Hütteldorf für Reiche: Zweitwohnsitze?

Ein neues Feriendorf in Neukirchen (Pinzgau) für EU-Ausländer erregt die Gemüter. Raumordnungsreferentin Astrid Rössler (Grüne) kritisiert den Plan für 63 Häuser. In der Region fürchtet man Verhüttelung und illegale Zweitwohnsitze. Der Bürgermeister weist das zurück.

Hinter dem Projekt in Neukirchen steht ein Unternehmer aus den Niederlanden, der auch schon in Wald im Pinzgau, Saalbach und Maria Alm (ebenfalls Pinzgau) ähnliche Chalet-Dörfer für reiche Urlauber gebaut hat. In rund fünf Jahren soll in Neukirchen alles fertig sein.

Zersiedelung, Zweitwohnsitze?

Die Gemeinde Neukirchen und die Errichtungsgesellschaft sind sich einig, die notwendigen Widmungen liegen vor. Ein Haus soll zwischen 580.000 und 700.000 Euro kosten. Das Angebot richtet sich vor allem an ausländische EU-Bürger, die nicht an Geldmangel leiden.

Neukirchen am Großvenediger Chaletdort Hütteldorf Zersiedelung Häuseldorf

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PC-Simulation der Betreiber: So soll das neue Feriendorf im Winter aussehen. Geworben wird mit dem Nationalpark Hohe Tauern

„Investieren in wunderbare Landschaft“

Wie steht es mit geltenden Gesetzen gegen Zweitwohnsitze, die Gemeinden bei der Infrastruktur massiv belasten und illegal sind? Die neuen Gäste von Neukirchen müssen ihr Haus deshalb 100 Tage im Jahr weitervermieten und können es in der restlichen Zeit selbst nutzen, sagt Bruno Berger, Geschäftsführer bei der Betreiberfirma „Nationalpark Chalets“: „Unsere Eigentümer investieren in eine wunderschöne Landschaft, in ein wunderschönes Haus. Sie sehen im Vordergrund, dass sie in einen Sachwert investieren und am Ende des Tages eine Rendite erhalten, weniger, dass sie oft bei uns sind jetzt.“

Neukírchen am Großvenediger Chaletdorf Hütteldorf Zersiedelung

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PC-Simulation, sommerliche Eindrücke

Genehmigung unter früherem Ressortchef Blachfellner (SPÖ)

Auf dem Hang bei Neukirchen entsteht derzeit ein Musterhaus. Ab Mai können Interessenten zum Anschauen kommen. Insgesamt werden 35.000 Quadratmeter verbaut. Weil der Hang so steil ist, muss eine Straße neu gebaut werden. Die Widmungen für das Chaletdorf sind beim Land Salzburg vor vier Jahren unter Landesrat Walter Blachfellner (SPÖ) abgesegnet worden. Der war ressortzuständig.

Astrid Rössler

Gerald Lehner

LHstv. Rössler hat kein Verständnis für solche Projekte

Vize-Regierungschefin mit Kritik

Die Grüne Astrid Rössler war damals in der Landesregierung noch nicht politisch zuständig für den Fachbereich: „Es riecht schon wieder nach einem dieser unglückseligen Zweitwohnsitzprojekte. Ich verstehe auch die Gemeinde nicht, warum man sich so leichtfertig in ein solches Projekt hineinlässt.“

Die Gemeinde steht auf dem Standpunkt, das Bauvorhaben sei wichtig für den Tourismus, wie Bürgermeister Peter Nindl (ÖVP) sagt: „Neukirchen hat überhaupt kein Zweitwohngebiet ausgewiesen. Wir haben einen geringen Anteil von Menschen, die gern hier sind in unserer Region und begrüßen das auch. Aber es wird auch in Zukunft keine Zweitwohnsitzgebietsausweisung geben.“

Peter Nindl Bürgermeister von Neukirchen

Gemeinde Neukirchen am Großvenediger

Bürgermeister Nindl

Minus für Hotels, Pensionen?

Das neue Neukirchener Chaletdorf werde dazu führen, dass weniger Gäste ihren Urlaub in Hotels, Pensionen und Gasthäusern am Fuß der Hohen Tauern verbringen, sagen Kritiker. Das Projekt schwäche die mittel- und langfristige Wertschöpfung der Bevölkerung, der Orte und der Region. Solche Sorgen sind in Neukirchen und Nachbargemeinden zu hören; besonders bei Beherbergungsbetrieben, ihren bergbäuerlichen und gewerblichen Zulieferern sowie Fans der Regionalentwicklung. Noch heuer soll mit dem Bau der ersten Ferienhäuser begonnen. Zehn Chalets sind schon verkauft.

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Sehr geteilte Meinungen

ORF-Redakteurin Gertrud Stabauer hat sich in Neukirchen am Großvenediger über die Pläne erkundigt.

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