Pinzgauer an NS-Massenmorden beteiligt

Ein Nationalsozialist aus Saalfelden (Pinzgau) hat im jüdischen Ghetto von Lodz (Polen) die Finanzen der Nazi-Obrigkeit verwaltet. Der Beamte Walter Genewein war auch an der Organisation von Massenmorden beteiligt. Das Kunsthaus Nexus in Saalfelden zeigt nun Fotos.

Die Bilder aus dem Nachlass des Pinzgauer NS-Funktionärs und Beamten werden in dieser Ausstellung mit denen konfrontiert, die jüdische Gefangene des Ghettos gemacht haben.

Gegensätzliche Stile der Bilder

Die Fotografien aus den Kameras dieser Opfer der Nazis, die den Alltag im Ghetto Lodz hautnah erlebt haben, dokumentieren im Gegensatz zu denen von Genewein den Hunger und das Elend, den beengten Lebensraum sowie Deportationen in die Vernichtungslager.

Walter Genewein NS-Täter aus Saalfelden im Ghetto Lodz Polen

ORF

Walter Genewein aus Saalfelden, Finanzchef des Ghettos Lodz, managte auch die Todeskommandos von Chelmno

Historiker Bertrand Perz von der Universität Wien hat viel auf den Spuren der Opfer und des NS-Täters Genewein geforscht und dokumentiert: „Einige jüdische Insassen des Lagers mussten oft im dienstlichen Auftrag fotografieren, für die von den Nazis kontrollierte Lagerführung. Aber sie haben diese Zeit selbst als extreme Ausnahme erlebt, wussten nicht, ob sie überleben werden. Deshalb haben sie alles dokumentiert, was möglich ist.“

„Ganz direkt am Massenmord beteiligt“

Im harten Kontrast dazu stehen die eher propagandistischen Farbfotos, die der aus Saalfelden gebürtige Beamte Walter Genewein im Vorfeld und während des Holocaust aufgenommen hat. Er war seit 1940 Leiter der Finanzabteilung im Ghetto und fotografierte im Auftrag der nationalsozialistischen Verwaltung.

Geneweins Blick ist distanziert. Seine Dias sollen der NS-Bürokratie zeigen, wie gut alles in dem Ghetto funktioniert, so Historiker Perz: „Über seinen Schreibtisch ging alles, was in diesem Ghetto rein- und rausgegangen ist und die Finanzabteilung betraf. Diese war aber auch zuständig für die Tötungskommandos im Vernichtungslager Chelmno, wo viele Juden aus Lodz ermordet wurden. Auch das ging über seinen Schreibtisch. Walter Genewein war ganz direkt beim Massenmord an Juden mit verantwortlich.“

Jüdisches Ghetto Lodz Dias von Walter Genewein NSDAP Nazis Holocaust

Jüdisches Museum Frankfurt am Main

Ausschnitt aus einer Übersicht aus Geneweins Dias. Er hat mehrere hundert angefertigt

Nie gerichtlich belangt, angesehener Bürger

Der Beamte aus Saalfelden leugnete 1947 bei seinem Prozess vor dem Volksgericht der von den Alliierten befreiten Republik Österreich, dass er sich an Wertgegenständen von Juden bereichert habe. Er wurde - wie meisten gefassten NS-Täter in Österreich und Deutschland - freigesprochen und starb als angesehener Salzburger Bürger.

Im Ghetto von Lodz starben insgesamt 43.000 Menschen an Krankheiten, Unterernährung, Folter und anderen Übergriffen. Rund 100.000 wurden in Vernichtungslager deportiert und dort ermordet.

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