99-jähriger Bruder des Untersberg-Toten spricht

Der im Herbst aus dem Untersberg bei Salzburg geborgene Tote hat einen noch lebenden Halbbruder. Der heute 99-jährige Ferdinand Kammerer hätte sich nie gedacht, dass der Tod seines älteren Bruders im März 1929 noch jemals geklärt wird.

Ferdinand Kammerer ist Jahrgang 1915 und damit acht Jahre jünger als sein verstorbener Halbbruder Karl. Der damals 22-jährige Karl war am 18. März 1929 auf dem Untersberg bei einer Skiabfahrt verschwunden. Damals wurde lange nach ihm gesucht, erinnert sich heute Ferdinand Kammerer: „Wir sind mit meinen Schulkameraden, mit meinen Turnvereinkameraden fast jeden Sonntag auf den Untersberg gegangen und haben zwischen den Latschen gesucht - ungefähr zwei Jahre lang. Sportflugzeuge haben die Felsen abgeflogen - Hubschrauber hat es ja noch nicht gegeben.“

Der 99 Jahre alte Ferdinand Kammerer

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Ferdinand Kammerer hätte sich nie gedacht, dass der Tod seines Halbbruders noch einmal aufgeklärt wird

„Wer denkt nach 85 Jahren noch an eine Klärung?“

Karl Kammerer dürfte bei einer Skiabfahrt in eine Doline gestürzt sein. Im Herbst vergangenen Jahres wurden seine sterblichen Überreste von Höhlenforschern entdeckt und am 11. November dann geborgen - mehr dazu in Skelett aus Untersberg geborgen (salzburg.ORF.at; 11.11.2014)

Ferdinand Kammerer rechnete nicht mehr damit, dass das Schicksal seines Halbbruders Karl noch geklärt werden könnte: „Wer denkt nach 85 Jahren noch daran, dass es noch eine Klärung gibt? In meinem Alter ist das natürlich ein bisschen schwer zu verkraften.“

Karl Kammerer auf einem Foto aus den 1920ern

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Karl Kammerer auf einem alten Foto aus den 1920er-Jahren

Knifflige Rekonstruktion des Familien-Stammbaums

Erst am Donnerstag konnte das Skelett eindeutig der Familie Kammerer zugeordnet werden, schildert Franz Neuhuber, Leiter des DNA-Labors an der Gerichtsmedizin: „Die Schwierigkeit lag nicht in der Untersuchung der Knochen - die waren relativ gut erhalten -, sondern in der Rekonstruktion des Stammbaumes der Verwandten des Verstorbenen. Hier gab es Befunde, die nicht zusammenpassten - und die konnten nunmehr durch die Überprüfung einer Halbschwester des Toten geklärt werden.“

Karl Kammerer auf einem Foto aus den 1920ern

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Karl Kammerer starb bei einer Abfahrt vom Untersberg

Die Übereinstimmung der genetischen Merkmale beträgt 99,99 Prozent, sagt Edith Tutsch-Bauer, Leiterin der Salzburger Gerichtsmedizin: „Jede Identifizierung ist wichtig. Wenn jemand nicht identifiziert, bleibt immer die große Unsicherheit. So ist es uns gelungen, eine Familiengeschichte zu vervollständigen.“ Nun ist die Familie dabei, das Begräbnis für Karl Kammerer zu planen - beinahe 86 Jahre nach dessen Tod im März 1929.

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