Polizei zerschlug mutmaßliche Bande

In einer großangelegten Aktion hat die Salzburger Polizei am Freitagfrüh zehn Mitglieder einer mutmaßlichen Bande festgenommen, die vor allem im Pongau über Monate hinweg ihre Opfer terrorisiert und zum Teil schwer verletzt haben sollen.

Bei dem Zugriff um 5.00 Uhr schlugen zeitgleich 16 Teams mit 120 Beamten zu. Bei der Durchsuchung von Wohnungen und Pkw wurden zahlreiche verbotene Waffen gefunden. Bei den Verdächtigen handelt es sich um Jugendliche und junge Erwachsene im Alter von 18 bis 20 Jahren, die aus der Türkei, Serbien, Kroatien, aus dem Kosovo und aus Österreich stammen.

„Sie sind alle im Pongau aufgewachsen und sprechen Dialekt“, sagte Albert Struber, Chef des Landeskriminalamts, am Freitag bei einer Pressekonferenz. Insgesamt werden der Gruppe derzeit drei Dutzend Delikte angelastet, die von Sachbeschädigung, Drohung und Nötigung bis hin zu absichtlich schwerer Körperverletzung reichen.

Autos gestoppt und Insassen malträtiert

Ein Opfer wurde zum Beispiel mit einem Schlagring schwer im Gesicht verletzt und trug ein Loch im Trommelfell davon. „Die Verdächtigen sind immer in der Gruppe aufgetreten, meist zu viert oder mehr“, sagte Struber. Unter anderem hätten sie auf der Bundesstraße Fahrzeuge ihrer Opfer überholt, dann massiv abgebremst, um die Autos zu stoppen und in der Folge Lenker und Insassen zu malträtieren. Zum Handkuss kamen dabei vor allem Jugendliche, die ebenfalls unterschiedlicher Abstammung waren.

„Die Straftaten waren aber nicht aufgrund der Herkunft motiviert. Wer gegen einen in der Gruppe war, bekam es mit Repressalien Aller zu tun“, sagte Marcus Neher, Sprecher der Staatsanwaltschaft Salzburg.

Mit Krummsäbeln bedruckte Kapuzenpullis getragen

Die Mitglieder der Bande - die Polizei wertet sie als kriminelle Vereinigung - traten in beschrifteten und mit zwei gekreuzten Krummsäbeln bedruckten Kapuzenpullis auf und nannten sich offenbar in Anlehnung an ein mexikanisches Drogenkartell „La Familia“. Einer der Rädelsführer gab sich selbst den Spitznamen „Escobar“. „Es gibt aber derzeit keine Anhaltspunkte davor, dass es sich bei den Verdächtigen um Suchtgifthändler handelt“, so Neher. „Es ging ihnen offenbar eher um den Angst und Schrecken, den eine solche Organisation verbreitet.“

Kapuzensweater mit Krummsäbeln

Polizei

Die Mitglieder trugen solche Kapuzenpullis mit gekreuzten Säbeln

Der Salzburger Polizeidirektor Franz Ruf sprach von einem „Zeichen gegen die Entwicklung einer kriminellen Parallelgesellschaft“. Der Zugriff sei notwendig geworden, weil eine Eskalation gedroht habe. Seit Anfang 2014 hatten die Straftaten der Bande zugenommen, sowohl was ihre Zahl als auch die Schwere der Delikte betraf. Die Polizei ist jedoch sicher, alle Mitglieder der Bande erwischt zu haben.

Etliche Waffen sichergestellt

Insgesamt werden der Vereinigung 15 Burschen zugerechnet, die Staatsanwaltschaft ordnete aber nur in zehn Fällen Haftbefehle an. Die Festnahmen seien ohne Probleme verlaufen. „Wir hatten den Überraschungsmoment auf unserer Seite, es gab keine Gegenwehr“, sagte Struber. Bei 18 Hausdurchsuchungen und der Untersuchung von 18 Autos stieß die Polizei auf eine Reihe von Waffen, darunter drei Gaspistolen, einen verrosteten alten Revolver, Wurfsterne, Kampfmesser, eine Schlagrute und Schlagringe.

Gegen zwei der Beschuldigten ist übrigens ein Verfahren anhängig, weil sie sich am 23. Juli in Bischofshofen am Platzsturm bei dem Fußballspiel-Freundschaftsspiel von Maccabi Haifa gegen OSC Lille beteiligt haben sollen.

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