Jede zweite Esche ist krank

Gut die Hälfte des Eschenbestandes in den heimischen Wäldern ist von einem aggressiven Baumpilz befallen. Die Bäume sterben ab und fallen um. Das Eschensterben betrifft neben Waldbauern auch Gemeinden und Privatpersonen.

1,3 Millionen Festmeter Esche gibt es in Salzburg, das sind nur etwa 1,5 Prozent des heimischen Baumbestandes. Die Esche ist aber unter den Laubbäumen Nummer zwei hinter der Buche. Auch auf dem Kapuzinerberg in der Stadt Salzburg seien Tausende Bäume von diesem Pilz befallen, sagt Josef Brawisch, Waldpfleger der Stadt. Ursache für das Eschensterben ist das Falsche Weiße Stängelbecherchen (Hymenoscyphus pseudoalbidus).

„Südlich des Zentrums im Berg am Fuße des Kapuzinerberges haben wir einen Bestand von etwa 30 bis 40 Jahre alten Jungeschen. Und diesen Bereich müssen wir in kurzen Intervallen immer wieder in puncto Verkehrssicherheit überprüfen sowie mit den Waldarbeitern durchgehen und erkennbar gefährdete Bäume entnehmen. Das ist ein sehr heikler Bereich, wo man ständig dahinter sein muss.“

Eschensterben immer mehr Eschen Baumsterben

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Noch blattlose Eschen zwischen immergrünen Nadelbäumen

Esche nicht sehr resistent gegen Fäule

Zu erkennen, ob ein Baum vom Pilz befallen ist, ist nicht einfach. Da brauche es oft Fachleute, sagt der Forstdirektor der Stadt Salzburg, Franz Lanschützer. „Typisch für eine Esche ist, dass sie nicht sehr resistent gegen Fäule ist. Wenn der Baum abstirbt, verliert er zuerst die Feinwurzeln, dann verfaulen die Stützwurzeln, und dann stürzt der Baum irgendwann um.“

Den Städten und Gemeinden in Salzburg ist das Problem bewusst. Es geht hier vor allem auch um Haftungsfragen. Man sei gut beraten, wenn man den Bestand an Eschen regelmäßig anschauen lasse, sagt auch Gemeindebund-Präsident Helmut Mödlhammer. „Man braucht auf jeden Fall einen Experten, der einem bestätigt, dass ein Baum, ein Park oder eine Allee in Ordnung ist.“

Waldpfleger: „Gefahr im Verzug“

Wie ernst die Lage zum Teil ist, hat sich in der Landeshauptstadt erst kürzlich gezeigt. Eschen wachsen bevorzugt in Augebieten und generell in den Uferzonen von Bächen und Flüssen. Im Bereich der Volksschule und des Kindergartens in der Josefiau habe die Behörde blitzartig einschreiten müssen, schildert Brawisch. „Da war wirklich Gefahr im Verzug. Wir mussten einen Bereich, wo sich viele Kinder aufhalten, schlagartig sperren und den gesamten Eschenbestand genau überprüfen.“

Eschensterben immer mehr Eschen Baumsterben

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Eine umgestürzte kranke Esche

Den Pilz, der die heimischen Eschenbestände stark bedroht, kann man nicht bekämpfen, zumal der Pilz erst seit wenigen Jahren bekannt ist. Auch die Wissenschaft sei hier machtlos, so Stefan Dötterl von der Universität Salzburg. „In der freien Natur gibt es da keine effektive Bekämpfungsmethode.“

Pilz aus Ostasien eingeschleppt

Aussterben wird die Esche vermutlich nicht - immerhin gebe es einige Bäume, die aus unbekannten Gründen vom Pilz nicht befallen werden, sagt Landwirtschafskammer-Präsident Franz Essl. „Wir bemühen uns, Sorten zu züchten, die gegen diesen Pilz resistent sind.“

Eingeschleppt wurde der Pilz aus Ostasien. Man wisse inzwischen, dass der Export von nur zwei mandschurischen Eschen nach Polen im Jahr 1992 der Auslöser war, sagt Lanschützer. „Mit dem globalen Wirtschaftsverkehr werden natürlich Schädlinge verschleppt, und so kann es zur Katastrophe kommen. Wir haben zum Beispiel in Österreich seit Jahren Probleme mit dem Laubholzbockkäfer. Das ist ein Bockkäfer, der aus Asien eingeschleppt wurde und derzeit die Ahornbäume stark schädigt.“

1.000 Organismen von Esche abhängig

Das Eschensterben hat aber auch bisher ungeahnte Folgen. Denn rund 1.000 andere Organismen hängen an der Esche, rund 100 davon leben sogar ausschließlich von ihr. Dazu gehöre zum Beispiel der Scheckenfalter, eine spezielle Falterart, so Dötterl. „Diesem Falter wird die Nahrungsgrundlage entzogen, und der wird lokal aussterben und generell sehr stark zu kämpfen haben.“ Für die Holzwirtschaft ist die Esche durchaus interessant, weil sie äußerst biegsam ist. So werden zum Beispiel praktisch alle Turngeräte in den Schulen aus Eschenholz hergestellt, doch Esche findet sich auch in besonders hochwertigen Skiern.

Obmann des Waldverbandes: „Eine Katastrophe“

Auch Rudolf Rosenstatter, Obmann des österreichischen Waldverbandes, zeigt sich über das fortschreitende Eschensterben besorgt. „Das Problem existiert nicht nur in Salzburg, sondern in ganz Österreich. Es ist eine Katastrophe. Bereits 60 Prozent der Eschen sind geschädigt, oft sogar stark. Die Bäume fallen - teilweise aus vorher gar nicht bekannten Gründen - um. Auch parkende Autos und sogar erholungssuchende Spaziergänger sind stark gefährdet.“

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Jede zweite Esche krank

Gut die Hälfte des Eschenbestandes in heimischen Wäldern sei von dem Baumpilz befallen, hat ORF-Redakteur Karl Kern recherchiert.

Bestes Mittel, um gegenzusteuern, sei noch immer eine gewissenhafte Waldpflege, so Rosenstatter. „Der Baum muss regelmäßig auf eventuelle Schäden überprüft und bei Bedarf eben umgeschnitten werden. Ein kranker Baum gehört aus dem Wald beseitigt.“

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