Kompromisse im Streit um Pistengeher

Manche Skigebiete bemühen sich um Kompromiss im Konflikt zwischen Liftbetreibern und Pistengehern - mit eigenen Aufstiegspisten oder Aufstiegsspuren. Der Alpenverein freut sich über positive Beispiele.

Dass es einen latenten Konflikt zwischen Liftbetreibern und Pistengehern gibt, zeigte die Aufregung rund um die Sperren für Tourengeher in Flachau (Pongau) zuletzt im schneearmen Dezember.

In Thumersbach - einem Ortsteil von Zell am See (Pinzgau) - ist man hingegen um einen Kompromiss bemüht. Auf den Ronachkopf dort führte bis 1998 ein Sessellift. Jetzt ist die ehemalige Piste eine ausgewiesene, immer präparierte Tourengeherroute mit 550 Meter Höhenunterschied. Diese Möglichkeit kam durch eine Bürgerinitiative zu Stande - unterstützt von den Schmittenhöhebahnen Zell am See. Die Initiative bringt am Ronachkopf viel Arbeitskraft ein - etwa, wenn im Sommer Flächen für die Skiroute gerodet werden müssen oder im Winter bei Pistenpflege und Beschilderung.

Skitourengeherinnen auf präparierter Piste

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Eine präparierte Piste nur für Tourengeher - das gibt es auf dem Ronachkopf in Zell am See-Thumersbach

Zum Teil hunderte Tourengeher pro Tag

„Wir haben da eine Markierung, diverse Informationssysteme, Panoramatafeln und so weiter. Da kommen jetzt sicher mehr Stunden zusammen - und zum Saisonende hin wird es weniger“, sagt Ingo Dürlinger vom Verein Pro Thumersbach. Der Verein hat am Ronachkopf aber noch weitere Pläne. Er will eine Rodelbahn in Verbindung mit dem Skitourenberg einrichten.

Der Vorteil für die Schmittenhöhebahnen auf der gegenüberliegenden Seite des Zeller Sees ist offensichtlich. Jeder Pistengeher auf dem Ronachkopf ist einer weniger auf der Schmittenhöhe, sagt Bergbahnen-Vorstand Erich Egger: „Wenn man sich vorstellt, dass auf den Ronachkopf im Schnitt 100 Leute am Tag heraufkommen und an manchen starken Wochenenden deutlich mehr, dann ist das eine echte Entlastung unserer Pisten - und das spüren wir natürlich.“

Extra Aufstiegsweg mit Pistenabfahrt in Rauris

In Rauris (Pinzgau) gibt es zwar keine extra Aufstiegspiste auf einem gegenüberliegenden Berg. Dafür sind seit kurzem zwei ausgewiesene und beschilderte Aufstiegsrouten hinauf in Richtung Hochalm und Waldalm eingerichtet - und das überwiegend abseits der Piste. Der Tourismusverband wollte „ein zusätzliches Angebot für Skitoureneinsteiger anbieten - für diejenigen, die sich im Gelände noch nicht so sicher fühlen“, sagt Geschäftsführerin Alexandra Fankhauser. „Und zusätzlich wollen wir natürlich Alternativen zu Pistentouren bieten.“

Skitourengehergruppe beim Aufstieg

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Die Rauriser Hochalmbahnen haben einen extra Aufstiegsweg für Tourengeher geschaffen

Nach dem Aufstieg geht es in Rauris auf den Pisten hinunter ins Tal - auch ein Versuch, das Miteinander zwischen Skiliftbetreibern und Pistengehern zu stärken: „Wir hoffen, dass es besser wird. Wir haben jetzt die Möglichkeiten für den individuellen Tourengeher geschaffen, der aufsteigen will und die Piste kostenlos für die Abfahrt benützen kann“, sagt Siegfried Rasser von den Hochalmbahnen Rauris. „Wir werden aber natürlich auch in gewisser Weise restriktiv jenen gegenüber sein, die nach wie vor die Piste zum Aufsteigen nutzt. Dem werden wir höflich, aber bestimmt sagen: Wir haben die Möglichkeit abseits geschaffen - und bitte nutze diesen Aufstieg.“

Umgang mit Pistengehern

Im Konflikt zwischen Liftbetreibern und Pistentourengehern gibt es auch Kompromisse - das zeigen Rauris und Zell am See-Thumersbach.

Alpenverein: „Schöne Beispiele“

Für Nicole Slupetzky, Vizepräsidentin des Alpenvereins, sind Rauris und Zell am See-Thumersbach „zwei schöne Beispiele, wie es einen Kompromiss geben kann.“ Tourengeher seien „Gast auf der Piste.“ So habe das Kuratorium für Alpine Sicherheit, an dem der Alpenverein wesentlich beteiligt ist, schon Empfehlungen herausgegeben, wie sich Pistentourengeher verhalten sollten - etwa dass zum Beispiel Hunde zu Hause bleiben.

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