Landesausstellung: Phönix aus der Asche

Die neue Landesausstellung „Bischof, Kaiser, Jedermann“ zeigt ab kommendem Samstag bis Oktober, wie reich der Kleinstaat Salzburg einst war, von fremden Mächten ausgeraubt wurde, 1816 zu Österreich kam und später nach langer Krise als Phönix aus der Asche stieg.

Vorschau auf Salzburger Landesausstellung 2016 Schatzkammer 2016

APA / Barbara Gindl

Es gibt Exponate von der Antike, aus dem Mittelalter über Renaissance und Barockzeit bis zu Zeitgeschichte und Gegenwart

Die Veranstalter Stadt und Land Salzburg und das Salzburg Museum erwarten 60.000 Besucher bis Ende Oktober 2016. 1,5 Millionen Euro wurden in die Ausstellung investiert. Sie wurde am Mittwoch im Vorfeld der offiziellen Eröffnung am Samstag erstmals den Medien präsentiert.

Lohnt sich die große Summe?

Könnte man so viel Geld nicht besser verwenden? Landeshauptmann Wilfried Haslauer (ÖVP) sagt, das sollte sich Salzburg gönnen: „Wir widmen uns unserer Geschichte und dem Bewusstsein, woher wir gekommen sind, was wir einmal waren, und was wir auch heute sind.“

Und Bürgermeister Heinz Schaden (SPÖ) ist auch stolz auf die Stadt, das ganze Land und die Ausstellung: „1816 waren zehn Prozent der Salzburger Bevölkerung ausschließlich Bettler. Dass sich Salzburg wieder auf den Status hinaufgearbeitet hat, den wir heute haben, darauf dürfen wir zu Recht ein bisschen stolz sein.“

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Zu sehen bis Ende Oktober 2016

ORF-Redakteurin Renate Lachinger hat sich angesehen und bei Gestaltern erkundigt, was das Publikum bei dieser großen Schau erwartet.

Salzburg als Beute fremder Mächte

„Wir wollen mit Objekten, Orten und Geschichten Salzburgs Geschichte erzählen“, so beschreibt Museumsdirektor Martin Hochleitner das Ausstellungskonzept. 39 der 10.000 Schätze, die in Jahren unmittelbar vor 1816 aus Salzburg verschwunden sind, von fremden bzw. österreichischen Mächten geraubt wurden, bilden die Schatzkammer der Ausstellung. Da sind auch heute unbezahlbare Prachtbände aus dem Mittelalter, kostbares Kunsthandwerk oder Goldmünzen zu sehen. Kurator des Projektes ist Peter Husty.

Josef Thoraks Paracelsus im Salzburger Kurpark

Gerald Lehner

Thoraks monumentale NS-Skulptur „Paracelsus“, noch immer unkommentiert im Salzburger Kurgarten zu sehen

Hitlerzeit nicht ausgeklammert

Die Erzählungen über Salzburg klammern Tiefpunkte nicht aus, wie zum Beispiel die Zeit des Nationalsozialismus und die Bücherverbrennung der Nazis auf dem Residenzplatz.

Dieser Teil wurde auch von der international bekannten Salzburger Historikerin, Provenienzforscherin und Autorin Susanne Rolinek betreut. Begleitend plant der Salzburger Künstler Bernhard Gwiggner für kommenden Mai eine längere Kunstaktion beim Schloss Mirabell - eine Art Kunstmarathon mit monumentalen Skulpturen aus der NS-Zeit. Damit soll an Hitlers Lieblingsbildhauer Josef Thorak und den Personenkult erinnert werden, der in Salzburg weiter betrieben werde, sagt Gwiggner. Dazu kommt auch ein neues Buch über Thorak heraus.

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Und schließlich geht es bei der Landesausstellung auch um das Salzburg Museum beim Mozartplatz selbst und seine Geschichte. Die Gründung des früheren Museums Carolino Augusteum geht nämlich darauf zurück, dass Salzburger Bürger regionale Schätze vor Raub und Fremdherrschaft retten wollten.

„Schatzkammer Salzburg“

So heißt ein Teil der in drei thematische Bereiche gegliederten Landesausstellung. Das selbständige Erzstift Salzburg hatte bis zu den Franzosenkriegen große Reichtümer angesammelt. Die Fürsterzbischöfe liebten die kirchliche und weltliche Repräsentation, statteten die Kirchen prachtvoll aus, hatten Gold- und Silberkammern, kostbare Bibliotheken, Tapisserien und Möbel.

Erzbischof flüchtet nach Wien

Nach der Flucht von Fürsterzbischof Hieronymus Colloredo und dem Einmarsch der Franzosen wurden die Schätze Salzburgs ab 1816 durch wechselnde Machthaber in ganz Europa verstreut. Durch einen Gang, der an aus Sperrholz gezimmerte Transportkisten erinnert, betritt man die eigentliche Schatzkammer. Insgesamt 39 Objekte erzählen vom einstigen Reichtum und den abenteuerlichen Wegen, die Salzburger Kostbarkeiten durch halb Europa nahmen. Einige Museen waren Sicherheitsrückführungszertifikate vorgelegt werden. .

Die Ausstellung vereint unterschiedliche Epochen, Kunststile und Materialien. Das Kunsthistorische Museum hat beispielsweise eine kleine Elfenbeinarbeit, den „Furienmeister“, oder den Bronzeabguss des antiken Jünglings vom Magdalensberg zur Verfügung gestellt. Aus Florenz kamen die Reiseflasche von Fürsterzbischof Wolf Dietrich, eine kunstvolle Arbeit aus Gold und Email. Die reich verzierte Harnischbrust und Schützenhaube von Wolf Dietrich stammt aus dem bayerischen Nationalmuseum in München. Auch der ehemalige Münzschatz des Klosters St. Peter wurde von den Bayern ausgeliehen.

„Erzähl mir Salzburg“

Auf den Sammlungsbestand des Salzburg Museums greift der Ausstellungsteil „Erzähl’ mir Salzburg“ zurück. Mit zwölf Geschichten und prägenden Ereignissen wird versucht, Salzburgs Identität nachzuspüren. Da werden Salzburger Sagen erzählt, archäologische Funde - römische Mosaike vom Mozartplatz - gezeigt oder die Geschichte des Weihnachtsliedes „Stille Nacht! Heilige Nacht!“ sowie der Hungersommer 1816 nachgezeichnet.

„Am Schauplatz“

Der dritte Teil der Ausstellung heißt „Am Schauplatz“. Acht für die Salzburger Geschichte entscheidende Orte wurden von zeitgenössischen Fotokünstlern besucht und mit Videoanimationen und Installationen nach Salzburg geholt.

„Jedes Jubiläumsjahr braucht eine Verortung“, sagt Landeshauptmann Wilfried Haslauer. Es stecke darin auch „sehr viel persönliches Herzblut.“ Die Schau sei primär kein touristisches Projekt, sondern „die gönnen wir uns als Salzburger selbst“. Sie solle Bewusstsein für Geschichte schaffen, aber auch dafür, wie schnell sich Dinge ändern können. Angepeilt werden bis Ende Oktober 60.000 Besucher.

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