Tauriska feiert 30 Jahre Regionalkultur

Der Kulturverein Tauriska, der mit der Leopold-Kohr-Akademie auf Regionalentwicklung spezialisiert ist, feiert heuer sein 30-Jahr-Bestandsjubiläum. Das Team hat ein vielschichtiges Jahresprogramm ausgebrütet. Es wurde Mittwoch präsentiert.

Im Jubiläumsjahr 2016 geht es bei Tauriska, wo Susanna Dankl und Christian Vötter in Neukirchen am Großvenediger (Pinzgau) federführend tätig sind, wieder um Künste aus verschiedenen Genres und Epochen. Bildende Künstler wie der aus der Region stammende Rudi Scharler und der in Wien lebende Pinzgauer Peter Fritzenwallner finden heuer ebenso ein Forum wie zeitgenössische Musiker, Schriftsteller bei Lesungen und andere Kreative bzw. Jüngerinnen der Musen.

Zeitgenössischer Kreuzweg

Für Klassik-Freunde läuft ein eigener Workshop über Johann Sebastian Bach. Und beim Jugendprojekt „Stromlos“ sucht man die Fusion von Hip Hop, Jazz, Rock und Pop. Eine zeitgenössische Kreuzwegstation bringt das Passionsgeschehen zu Ostern in neue Dimensionen. Der Komponist Theodor Burkali hat dazu Texte der Pinzgauer Mundartdichterin Barbara Rettenbacher-Höllwerth vertont.

30 Jahre Tauriska Kulturverein

lka/tau

Monika Thonhaus, Karl-Hartwig Kaltner (Friedensgarten), Susanna Vötter (Tauriska), Muamar Kebic, Hans Nerbl (Alpin Peace Crossing), Christian Vötter (Tauriska), Florian Gantner (Autor), Heinrich Schellhorn (Kulturlandesrat), Peter Fritzenwallner (Maler)

Junge Literatur aus der Region

Tauriska präsentiert 2016 auch junge einheimische Schriftsteller des Salzburger Berglandes, die Literaturgruppe „schreib’s auf“ aus Neukirchen ist ebenso dabei wie die Leute vom Friedensgarten auf dem Wildkogel. Die Akteure beziehen sich dabei auf ein Motto des austro-amerikanischen Philosophen Leopold Kohr, der vor 30 Jahren bei Tauriska ein Geburtshelfer war: „Für mich besteht alles aus kleinen Bausteinen: die Noten der Musik, die Farben der Malkunst, die Worte der Sprache, die Buchstaben des Alphabets, jener Handvoll Lauten, aus denen die ganze Literatur der Menschheit besteht.“

Wo bleibt Authentisches im Massentourismus?

Die Tauriskaner suchen heuer dazu noch das Teamwork mit dem Künstlersymposion ORTung in der Nachbargemeinde Stuhlfelden. Warum dieser große Aufwand für eine Region hinter den sieben Bergen? „Die große Bedeutung von international renommierten Festspielen in Städten wie Salzburg, Bregenz und Verona oder der Biennale in Venedig ist unbestritten“, sagt die Neukirchener Kulturmanagerin Susanna Dankl: „Moderne Kultur sollte auch den Menschen an der Peripherie dienen, nicht nur den Zentren. Sie sollte uns berühren, zu eigenem Tun und Handeln ermutigen. Das schafft regionale und internationale Identitäten – auch für unsere Gäste im alpinen Massentourismus, von denen viele das Ursprüngliche und Authentische suchen. Aber wo gibt es das noch?“

Obstbauprogramm

Tauriska sei eines der Netzwerke in den Ostalpen, wo das stattfindet, noch stattfinden kann und soll, betont Dankl. Ein Beispiel für langjährige und beharrliche Entwicklung von Projekten und Ideen sei das Bramberger Apfel-Projekt, wo der Weg von der Tradition zu Innovation und Zukunft führe. Dabei wird regionales Obst auf vielfältige Weise zu hochwertigen Produkten verarbeitet und vermarktet.

Leopold Kohr an der Schreibmaschine Philosoph Ökonom Journalist www.kohr.at

Gerald Lehner

Titelbild der neuen Biografie über den Austroamerikaner und Salzburger Leopold Kohr (erschienen 2014). Das Bild wurde 1994 kurz vor dem Tod des Philosophen in seiner britischen Wahlheimat Gloucester aufgenommen

Buchprogramm

Der Kulturverein ist längst auch ein renommierter Verleger. Das Spektrum umfasst regionale Bücher über die Mundart, Ranggeln, Kochen, Leinen bis hin zu wissenschaftlichen Themen wie Publikationen über mittelalterliche Fresken in Piesendorf. In den jüngst erschienenen Büchern „Die Berge, der Hof und das Bleiben“ und „fug und schatten“ geht es um die Fusion von Tradition und Moderne und Strategien gegen die so vieles zerstörende Landflucht der jüngeren Menschen.

Lob vom Landesrat

Als einer der Gratulanten zum 30-Jahr-Bestandsjubiläum stellte sich Mittwoch auch Kulturlandesrat Heinrich Schellhorn (Grüne) bei den Tauriskanern ein - mit einem Loblied für deren langjährige Kulturarbeit auf dem Land: „Es ist mir ein großes Anliegen, dabei die regionale Kulturszene zu stärken. Der Verein Tauriska hat da eine große Vorbildfunktion. Hier wird vernetzt, grenzübergreifend gearbeitet, und es werden neue Formate für Veranstaltungen entwickelt, die in die Zukunft weisen. Das ist der berühmte Blick über den Tellerrand und ein Impulsgeber. Tauriska ist nicht nur kultureller Nahversorger im Oberpinzgau. Die Arbeit des Vereins wirkt weit über den Bezirk, die Region und das Land Salzburg hinaus.“

Gerald Lehner, salzburg.ORF.at

Links: