Handel vernachlässigt klassischen Langlauf

Immer mehr Skilangläufer haben Probleme beim Kauf von klassischer Ausrüstung. Es gibt kaum noch Geschäfte, die das richtige Steigwachs anbieten, das für sportlich-klassische Lauftechnik nötig ist. Stattdessen werden Schuppen- und Skatingski angeboten.

Klassischer Diagonalschritt Langlauf Skilanglauf Skilanglaufen

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Langlauflehrer Rehrl mit dem klassischen Diagonalschritt

Langsame Schuppenski oder die Moden mit schnellen Skatingski sind keine Alternative für jene, die im klassischen Stil laufen wollen. Die hohe Schule der Diagonaltechnik eignet sich - wie das Skating - nur für gute Sportler und hat mit dem verbreiteten Skiwandern nur sehr wenig zu tun.

Der kraftvolle und dynamische Diagonalschritt erfordert - nicht nur auf längeren Strecken - neben Ausdauer, Kondition und Koordination auch einen gut präparierten Ski mit dem richtigen Steigwachs. Das ist im Handel immer schwieriger zu bekommen. Diese Sportart werde von Massengeschäft und Medien mittlerweile fast komplett vernachlässigt, sagen Fans dieser Spielart der Nordischen.

Josef Rehrl Langlauftrainer Faistenau

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Trainer Rehrl

Skating weniger für Anfänger?

Der Langlauflehrer, Trainer und frühere Leistungssportler Josef Rehrl aus Faistenau (Flachgau) verweist auf verschiedene Moden, die durch Fernsehbilder entstehen würden: „Dort sieht man sehr oft Biathleten oder Nordische Kombinierer, die nur den Skating-Stil praktizieren. Vor allem sieht das im Fernsehen so leicht aus. Darum glauben viele, man müsste nur so auf den Ski steigen, und es geht dahin. Das motiviert sicher die Leute mehr zum Skaten.“

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Rehrl ist selbst ein großer Fan des Skating, findet es jedoch auch als Langlauflehrer schade, dass der klassische Stil vernachlässigt wird. Selbst Anfänger wollen mittlerweile - wie die Stars im Fernsehen - gleich mit dem schwierigen Renn-Skating anfangen - ohne Diagonalschritt. Den finden viele Könner meditativer und für einen guten Flow abseits der Moden hilfreicher. Und wäre nicht auch für Anfänger der klassische Stil besser?

Thomas Stöggl Sportwissenschafter Langlauf

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Sportwissenschafter Stöggl

Nische für kleinere Händler

Der Sportwissenschafter Thomas Stöggl von der Universität Salzburg betont, normalerweise sei der klassische Stil einfacher zu erlernen: „Das ist die natürlichere Bewegung, die man relativ schnell lernt. Das Skating ist nicht unbedingt eine abnormale Bewegung, aber es ist keine natürliche Bewegung. Durch den seitlichen Abdruck ist es etwas Ungewohntes und braucht viel Erfahrung, Gleichgewicht und Training.“

Eines der letzten Geschäfte, die noch Steigwachse für den Diagonalschritt verkaufen, findet sich in Faistenau östlich von Salzburg (Flachgau).

Rudolf Auer Sporthändler Skilanglauf Faistenau

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Händler Auer

Dort erzählt der Sporthändler und Langläufer Rudolf Auer, der gute klassische Stil sei eine Nische geworden: „Da muss man sich als kleiner Händler spezialisieren. Da heißt es dann, super, dass es das bei euch noch gibt. Der Markt existiert, klar. Aber ich glaube, diese Spezialisten kaufen eher im Langlaufgebiet ein, und nicht in der Stadt. Das ist auch gut so“, lacht der Faistenauer.

Lob auf Wachs statt Schuppen

Für die viel gemütlicheren Skiwanderer hat sich in den letzten Jahren wenig geändert. Ihre deutlich langsameren Schuppenski sind pflegeleichter. Aber man entwickelt auch viel weniger Gefühl für Luft- und Schneetemperatur und die eigene Bewegung, sagen Fachleute. Sportwissenschafter Stöggl hat einen Tipp: „Wenn man sich einen halbwegs guten Ski selbst wachsen kann, dann ist man immer besser dran als mit einem Schuppenski. Der Wachsski ist schnell, summt und surrt nicht. Das ist die Maxime, die man erreichen kann.“

Steigwachse bei besonderen Quellen

Manager von größeren Sportgeschäften und Handelsketten kümmern Lobeshymnen auf den klassischen Wachsski offenbar wenig. Die meisten haben in den letzten Jahren alle Steigwachse aus dem Angebot genommen. Viele Fans des klassischen Stils müssen sich mittlerweile übers Internet oder direkt bei kleinen, auch nicht teureren Geschäften versorgen - mit Gratis-Fachberatung; zum Beispiel in Faistenau beim Auer oder in Saalfelden (Pinzgau) beim Grossegger.

Gerald Lehner, ORF Salzburg

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Klassischer Skilanglauf in der Krise?

Auslöser der Recherche war der gescheiterte Versuch, bei großen Sporthandelsketten und in Skiorten klassisches Steigwachs zu kaufen.