkarten an 900 Kunden verkauft, aber nicht ausgefolgt wurden.

Zunächst erstattete eine Privatperson Anzeige gegen den Geschäftsführer des Salzburger Ticketbüros. Diese Person habe einen Schaden von 8.000 Euro geltend gemacht, weil sie die Karten bezahlt, aber nicht bekommen habe, erklärte Staatsanwaltschaftssprecher Robert Holzleitner. Diesbezüglich gebe es eine Ermittlungsanordnung an das Landeskriminalamt beziehungsweise an die Landespolizeidirektion Salzburg. Insgesamt geht es um Festspielkarten im Gegenwert von rund 600.000 Euro.

Die Staatsanwaltschaft studierte zudem den Konkursakt und leitete danach umfassende Ermittlungen bezüglich der Hunderten nicht ausgefolgter Festspielkarten ein. Für den beschuldigten Geschäftsführer gilt die Unschuldsvermutung. Er war für eine Stellungnahme an die APA vorerst nicht erreichbar.

Passiva in Höhe von 1,3 Millionen Euro

Zur Vorgeschichte: Ende Juni wurde vom zuständigen Landesgericht Salzburg ein Konkursverfahren eröffnet, nachdem das Ticketbüro seinen laufenden Zahlungsverpflichtungen nicht mehr nachgekommen war. Wie die Kreditschutzverbände KSV1870 und AKV damals mitteilten, würden Aktiva in der Höhe von 732.000 Euro Passiva von rund 1,3 Millionen Euro gegenüber stehen.

Der Grund für die Insolvenz liegt laut dem betroffenen Unternehmen primär in einem zuletzt zweistelligen Umsatzrückgang, den man vergeblich mit erhöhten Werbeaufwendungen auszugleichen versucht hat. Die Situation habe sich 2016 durch die mit 1. Mai 2016 eingetretene Erhöhung der Umsatzsteuer von 10 auf 13 Prozent noch verschärft.

Kartenbüro war größter Kunde des Festspielfonds

Das Kartenbüro war eigenen Angaben zufolge der größte Kunde des Salzburger Festspielfonds mit einem gesamten Umsatzvolumen von rund 19,6 Millionen Euro in den Jahren 2000 bis 2016. Nachdem sich das schlechte Ergebnis für das Jahr 2015 bereits abzeichnete, seien im Frühjahr 2016 Gespräche mit mehreren Interessenten über den Verkauf von rund 140.000 Kundendaten geführt worden. Die Verhandlungen scheiterten aber.

Die Salzburger Festspiele bedauerten den Insolvenzantrag des Ticketbüros. Um größeren Schaden abzuwenden, habe man nach eingehender Überprüfung und Überlegung den Rücktritt des Festspielfonds von der Rechts- und Geschäftsbeziehung mit dem Kartenbüro erklärt, hieß es in einer Stellungnahme. Laut dem Masseverwalter, Rechtsanwalt Helmut Hüttinger, wurden die Karten immer erst übermittelt, nachdem das Unternehmen eine Bankgarantie über die Gesamtsumme vorgelegt hat. Als das Ticketbüro heuer im Mai keine Bankgarantie mehr abgeben wollte, seien die Festspiele vom Vertrag zurückgetreten und hätten keine Karten mehr ausgeliefert.

Festspiele bemühen sich um individuelle Lösungen

Man bemühe sich, individuelle Lösungen für die Besucher zu finden, wurde seitens der Festspiele betont. Kunden des insolventen Kartenbüros können sich mit den bezahlten Ticketbeträgen als Gläubiger dem Konkursverfahren anschließen. Dazu müssen sie ihre Forderungen bis spätestens 30. August ausschließlich beim Landesgericht Salzburg anmelden.

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