IT-Lawinensonde analysiert Schneeprofile

Zur Bewertung der Schneedecken - gegen den Lawinentod - bringt nun ein Salzburger ein neues Gerät aus den USA für Profis und Einsatzkräfte auf den Markt. Die Spezialsonde analysiert mit Minisensoren die Schneeschichten und kostet mehr als 2.000 Euro.

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avatech.com

Für Freizeit- und Hobbybergsteiger eignet sich das Gerät nicht

Premieren in Europa: Im Land Salzburg können demnächst Mitglieder der Lawinenwarnkommissionen die neue Spezialsonde bei einer Fortbildung testen. Auch Bergretter in Salzburg und Tirol planen bereits Kurse mit dem neuen Produkt. Berg- und Skiführer in Frankreich testen es schon seit einiger Zeit.

Die neue Sonde ist - wie alle klassischen Lawinensonden für Skibergsteiger, Kameraden- und Bergretter - zusammenlegbar und ca. 1,5 Meter lang. Sie wiegt mit Akku und digitalem Analysemodul ein halbes Kilogramm, ist leicht zu transportieren und soll Experten bei der Einschätzung der jeweils aktuellen Lawinengefahr unterstützen.

Salzburger Bergführer fädelt Tests ein

Sie könnte vor allem für Lawinenkommissionen, Berg- und Skiführer, Bergrettung, Skitouren-Lehrwarte und Liftbetreiber mit angeschlossenen Freeride-Gebieten einen großen Vorteil bei der Analyse bringen, schilderte der Salzburger Unternehmer und staatlich geprüfte Berg- und Skiführer Franz Hohensinn. Er vertreibt das Tool in Österreich und Deutschland. Entwickelt und eingeführt wurde es in den USA von der Spezialfirma Avatech mit Sitz im Bundesstaat Colorado.

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Gerald Lehner

Warntafel gegen den „weißen Tod“

Graben eines Schneeprofils bald überflüssig?

„Zehn Geräte werden jetzt in Österreich in der Praxis erprobt. Darunter einige in Tirol“, sagte der Berg- und Skiführer aus Hallein (Tennengau). Die Lawinenkommission Salzburg und einige Bergführer auf dem Arlberg würden die Sonde nun testen. Im Idealfall erspare man sich das Graben eines Schneeprofils zur Bewertung der Stabilität, sagte Hohensinn.

Die digitale Sonde misst bis zu 1,5 Meter tief innerhalb weniger Sekunden die Härteunterschiede in der vorhandenen Schneedecke, die Hangneigung und die Hangausrichtung. Bis zu dieser Tiefe kann ein Skitourengeher die Schneeauflage mit seinem Gewicht noch beeinflussen und schlimmstenfalls eine Lawine oder ein Schneebrett auslösen, erklärte Hohensinn.

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Gerald Lehner

Bergretter beim Lawineneinsatz

Mehrfach digital bis ins Detail

Die von dem Minicomputer aufgenommenen Daten können samt Foto und Sprachnachricht über Bluetooth auf ein Handy übertragen und dann per SMS oder E-Mail an eine Einsatzzentrale weitergeleitet werden. Es besteht auch die Möglichkeit, die aus der Schneedecke gewonnenen Daten in das AvaNet einzuspeisen. Dort sind Auswertungen weltweit aus verschiedenen Beobachtungspunkten verzeichnet.

Auch Franzosen testen bei Montblanc

„In Chamonix zum Beispiel sind auch schon einige Sonden im Einsatz“, erzählt Hohensinn. Die Erkenntnisse aus den einzelnen Standorten können über einen freien Account eingesehen werden. Für Profis wird ein Zugang um 120 Euro im Jahr mit allen weltweit verfügbaren Karten angeboten. Die Profiversion kann auch für Tourenplanungen verwendet werden.

Nicht für Breitensport, stolzer Preis

Die Sonde kostet 2.158 Euro in Österreich und Deutschland. Sie kam im vergangenen Winter 2014/15 in den USA erstmals auf den Markt. Im Frühjahr 2015 wurde Avatech SP1 im deutschsprachigen Raum vorgestellt. Im Herbst 2015 präsentierte der Salzburger Bergführer Hohensinn die upgedatete SP2 auf der Alpinmesse in Innsbruck. Im Fachhandel ist das Gerät nicht erhältlich. Es kann bisher nur via Internet bestellt werden.

Schulungen und Produktfragen laufen über die E-Mail-Adresse info@more-hohensinn.com, „weil der normale Skitourengeher nichts damit anfangen kann“, wie der Salzburger betont: „Wir veranstalten auch LVS-Ausbildungen und Kurse. Da lernt man, wie man ein Schneeprofil lesen und interpretieren kann.“

Für Laien ohne entsprechende Erfahrung sei das Gerät nicht geeignet, so Hohensinn. Es setzt viel Fachwissen über den Aufbau der Schneedecken und die davon ausgehenden Gefahren voraus.

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Interview mit Franz Hohensinn

APA/Carina Schwab, Gerald Lehner, salzburg.ORF.at

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