1.000 Flüchtlinge übernachteten in Salzburg

Rund 1.000 Flüchtlinge haben in der Nacht auf Samstag mehrere Stunden in der Tiefgarage des Salzburger Hauptbahnhofes verbracht. Bürgermeister Heinz Schaden (SPÖ) fordert deshalb die Hilfe des Bundesheeres.

Züge aus Wien hatten Freitagnacht Verspätung - so gab es keinen Anschluss mehr nach München. Erst eineinhalb Stunden vorher erfuhren die Einsatzkräfte von der Ankunft der Flüchtlinge. Da in der Bahnhofstiefgarage nur 520 Betten bereitstanden, wurde auch der Wartebereich der unterirdischen Lokalbahnstation kurzfristig zur Schlafstätte umfunktioniert. Am Bahnhofsvorplatz diente das Tragluftzelt des Roten Kreuzes zur medizinischen Versorgung.

In der Nacht wurde zudem ein Frischluftgebläse installiert, das für genügend Sauerstoff in der Tiefgarage sorgte. Zwischen vier und fünf Stunden warteten die Notreisenden auf einen Zug, der sie nach Deutschland brachte. Sie waren dankbar für die Hilfe der Einsatzorganisationen.

Einsatzkoordination muss schnell reagieren

Die vergangene Nacht zeigt, wie schnell die Einsatzkoordination auf dem Bahnhof funktionieren muss: Im Sitzungsraum des ÖBB-Gebäudes im zweiten Stock sitzen Vertreter der Polizei, des Landes Salzburg, der Stadt Salzburg und der Caritas an einem Tisch. Mindestens dreimal täglich treffen sie sich hier, besprechen die nächsten Schritte. Um 10.00 Uhr gibt es jeden Tag eine Videokonferenz mit dem Innenministerium mit den neuesten Informationen aus Wien.

Spenden

Die Caritas Salzburg veröffentlicht täglich auf ihrer Facebook-Seite, welche Sachspenden aktuell auf dem Bahnhof benötigt werden.

Landesrat Josef Schwaiger (ÖVP) koordiniert den Einsatz vondeiten der Landesregierung: „Die Herausforderung ist, dass wir oft innerhalb einer sehr kurzen Zeit entscheiden müssen - und das ist eben der Unterschied zu einer Katastrophe, die passiert und wo man in entsprechender Weise abarbeiten kann. Mit dem Unvorhergesehenen müssen wir oft von Stunde zu Stunde entsprechend reagieren.“ Im Minutentakt läuten Handys, werden Zugspläne gemailt und über Funk Anweisungen an die Kollegen am Bahnsteig weitergegeben.

Bürgermeister will Bundesheereinsatz

Nach neun Tagen teils ohne Unterbrechung auf dem Bahnhof brauchen viele Helfer aber eine Ablösung. Bürgermeister Schaden fordert deshalb die Hilfe des Bundesheeres: „Wir brauchen dringend einen Assistenzeinsatz. Die freiwilligen Helferinnen und Helfer von Rotem Kreuz und Caritas sind am Ende ihrer Kräfte." Für ein vernünftiges, dauerhaftes Versorgungssystem müsse das Heer helfen, so Schaden.

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Tiefgarage voll

Rund 1.000 Flüchtlinge übernachteten von Freitag auf Samstag im Salzburger Hauptbahnhof. Die Helfer seien am „Ende ihrer Kräfte“.

Auch Landesrat Schwaiger will, „dass wir das bis in die Nachmittagsstunden mit Wien klären. Wir brauchen jetzt Verstärkung für eine 24-Stunden-Betreuung - und das an sieben Tagen pro Woche. Das ist mit Freiwilligen alleine nicht mehr zu gewährleisten. Die gehen schon weit über die Grenze.“ Oberst Gerhard Funk vom Salzburger Militärkommando bestätigt, dass sich das Heer auf einen derartigen Einsatz bereits vorbereite. Wann dieser allerdings startet, sei noch unklar.

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