Ende der Milchquote: Gemischte Stimmen

Österreichs Milchwirtschaft sehe dem Ende der Milchquote am 31. März mit „vorsichtigem Optimismus“ entgegen, sagt Helmut Petschar, Präsident der Milchverarbeiter (VÖM). Die IG-Milch, ein Zusammenschluss unabhängiger Bauern, sieht dagegen die Entwicklung äußerst kritisch.

Milchkühe bei der Kuh Zuchtmesse in Maishofen

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Milchkühe

Am 31. März wird der Milchmarkt in der EU freigegeben. Damit fallen auch die bisher festgelegten Abgabemengen, mit denen jeder Bauer fix rechnen konnte - auch die kleinen Betriebe, die höchste Qualität produzieren.

Nun befürchten einige Experten, dass sich industrielle Milchwirtschaft mit Massenproduktion über Dumpingpreise durchsetzen werde. Kleine hätten kaum noch Chancen. Andere Fachleute rechnen mit neuen Möglichkeiten.

VÖM: „Anstieg der Produktion“

Von der allgemeinen Entwicklung betroffen sind auch die Molkereien und Käsereien: „Die Betriebe haben sich gut vorbereitet und investiert“, betonte dagegen Petschar, Präsident der Vereinigung Österreichischer Milchverarbeiter (VÖM), am Donnerstag bei einem Pressegespräch in Salzburg. Er rechne mit einem nachhaltigen Anstieg der Milchproduktion in Österreich.

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Künftig Masse statt Klasse?

Schon 2014 sei die Produktion trotz der Russland-Krise um 4,4 Prozent auf über drei Milliarden Kilogramm gestiegen. Ausschlaggebend für die weitere Entwicklung der Produktionsmenge sei allerdings der Milchpreis. „Im letzten Quartal 2014 sind die Preise etwa deutlich nach unten gegangen, im Jänner haben wir dann gesehen, dass im Vergleich zum Vorjahr weniger Milch angeliefert wurde“, so Petschar. Mittlerweile habe sich der Preis aber wieder stabilisiert.

Die Euter der Hochleistungs-MMilchkühe

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Manager befürchten keinen Qualitätsverlust

„Wir setzen nicht auf Billig- und Massenprodukte. Der Weg zum Erfolg führt über die Qualität“, betont auch der Präsident der Landwirtschaftskammer Österreich, Hermann Schultes. Österreichische Milch könne mit flächendeckender Gentechnikfreiheit, Regionalität und einem hohen Anteil an Spezialmilchsorten wie Biomilch, Heumilch oder Wiesenmilch punkten: „99 Prozent der heimischen Milch wird in den besten Qualitätskategorien produziert.“

Die Kuh Faironika

IG-Milch

Seit Jahren kämpft die IG-Milch für faire Erzeugerpreise

IG-Milch: „Große fressen Kleine“

Österreichs unabhängige Milchbauern von der IG-Milch schätzen die Lage völlig anders ein. Ihr Sprecher ist der Salzburger Landwirt Stephan Scheipl: „Der Traum der wachstumswilligen Betriebe, dass mit dem Auslaufen der Quote dieses Wachsen nun leistbar werde, das wird nun zum Bumerang. Die Preise würden weiter sinken.“ Gleichzeitig würden Futter und Pacht weiter teurer: „Es wird sich nicht der durchsetzen, der am besten, gerechtesten, nachhaltigsten und umsichtigsten arbeitet. Das Kommando übernehmen nun die, die sich und ihre Familien am meisten ausbeuten, die mit überhöhten Pachtpreisen den Grund an sich binden, die mit allen erlaubten und unerlaubten Mitteln die Produktion intensivieren und sich damit in große Abhängigkeiten treiben lassen.“

Man müsse befürchten, sagt Scheipl, „dass es zu einem Hauen und Stechen zwischen Groß und Klein, zwischen nachhaltig und ausbeuterisch und zwischen besonnen und halsbrecherisch führt. Dieser Weg der EU führt in die Sackgasse.“

Molkereien und Kammer sehen Chancen

Beim Verband der Milchverarbeiter und bei den Landwirtschaftskammern herrscht dagegen Optimismus, was künftige Experten von Milch und Milchprodukten betrifft. Im Jahr 2014 lag der Exportanteil bei 48 Prozent, zuletzt wurde in 101 Länder geliefert. Zugleich rechnet Kammerpräsident Schultes mit einer Entspannung auf dem russischen Markt: „Dort herrscht hoher Bedarf an Butter und Käse.“ Langfristig werde auch das Wachstum der Weltbevölkerung und die hohe Nachfrage in China eine Rolle spielen. Allerdings habe die in Österreich produzierte Menge keinerlei Bedeutung für den Weltmarkt: „Österreich macht kein Geschäft, in dem es die Welt mit Milch überschwemmt, sondern mit Qualität.“

Wie wird Handel reagieren?

Für Schultes übt der Handel zwar ohne Zweifel einen spürbaren Druck auf Produzenten und Verarbeiter aus. Trinkmilch werde aber hierzulande nicht als Lockartikel zu Dumpingpreisen verkauft. „Der Handel ist ein wichtiger Partner, wenn es darum geht, heimische Qualität an den Konsumenten zu bringen“, betont auch Petschar.