Salzburger Wirtschaft besucht Iran

Im Iran erhofft sich die Salzburger Wirtschaft von der politischen und wirtschaftlichen Öffnung gute Geschäfte. Mit vielen positiven Eindrücken ist eine Salzburger Handelsdelegation nun aus dem Riesenstaat im Mittleren Osten zurückgekommen.

Eingefädelt haben die Reise das Land Salzburg, die Wirtschaftskammer und die Salzburger Standortagentur. Wer Gerüchten vertraut, wer Halbwissen glaubt, der werde den Iran wohl meiden, sagen seine Fans. Wer sich einfach darauf einlasse, der werde positiv überrascht. Das Land wolle nun nach vorne.

Salzburger Delegation im Iran und Teheran

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Salzburger Delegation in Teheran

Produzent nutzt Rohstoffe aus Salzburg

Der Salzburger Unternehmer Nick Kraguljac möchte diese Chance nutzen. Er besuchte nun Padideh Pars in Teheran. Diese Firma stellt Abfüllanlagen her. Kraguljac liefert dafür die Kunststoffe. Saeid Mosayebi von Padideh Pars freute sich über den Salzburger Besuch: „Für viele ist es fast ein Schock, wenn sie merken, dass es eine Firma wie diese hier im Iran überhaupt gibt. Aber die Medien und viel Propaganda zeichnen oft absichtlich ein falsches Bild von uns, von unserer Gesellschaft. Das muss sich ändern.“

Seine Kunststoffe schickt der Salzburger Kraguljac momentan nur über Drittländer nach Teheran. Die internationalen Sanktionen verbieten noch immer direkte Zahlungen zwischen Europa und dem Iran.

„Qualität geht vor dem Preis im Iran“

Im kommenden Jahr soll der offizielle Zahlungsverkehr wieder starten dürfen, sagt Nick Kraguljac von der Firma „Zell Metall“ in Kaprun: „Ich glaube, wenn man Iran lassen würde, dann wäre es sehr schwierig für China. Weil die Chinesen verstehen uns wieder nicht, wie man qualitativ hochwertige Geschäfte macht. Und hier im Iran geht alles um Qualität zuerst, und erst dann geht es um den Preis.“

Geschäftspartner aus Salzburg und Österreich sind im Iran gefragt. Es gibt dort eine gut ausgebildete Bevölkerung, die Mittelschicht ist mittlerweile wieder kaufkräftig. Arbeit und Aufträge gibt es allerdings noch immer zu wenig.

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Im Iran gibt es viele Skigebiete, die modernisiert werden müssen

„Vieles muss erneuert werden“

Die iranische Regierung will nun die Wirtschaft des Riesenlandes pushen, sagt Konrad Steindl von der Wirtschaftskammer Salzburg: „Es gibt fast nur alte Autos, sehr vieles zu bauen, sehr vieles zu restaurieren, und man wird viel in die Industrie investieren müssen. Es gibt dazu noch in der Nähe von Teheran sehr schöne Skigebiete. Da gibt es Lifte und Seilbahnen und weitere Infrastruktur, die wir anbieten können.“

Und der iranische Unternehmer Habibollah Fartash betont, es gebe nicht nur Kapital im Iran: „Wir haben auch gut ausgebildete Menschen. Und die Österreicher und die Deutschen haben einen sehr sehr guten Ruf bei uns in Persien.“

LH verweist auf Menschenrechtsprobleme

Und Politik ist Türöffnerin für die Wirtschaft. Unter dem neuen Präsidenten Rohani gehen diplomatische Kanäle wieder auf. Dennoch, in der Islamischen Republik regiert weiter die Religion. Sie gibt alle Töne an.

Wer diese Politik kritisiert, der bekommt Probleme, sagt Landeshauptmann Wilfried Haslauer (ÖVP): „Das ist auch ein Thema für uns, wie hier die Lage bei den Menschenrechten ist. Da kann man sicher nicht sagen, die Wirtschaft über alles. Aber mit einer verbesserten Wirtschaft wird sich im Iran die Situation auch in dieser Hinsicht entkrampfen. Es gibt Anzeichen, dass die Dinge schon jetzt liberaler gehandhabt werden. Aber natürlich gibt es weiterhin Todesurteile. Und natürlich gibt es eine politische Situation, die in dieser Form für uns in Westeuropa schwer vorstellbar ist.“

Umbrüche mit neuen Chancen

Die Mauer der Ideologie beginnt aber zu bröckeln. Der Umbruch in der Gesellschaft ist spürbar. Millionen Iraner leben in einem Spannungsfeld zwischen Tradition, Religion und Moderne. Für die Salzburger Besucher gab es einige Überraschungen, trotz der Vorbereitungen mit Reiseführern.

Der Holzhändler Georg Jung aus Maishofen (Pinzgau) sagt, es sei wohl klar, dass man Frauen nicht die Hand geben soll: „Aber in den Büchern steht, man werde keine Stöckelschuhe und keine geschminkten Frauen vorfinden. Das stimmt ja überhaupt nicht.“

Atom-Abkommen als Auslöser der Öffnung

Jahrzehntelang geächtet, bekommt der Iran von der internationalen Gemeinschaft nun neue Chancen. Das Atomkraft-Abkommen mit dem Westen soll sicherstellen, dass Iran sein Nuklearprogramm nur zivil nutzt. Im Gegenzug sollen die Handelssanktionen schrittweise fallen.

Viele Erwartungen sind hoch, ob sie zu hoch sind, das wird sich zeigen, sagt Georg Weingartner, Österreichs Handelsdelegierter in Teheran: „Es gibt im Iran 80 Millionen Menschen. Und das Land hat einen riesigen Aufholbedarf. Es ist einer der letzten wirklich großen Märkte, die noch nicht erschlossen sind. Es kommen Delegationen aus aller Herren Länder derzeit in den Iran. Und: Wenn nicht jetzt, wann dann? Das gilt auch für Österreich und Salzburg.“

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TV-Reportage aus dem Iran

ORF-Redakteurin Raffaela Schaidreiter hat sich mit der Salzburger Delegation im Land ein wenig umgesehen.

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